Richard Plepler tritt als Chef von HBO zurück. Die Meldung verursacht ein Erdbeben in der US-Unterhaltungsbranche. Plepler hat das amerikanische Pay-TV-Unternehmen mehr als 27 Jahre lang gestaltet und sechs Jahre lang geleitet, er hat popkulturelle Phänomene wie das Fantasy-Drama Game of Thrones, die Sitcom Veep oder die politische Late-Night-Show Last Week Tonight With John Oliver genehmigt, er hat das Unternehmen durch das frühe Einführen von Streamingvarianten und Immer-und-überall-Optionen in die digitale Gegenwart geführt, und er hat mutige Entscheidungen getroffen wie etwa jene, den umstrittenen Dokumentarfilm Leaving Neverland über Missbrauchsvorwürfe gegen Michael Jackson an diesem Wochenende trotz einer 100-Millionen-Dollar-Klage der Nachkommen auszustrahlen.
Ausgelöst wurde dieses Beben - und ein zweites am Donnerstag, bei dem David Levy, Chef des Medienkonzerns Turner, ebenfalls seinen Rücktritt erklärte - durch ein Gerichtsurteil: Der Telekom-Gigant At&T darf den Medien-Giganten Time Warner für 85 Milliarden Dollar übernehmen und in WarnerMedia umbenennen. Das hat ein Berufungsgericht in dieser Woche entschieden und damit eine Klage des Justizministeriums von Präsident Donald Trump abgewiesen. Die Übernahme, die bereits nach einem ersten Gerichtsentscheid im Juni vergangenen Jahres vollzogen worden ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.
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Der amerikanische Telekom-Riese schließt sich mit dem Kino- und Fernsehkonzern zusammen. So entsteht ein Konzern, wie ihn die Medienwelt noch nicht gesehen hat.
Turner und HBO gehören beide zu WarnerMedia, wie auch der TV-Sender CNN und das Filmstudio Warner Bros, und dessen Chef John Stankey hatte bereits im vergangenen Jahr umfassende und möglicherweise schmerzhafte Entscheidungen angekündigt. Ein Gespräch mit HBO-Angestellten damals wurde der New York Times zugespielt, Stankey soll gesagt haben: "Es wird sich anfühlen wie die Geburt eines Kindes: Hinterher wird man liebevoll und zärtlich darüber sprechen, doch währenddessen wird man sich nicht so toll fühlen." Auf den Hinweis von Plepler damals, dass HBO profitabel sei, soll Stankey geantwortet haben: "Schon, aber nicht genug."
Stankey soll in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Bob Greenblatt stehen, der im vergangenen Herbst als Chef von NBC Entertainment aufgehört hat. Der soll bereits von der kommenden Woche an ein Konglomerat leiten aus HBO, Turner und einem geplanten Streamingservice für mehrere Kanäle, der letztlich mit Netflix konkurrieren soll - und mit den geplanten Projekten von Disney, Comcast und einer noch immer möglichen Vereinigung von CBS und Viacom. "Richard durfte autonom agieren, das war ein Grund für den Erfolg von HBO - diese Freiheit genoss er nun nicht mehr", zitiert das Branchenblatt Vanity Fair einen Bekannten von Plepler. Es gehe weniger um die Konzernstrategie oder die Personalie Greenblatt: "Er hat einen Punkt in seiner Laufbahn erreicht, an dem er auf die Autonomie, die er sich erarbeitet hat, nicht mehr verzichten möchte."
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Plepler, 59, gilt nicht nur als vernetzter Stratege mit einem Gespür für gesellschaftlich und popkulturell relevante Inhalte - er steigerte in seiner Zeit als Chef die Zahl der Abonnenten um 40 Millionen und den Jahresumsatz um 40 Prozent auf derzeit 6,6 Milliarden Dollar, es gab insgesamt 165 Emmy Awards -, sondern auch als bei Mitarbeitern außerordentlich beliebter Bonvivant, der Angestellte zu den oftmals ausschweifenden HBO-Partys einlud und auch Praktikanten dazu aufforderte, Ideen vorzubringen. "Ihr werdet das Vermächtnis bewahren", schrieb Plepler in seiner Abschiedsmail an die Mitarbeiter: "Ich werde euch immer lautstark anfeuern, nun eben von außerhalb des Hauses."