Pressestimmen zum Tod von Königin Elizabeth II.:"Das Ende einer Ära"

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Auf den britischen Titelseiten ist das Motiv am Freitagmorgen klar: Königin Elizabeth II. (Foto: Jon Super/AP)

"Ultimative Matriarchin", Großbritanniens Fels, eine gigantische Figur: Wie die internationale Presse den Tod der Queen kommentiert.

Sie war mehr als 70 Jahre auf dem britischen Thron, hat Kriege, Krisen und Skandale erlebt. Am Donnerstagabend verkündet Moderator Huw Edwards auf BBC News die Nachricht vom Tod der Queen. Im Anschluss spielte der Sender die Nationalhymne.

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Im eigenen Land trauern die Zeitungen. So trauert der Guardian um die "ultimative Matriarchin, die ihre Macht leise und kunstvoll ausübte". Queen Elizabeth II. habe den seltenen Trick einer Frau angewandt: tiefgreifenden Einfluss auszuüben, ohne einen Backlash auszulösen. "Sie normalisierte nicht so sehr die Vorstellung von einer Frau an der Macht, sondern ließ die Nation genau das weitgehend vergessen, während sie sich die Fähigkeit bewahrte, erwachsene Männer mit einem Blick erstarren zu lassen." In einem

weiteren Kommentar wird befürchtet, Großbritannien stehe vor einer Spaltung. "Der Tod von Queen Elizabeth II. in Balmoral trifft eine zwar darauf vorbereitete, aber trotzdem schockierte Nation. Es ist wichtig, dass die unruhige Politik und die verletzte Zivilgesellschaft diesem Ereignis so ruhig und sensibel wie möglich begegnen, weil dieses Ereignis politisch und verfassungsrechtlich noch Jahre nachklingen wird."

Am eindrücklichsten ist das Cover des Time Magazine, auf dem eine 42-jährige Elizabeth II. im dunkelblauen Admiralsmantel steht, ein Ansatz von Lächeln im Gesicht, ohne die Pose oder das Tamtam einer Königin - und in dieser Schlichtheit wirkt sie erst recht königlich. Oft wurde das Motiv als "zeitlos" bezeichnet. Aufgenommen hat das Bild der britische Mode-, Porträt- und Kriegsfotograf Sir Cecil Beaton. Beaton, der 1980 verstorben ist, wollte die Queen in einer Reihe an Aufnahmen "stark, klar und mutig" darstellen.

"Stark, klar und mutig" wollte der Fotograf Queen Elizabeth II. auf diesem Bild von 1968 darstellen. (Foto: Cecil Beaton/TIME)

Die britische Times beklagt: "Unsere Schuld ihr gegenüber ist unbezahlbar". Die Queen sei Großbritanniens Fels gewesen, in Zeiten von Triumph, Tragödien und Krisen.

Mit "Elizabeth II., eine Souveränin geht in die Geschichte ein" verabschiedet sich Le Monde von der britischen Monarchin. "Der Schock über das Ableben von Elizabeth II. wird weltweit und insbesondere in den fünfzehn Staaten, deren Souveränin sie war, als weiteres Zeichen für das Ende einer Ära zu spüren sein. Für die Briten weckt das gefürchtete Ereignis auch Ängste vor einem Prestigeverlust in einer Zeit, in der das Land mit einer schweren sozialen und wirtschaftlichen Krise zu kämpfen hat."

Mit klaren Worten gegen den neuen König kommentiert La Repubblica den Tod der Queen: "Wenn die Trompeten verstummen und die Kutschen wieder in den Gärten der Königsschlösser geparkt sind, beginnt die eigentliche kollektive Besinnung. Theoretisch wird ein neuer König das Volk anführen, eine alte, barsche und leidenschaftslose Gestalt, die - und das ist wichtig - von einer neuen Königin, der Ex-Konkubine Camilla begleitet wird, deren Beförderung von einem Volk, das so sehr Diana an der Seite von Charles bevorzugt hätte, nicht allumfassend akzeptiert wurde. Die wahren Protagonisten der neuen Phase der Monarchie und diejenigen, die entscheiden werden, welches Ende sie nehmen wird, werden die Untertanen sein."

