Österreich:Wiener Comeback

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Meister der "Message Control", angeblich mit neuem Stil: Sebastian Kurz' früherer Sprecher Gerald Fleischmann koordiniert nun die Pressearbeit der ÖVP. (Foto: Eibner-Pressefoto/EXPA/Michael Gruber/imago/Eibner Europa)

Vielleicht war er nie weg: Sebastian Kurz' früherer Sprecher soll die strategische Kommunikation der österreichischen Kanzlerpartei verantworten.

Von Cathrin Kahlweit

Es gibt erstaunliche Karrieren in der Welt der Pressesprecher - und es gibt sehr erstaunliche. Erstaunlich ist es zum Beispiel, wenn für eine Partei plötzlich Journalisten sprechen, die immer beteuert hatten, sie seien völlig apolitisch. Das kommt häufiger vor. Weit erstaunlicher allerdings: Wenn ein Pressesprecher ein Überzeugungstäter war, als Mann fürs Grobe galt, mit seinem Chef aufstieg und unterging, zudem mit Ermittlungen wegen Untreue und Bestechlichkeit konfrontiert ist, unter anderem deswegen seinen Posten verlassen musste und an niederer Stelle geparkt wurde - und wenn er dann plötzlich, wie Phönix aus der Asche, wieder ganz oben und ganz vorn steht. Als Sprecher der Partei des Kanzlers etwa, zuständig für strategische Kommunikation.

So ein Fall ist der des Österreichers Gerald Fleischmann, zuletzt Mitarbeiter der Fraktion der ÖVP im Parlament. Am Mittwochnachmittag wurde bekannt, dass Kanzler Karl Nehammer den 48-Jährigen, der zum engsten Kreis seines Vorgängers Sebastian Kurz gehört hatte, zurückberufen hat auf einen zentralen Posten in der Medienarbeit der Regierungspartei. Selbst in der ÖVP waren viele überrascht und nicht alle begeistert. Die Bundespartei werde schon wissen, was sie da tue, oder "kein Kommentar", so zitiert die Kronen Zeitung einige Landespolitiker. Vom grünen Koalitionspartner hieß es, "das fragwürdige Bild, das dadurch nach außen" entstehe, sei "verheerend". Die ÖVP müsse das aber selbst verantworten.

Fleischmann war der Inbegriff der verrufenen "Message Control"

Verantworten muss das erst einmal Kanzler und Parteichef Nehammer selbst, der eine Entscheidung traf, die man durchaus als Provokation bezeichnen kann. Fleischmann war der Inbegriff jener verrufenen "Message Control", für die Kurz berühmt war - also für den Zu- und Durchgriff in die Medien, für massive, teils persönliche Angriffe und Anrufe, wenn Artikel oder Berichte sehr kritisch gerieten. Nun ist er wieder da. Aber vielleicht war er auch nie weg; er habe, hieß es, in der Fraktion weiter die Strippen für und mit Kurz gezogen.

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Fleischmann selbst soll versichert haben, der alte Ton und die alten Methoden würden nicht zurückkehren. Er wolle, wiederum laut Krone, einen "modernen crossmedia-Newsroom aufbauen". Pressearbeit, digitale Kommunikation und Mitgliederkommunikation würden gebündelt. Spätestens allerdings, wenn Anklage gegen Kurz, Fleischmann selber und andere Ex-Kollegen wegen frisierter Umfragen und veruntreuter Steuergelder erhoben werden sollte, müsste er vielleicht doch noch einmal zurücktreten.

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