Neuer BBC-Chef Tony Hall:Herr der Lage

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Tony Hall ist neuer Generaldirektor der BBC. (Foto: AFP)

Nach dem Skandal um den früheren BBC-Star und notorischen Kinderschänder Jimmy Savile hat Tony Hall seinen Job als neuer Generaldirektor der British Broadcasting Corporation angetreten. Nun will er erst mal "ganz viel zuhören".

Von Christian Zaschke, London

Als Tony Hall am Dienstag zu seinem ersten Arbeitstag als neuer Generaldirektor der BBC am Broadcasting House in London eintraf, wartete ein BBC-Journalist samt Kamerateam auf ihn, um ihn zu interviewen. Es ist für BBC-Generaldirektoren nicht immer ratsam, sich von BBC-Journalisten befragen zu lassen: Halls Vorgänger George Entwistle musste seinen Posten vor vier Monaten räumen, nachdem er in einem Interview auf BBC Radio 4 eine besonders unglückliche Figur gemacht hatte.

Entwistle war unter Druck geraten, weil der Eindruck entstand, die BBC habe zu vertuschen versucht, dass ihr früherer Star-Moderator Jimmy Savile ein notorischer Kinderschänder war. Die BBC ist unvergleichlich gut darin, gegen sich selbst zu ermitteln. In dem scharf geführten Interview wirkte Entwistle so inkompetent, dass er gehen musste.

Der neue Chef, so hieß es damals, sollte von außen kommen, die BBC aber auch von innen kennen. Er sollte einen exzellenten Ruf als Manager haben, etwas von Journalismus verstehen und Mut zu Neuerungen haben. Das klingt nach einer ziemlich unmöglichen Stellenausschreibung, doch passt sie haargenau auf Tony Hall.

Ungefährliches erstes Interview

1973 kam er nach dem Studium in Oxford im Alter von 22 Jahren als Volontär zur BBC, er machte Karriere und beaufsichtigte unter anderem die Einführung neuer Radiosender wie Radio 5 live oder neuer TV-Sender wie BBC Parliament. 1999 wurde er Direktor des Royal Opera House, das er mit großem Erfolg führte. Er ließ Aufführungen auf Großbildschirme übertragen, führte eine sehr billige Preiskategorie ein und gab viele Konzerte in einem hauseigenen DVD-Label heraus.

Sein erstes Interview am ersten Arbeitstag in der BBC war ungefährlich: Hall durfte sagen, dass er stolz sei, der 16. Generaldirektor der British Broadcasting Corporation zu sein, dass er sich der großen Verantwortung bewusst sei und dass der große öffentlich-rechtliche Sender heute wichtiger sei denn je. Was er als erstes tun wolle? "Ganz viel zuhören", sagte Hall, "den Mitarbeitern, den Hörern, den Zuschauern."

© SZ vom 03.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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