Neue Serie "Red Oaks" auf Amazon:Das Leben ist eine Bad Taste Party

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Unschwer zu erkennen, in welchem Jahrzehnt die Amazon-Serie Red Oaks spielt. (Im Bild: Craig Roberts und Gage Golightly) (Foto: Amazon Studios)

Hochgezogene Tennissocken, Leggins und Kreppeisen-Locken: Die Optik von "Red Oaks" lässt an Satire denken. Dazu passen auch manche Dialoge.

Von Karoline Meta Beisel

Wenn man nur noch wenige Sekunden zu leben hätte, seinem Sohn letzte Worte sagen könnte - welche wären das? Sam, der auf dem Tennisplatz zusammengebrochen ist, entscheidet sich für diese: "David, ich liebe dich. Versprich mir, dass Du nicht dieselben Fehler machst wie deine Mutter und ich. Wir haben uns nie geliebt. Wir sind nur deinetwegen zusammengeblieben. Ich hätte dieses Mädchen heiraten sollen, das ich in Korea kennengelernt habe. Sie hatte wunderschöne Augen. Ich verehre orientalische Frauen. Ich glaube, Deine Mutter ist eine Lesbe. Oder zumindest, technisch betrachtet, bisexuell."

Der lange Monolog ist so bizarr, dass fast klar ist, was dann passiert: Sam überlebt, David muss fortan mit der neuen Weisheit leben. Und der Sommer hat gerade erst begonnen.

So beginnt die Serie Red Oaks, die jetzt auf Amazon Prime zu sehen ist. Es ist der Sommer 1985, Student David (Craig Roberts) arbeitet als Tennislehrer im Country Club und weiß plötzlich mehr als er will über seine Eltern (Richard Kind und Jennifer Grey aus Dirty Dancing), sonst aber nicht viel: Welches Hauptfach soll er wählen? Soll er bei seiner Jugendliebe bleiben? Oder soll er sein Glück bei der reichen Tochter des Clubbesitzers versuchen? Eigentlich ist Red Oaks eine klassische Coming of Age-Geschichte. Aber eine, die von berühmten Filmemachern erdacht wurde.

Irgendwo zwischen verschrobener Komödie und Drama

US-Regisseur Steven Soderbergh hat vor ein paar Jahren mit viel Getöse erklärt, sich für das Kino nicht mehr zu interessieren. Fernsehen scheint aber sehr wohl sein Ding zu sein: Die Komödie Red Oaks ist nach der historischen Arztserie The Knick seine zweite Serie, eine dritte ( The Girlfriend Experienc e) soll schon kommendes Jahr zu sehen sein. Diesmal fungiert er als Produzent, Regie führte David Gordon Green, der fürs Kino mal verschrobene Komödien, mal Dramen dreht - irgendwo dazwischen liegt auch Red Oaks.

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Die Achtzigerjahre-Sommerferien-Optik, die die Serie prägt, lässt ja mit ihren hochgezogenen Tennissocken, den metallisch schimmernden Leggins und den Kreppeisen-Locken immer erst einmal an Satire und Bad Taste Parties denken. Dazu passen auch manche Dialoge. Etwa wenn ein schmieriger Fotograf Davids türkis belidschattete Freundin, die im Club als Aerobiclehrerin arbeitet, mit Verweis auf eine mögliche Modelkarriere umschmeichelt: "Du bist viel zu gut für Werbung im Lokalteil. Du musst auf den regionalen Markt zielen!"

Trotzdem, und das macht die Serie so charmant, nimmt sie ihre Figuren und deren Probleme ernst. Davids Vater etwa, der seinem Sohn ständig in den Ohren liegt, doch etwas Vernünftiges zu studieren, obwohl er mit Ende 50 und einer vermutlich lesbischen Ehefrau selbst das Gefühl hat, im Leben alle Leidenschaft verpasst zu haben, ist eigentlich eine tragische Figur. Aber eben mit so viel Liebe gezeichnet, dass der Zuschauer sich auch über die kleinen Momente freut, die das Leben für ihn noch bereithält.

Red Oaks , auf Amazon Prime.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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