Die Nachricht, dass die bisherige Film- und Kulturchefin Martina Zöllner Programmchefin im schwer angeschlagenen RBB werden soll, ist in doppelter Hinsicht ein interessantes Signal. Zum einen, weil die 61-Jährige wie kaum sonst jemand genau für das Qualitätsfernsehen steht, das die ARD im Moment noch stärker vorzeigen muss als je zuvor.
Zöllner hat in ihrer höchst erfolgreichen Karriere als Programmacherin beim SWR und RBB eine Vielzahl preisgekrönter Projekte verantwortet. Beim RBB entstanden unter ihrer Ägide zum Beispiel so unterschiedliche Produktionen wie die Serien Legal Affairs (Hochglanz, streamingaffin, kühl) und Tina mobil (Alltagswelt, Berlin, warmherzig) und Warten aufn Bus (Comedy, Brandenburg, schräg). Zöllner hat nicht nur in der ARD einen ausgezeichneten Ruf, ihre Berufung auf - mindestens - diesen Posten bot sich eigentlich an.
Der andere Grund, warum ihre Benennung - der der Rundfunkrat noch zustimmen muss - spannend ist: Sie ist ein erster Schritt, um das Machtvakuum zum beenden, das sich um die Interims-Intendantin Katrin Vernau gebildet hat - die beim RBB nicht Interims-Intendantin genannt werden will, aber eben nur auf ein Jahr gewählt ist. Die Ambition der bisherigen WDR-Verwaltungsdirektorin, in Berlin auch darüber hinaus Intendantin zu bleiben, darf man voraussetzen. Seit der Sender im Nachgang der Schlesinger-Affäre die Juristische Direktorin, den Verwaltungsdirektor und den Produktionsdirektor vor die Tür setzte - diverse Arbeitsgerichtsverfahren dazu sind anhängig - und sich mit dem Programmdirektor auf Vertragsauflösung einigte, regiert Vernau de facto ohne Geschäftsleitung quasi als Alleinherrscherin.
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Um den Sender zu retten, müsse man heftig am Programm sparen, hat die Intendantin angekündigt. Wirklich? Hier ein paar Alternativen: von dicken Gehältern bis zu obskuren Mietzuschüssen.
Was die ausgewiesene Programmkönnerin Zöllner in ihrer neuen Funktion bewirken kann, hängt entscheidend von Vernau ab. Die hat einen rigiden Sparkurs vor allem auf Kosten des Programms ausgerufen. Auf die Details dazu, die in den kommenden Wochen bekannt werden sollen, darf man gespannt sein. Eine leidenschaftliche Programm-Macherin wie Zöllner zu berufen und dann als Abwicklerin ins Leere laufen zu lassen, würde ihr, aber auch dem RBB durchaus Schaden zufügen.