James Murdoch braucht derzeit ein dickes Fell. In einer Anhörung vor Abgeordneten des britischen Parlamentsausschusses für Kultur, Medien und Sport musste er sich einiges anhören, während er in der Affäre um abgehörte Telefone und ausspionierte Prominente in Großbritannien erneut jede persönliche Schuld von sich wies.
"Sie müssen der erste Mafia-Boss in der Geschichte sein, der nicht wusste, dass er eine kriminelle Unternehmung führt", sagte beispielsweise der Labour-Abgeordnete Tom Watson. Zeugenaussagen, wonach er bereits 2008 von der illegalen Praxis bei der inzwischen eingestellten Skandalzeitung News of the World gewusst hatte, seien falsch, beteuerte Murdoch hingegen.
Es war bereits das zweite Mal, dass der 38-Jährige Sohn des Medienzaren Rupert Murdoch vor dem Ausschuss aussagen musste. Beim ersten Auftritt gemeinsam mit seinem Vater am 19. Juli hatte der Europa-Chef des Medienkonzerns News Corporation erklärt, er habe erst aus den Medien von der Abhöraffäre erfahren.
In der Zwischenzeit hatten aber ehemalige Mitarbeiter, darunter der frühere Chefredakteur der News of the World Colin Myler, die Aussagen von James Murdoch angezweifelt. Konkret geht es um eine E-Mail an einen früheren Chefreporter des Blattes. Die Mail aus dem Jahr 2005 enthalte Abschriften von Mitschnitten, erklärte der ehemalige Justiziar von Murdochs britischer Zeitungsgruppe, Tom Crone.
Aus ihr sei hervorgegangen, dass das illegale Abhören von Mobilfunktelefonen kein Einzelfall gewesen sei. Crone und Myler hätten sie James Murdoch bereits 2008 vorgelegt.
Hinter Prinz William herspioniert
Konfrontiert mit dieser Aussage, sagte Murdoch, dass dies einfach nicht stimme. Auch Crone selbst würde nicht behaupten, dass er ihm das Dokument vorgelegt habe.
Erst in den vergangenen Tagen war bekannt worden, dass die Reporter von News of the World nicht nur die Telefone von Prominenten, Kriegerwitwen und Verbrechensopfern angezapft hatten. Sie setzten auch gezielt Privatdetektive ein, um Prominente wie den künftigen Thronfolger Prinz William auszuspionieren. Murdoch räumte ein, diese Praxis sei "unakzeptabel".