Vor allem für Nachfolger König Charles III. dürfte es schwierig werden, schreibt die spanische El Mundo: "Es ist schwierig, die historische Dimension einer so gigantischen Figur wie Elizabeth II. zu erfassen. (...) Es war ihr persönliches Prestige, das die Krone stützte, als Skandale ihre eigene Familie erschütterten, insbesondere die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen gegen ihren Sohn Prinz Andrew. (...) Es ist nun die Zeit ihres geduldigen Sohnes Charles, der im Alter von 73 Jahren den Thron besteigt. Hoffen wir, dass das Beispiel seiner Mutter ihm dabei helfen wird, das Vereinigte Königreich in diesem stürmischen 21. Jahrhundert mit der gleichen Gewissheit und Sicherheit zu führen. Schließlich ist das die Aufgabe der Monarchie in unserer Zeit: Sie soll eine institutionelle Sicherheit bieten, die vom ungewissen Auf und Ab der Geschichte unberührt bleibt."

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Von Philipp Saul

Die norwegische Zeitung Aftenposten schreibt: "Die Geschichte von Queen Elizabeth ist mehr als nur die Erzählung eines Landes. Sie handelt davon, wie ein Mensch nationale Traditionen und Symbole in sich als Person tragen kann. Niemand stand so lange und so unbeirrt im gnadenlosen Rampenlicht wie sie. Das Gesicht und die Gestalt der Königin, die farbenfrohen Kostüme und Hüte, die kleine Tasche an ihrem Arm, sind in allen Ecken der Welt bekannt. Sie war wahrscheinlich die berühmteste Person auf dem Planeten. Niemand war auf die gleiche Weise wie sie ein globales Symbol der Hingabe zur Würde, Pflicht und Berufung. Deshalb wurde sie auf der ganzen Welt geliebt und bewundert."

In der niederländischen Zeitung De Telegraaf heißt es: "Mit dem Ableben von Königin Elizabeth II. ist ein Zeitalter zu Ende gegangen. Die Monarchin war für viele Briten ein Fels in der Brandung, ein Faktor für Stabilität in unruhigen Zeiten. Je länger sie auf dem Thron saß, desto mehr wurde sie auch weltweit zur Ikone. (...) Nun sind alle Augen auf ihren Sohn Charles gerichtet, der 73-Jährige hatte ein Leben lang hinter den Kulissen gestanden. Er muss nun in große Fußstapfen treten."

Und die belgische De Standaard schreibt: "Queen Elizabeth wurde Königin, als Winston Churchill, Harry Truman und Joseph Stalin die Welt regierten und ihr Land noch ein globales Imperium war, das große Teile Afrikas beherrschte. Die Botschaft, mit der sie den Thron bestieg, war einfach und klar - und vielleicht gerade deshalb so anziehend. Sie sprach von ihrer lebenslangen Pflicht, dem Volk zu dienen. Die Welt hat sich seither sehr stark verändert, aber ihre Botschaft der Pflicht schien nie altmodisch zu werden und hat Generationen von Briten verzaubert. Immer wenn die Königin einen Jahrestag zu feiern hatte, füllten sich die Straßen Londons mit Hunderttausenden von Menschen, und im ganzen Land wurden Volksfeste veranstaltet. Auch viele Nicht-Briten werden zugeben, dass sie sich regelmäßig von der Aura einer Königin mitreißen ließen, die selbst von Netflix als ein Weltstar betrachtet wurde."

Die Washington Post schreibt: "Ihre Regentschaft auf Statistiken herunterzubrechen, würde ihren größeren Beitrag zur britischen Gesellschaft und unserem kulturellen Bewusstsein verfehlen. Stetig wie ihr allgegenwärtiges Profil auf Briefmarken und Münzen verkörperte die Königin die britische Selbstbeherrschung. (...) Während andere in der königlichen Familie sich lautstark zu ihren Privatleben und Meinungen äußerten - auch zu Regierungsangelegenheiten - stellte sie die Monarchie vor die Monarchin, gab der Pflicht den Vorrang vor persönlichen und familiären Interessen. (...) Letztlich war ihre praktizierte Unparteilichkeit ein Vorteil, der es ihr ermöglichte, zu einem Nationalismus ohne Parteilichkeit zu inspirieren. Ihr Engagement für den Dienst am Volk war lobenswert - umso mehr für die Dauer ihrer Regentschaft und die Führung, die sie in spaltenden Zeiten anbot. Die Beliebtheit und Langlebigkeit der Queen haben als einende Kraft gewirkt, selbst nachdem der Brexit Großbritanniens Bindung an Europa gelöst hat und sich auch die Bande gelockert haben, die die einzelnen Länder des Vereinigten Königreichs zusammenhalten. Die Monarchie - und Großbritannien - könnten sich ohne die Queen dramatisch verändern."

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Nachruf von Christian Zaschke, London

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