RTL hat den Verschwörungssänger Michael Wendler aus den bereits abgedrehten Casting-Folgen von DSDS rausgeschnitten. Dieses Verb klingt aber so chirurgisch sauber, als ob jemandem bei einer Not-OP der Blinddarm entfernt wird. Eine so trennscharfe Lösung ist bei abgedrehten Fernsehproduktionen nicht möglich. Szenen zu verändern, in denen jemand gemeinsam mit anderen auftritt, ist wie eine OP vor laufender Kamera.
Bei Kinoproduktionen geht das noch vor dem Kinostart. Als Kevin Spacey nach den Missbrauchsvorwürfen aus dem Ridley-Scott-Film Alles Geld der Welt 2017 entfernt wurde, ließ Scott alle Spacey-Szenen mit Christopher Plummer einfach neu drehen.
Würde DSDS nicht in Köln, sondern in Hollywood produziert, wären alle Casting-Szenen mit der Jury mit, sagen wir, Christopher Plummer als Wendler-Ersatz neu gedreht worden. Die folgenden Sendungen ohne Wendler bauen allerdings auf den Casting-Entscheidungen auf. Also hat man den Wendler, technisch sicherlich nicht gerade elegant, in eine computererzeugte Schmierhülle verpackt. Dabei hatte RTL noch Glück, Jurys sitzen immer gleich angeordnet hinter ihrem Tisch, wie peinlich wäre erst eine herumlaufende Jury, in der eine klebrige Wolke rumhüpft. "Niemals geht man so ganz", hat die Kölnerin Trude Herr gesungen. Und das gilt auch für den Wendler. Er ist jetzt wie der berühmte Elefant im Raum, den niemand anschauen soll. Als eigentlich Abwesender hat er viel mehr Bedeutung als er sie jemals als eigentlich Anwesender hatte.