Medienkolumne "Abspann":Hmmmmrrrrgh

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"Lisa sagte, es sei nicht als Kompliment gemeint": Marge Simpson zeigt sich irritiert über einen Vergleich von Jenna Ellis. (Foto: FOX via AP)

Die harmoniebedürftige Zeichentrickfigur Marge Simpson äußert sich zu einem Vergleich, ihre Stimme höre sich an wie die der Demokratin Kamala Harris. Man fragt sich: Warum grummelt sie nicht öfter?

Von Theresa Hein

Die Zeichentrickfigur Marge Simpson ist für ein bestimmtes Geräusch berühmt, ein Grummeln in der Kehle, fast unmöglich zu imitieren. