"Roar" bei Apple TV +:Alles ist möglich

Lesezeit: 2 min

Wird bald die Einzige sein, die sich noch an ihr Leben erinnert: Nicole Kidman in einem Kurzfilm der Reihe "Roar". (Foto: Apple TV+)

Nicole Kidmans Serie "Roar" bei Apple TV + erzählt auf magische Art von Frauen. Aber ist das feministisch?

Von Susan Vahabzadeh

Roar ist keine fortlaufende Serie, sondern eine Reihe aus acht Kurzfilmen, die auf Kurzgeschichten von Cecelia Ahern ( P.S. Ich liebe Dich) basieren, alle inszeniert von Regisseurinnen, und es geht, könnte man sagen, immer irgendwie um Frauen. Irgendwie, genau. Darum, so Ahern, "was es heißt, eine Frau zu sein". Gibt es einen roten Faden? Am ehesten wäre es der, dass Frauen Menschen sind, die auch in der größten Krise noch an sich herumschminken oder -frisieren. Mehrere Episoden hintereinander, die das unreflektiert abbilden, entwickeln dann den Beigeschmack eines üblen Stereotyps, das alle feministischen Ambitionen unterläuft, die Produzentin Nicole Kidman gehabt haben mag. Das ist ein bisschen schade, denn manche der acht Filme sind ganz schön - die Aneinanderreihung aber tut ihnen gar nicht gut.

Der erste, "The Woman Who Disappeared", ist einer der besten: Da kommt eine Autorin nach Los Angeles, weil eine Filmfirma ihr Buch kaufen will, und beim ersten Widerspruch wird diese schwarze Frau für die weißen Männer um sie herum unhörbar, egal wie laut sie schreit, und bald können sie sie auch nicht mehr sehen, meckern, dass sie sich aus dem Staub gemacht habe, obwohl sie neben ihnen steht, und verfahren mit ihrem Buch, wie es ihnen beliebt.

Man muss magischen Realismus schon sehr lieben, um bei der Stange zu bleiben

Die kleinen Filme sind hochkarätig besetzt - in einer ziemlich geradlinig erzählten Geistergeschichte spielt Alison Brie ein untotes Mordopfer, in einer anderen, die ganz hervorragend funktioniert, sieht man Kidman selbst als eine Frau, die bald die einzige sein wird, die sich noch an ihr Leben erinnert und sich alte Fotos in den Mund stopft, bis die Erinnerungen um sie herum zum Leben erwachen wie Halluzinationen. Die Serie beschwört den magischen Realismus, aber den muss man sehr lieben, um noch bei der Stange zu bleiben, wenn sich in einer Episode eine Frau mit einem Erpel einlässt.

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Die Folgen dauern jeweils eine halbe Stunde, und die Titel sind oft tatsächlich die Synopse: Ihre Tochter solle lieber schön sein als klug, sagt eine Mutter am Beginn der Episode "The Woman Who was Kept on a Shelf". Die Tochter wird Model, und vom Laufsteg hinuntergepflückt von einem Millionär. Der steht bald in seinem palastgleichen Arbeitszimmer und baut eigenhändig eine Ablage, die gerade groß genug ist, damit seine neue Ehefrau sich darauf räkeln kann. Nun sitzt sie also da oben auf dem Regal, jeden Tag in einer neuen Ballrobe, perfekt frisiert, jahrelang, auch nachts.

In Roar geht eben alles, weil, na ja, magischer Realismus. Als sie endlich in die Tiefe springt, weil ihr Mann längst entschwunden ist und den Raum nicht mehr betritt, kann sie nicht mehr richtig laufen. Von unten betrachtet schwebt sie höchstens in zwei Metern Höhe, von oben aber sind es mindestens fünfzig - das ist dann auch der einzige Moment in dreißig Minuten, in dem dieser Film der titelgebenden Metapher von der alleingelassenen Trophäengattin etwas hinzuzufügen hat. Dreißig Minuten sind kurz - aber für einen einzigen Gedanken dann doch zu lang.

Roar , acht Folgen, auf Apple TV+.

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