Serie nach wahrem Fall:Schlimmer Opa

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Begegnung der unheimlichen Art: Fauna Hodel (India Eisley) trifft auf ihren Großvater George Hodel (Jefferson Mays), einen der Verdächtigen im Fall „Black Daliah“. (Foto: TNT)

"I Am the Night" erzählt vom berüchtigten Mord an Elizabeth Short alias Black Dahlia. Fauna Hodel ergründet die Geschichte um ihren Großvater George, einen der Hauptverdächtigen.

Von Kathrin Hollmer

Im Jahr 1947 wurde Elizabeth Short in Los Angeles tot aufgefunden. Die Leiche der 22-Jährigen war an der Hüfte zerteilt und auffällig drapiert. Die Zeitungen nannten die junge Frau mit den dunklen Haaren "Black Dahlia". Der bis heute ungelöste Mord diente schon öfter als Stoff für Filme und Bücher. Jetzt also noch eine Serie.

Der Pay-TV-Sender TNT setzt I am the Night 1965 an. Erzählt wird aus der Perspektive von Fauna Hodel, die als Pat Lee in einem Armenviertel in Reno, Nevada, aufwächst. Die Menschen sind damals streng nach Hautfarben getrennt. Pat ist weiß, ihre Mutter schwarz, darum sitzt sie in der Mensa am Tisch für schwarze Schüler. Die Mutter hat Pat ihr Leben lang erzählt, sie sei "gemischtrassig". Den Grund für die Lüge erfährt Pat erst, als sie herausfindet, dass sie adoptiert wurde und eigentlich Fauna Hodel heißt. In Los Angeles sucht sie ihre leibliche Familie.

Fauna Hodels Großvater, der Arzt George Hodel, war damals einer der Hauptverdächtigen im "Black Dahlia"-Mord. Es gab Gerüchte, dass er eine illegale Abtreibungsklinik betrieben hat, mehrmals stand er auch unter Mordverdacht. Nach und nach erfährt Fauna in der Serie von der dunklen Vergangenheit ihrer Familie. Die Fiktion entfernt sich teilweise von der Realität, aber viele Details gab und gibt es so auch in Wirklichkeit. Gedreht wurde unter anderem in der echten, Maya-Tempel-artigen Villa von George Hodel. In der Serie feiert er dort Orgien mit Maskierten, bei denen nicht alles einvernehmlich und legal ist, wie der Inzest mit seiner Tochter, der angedeutet wird. In der Serie sammelt George Hodel surreale Gemälde von zerteilten Frauenkörpern.

Die Regisseurin Patty Jenkins, die Monster mit Charlize Theron und vor zwei Jahren Wonder Woman ins Kino brachte, führt in den ersten beiden Folgen der sechsteiligen Noir-Serie Regie. I am the Night basiert auf Fauna Hodels Biografie; bevor diese 2017 starb, traf Jenkins sich mit ihr.

Leider verlässt sich die Serie nicht auf die Perspektive von Fauna. Stattdessen stellt man ihr eine fiktive Person zur Seite, den Veteranen und Paparazzo Jay Singletary. In einem Artikel beschuldigt er George Hodel als "Black Dahlia"-Mörder, kann das aber nicht beweisen. Seine Karriere ist seitdem zerstört, der Fall lässt ihn aber nicht los. Er sucht nach Beweisen, sie nach ihrer Familie - so treffen sie sich.

Chris Pine, mit dem Jenkins schon bei Wonder Woman zusammengearbeitet hat, spielt den Journalisten Jay so comicartig überzeichnet, dass er India Eisley als Fauna in den Schatten stellt. Die bleibt naiv und distanziert. Einzig Jefferson Mays' subtil unheimlicher George Hodel sitzt. Die historischen Aufnahmen im Abspann lösen den Schauer aus, den wahre Verbrechen nun mal auslösen. Dafür braucht es kein Chichi.

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© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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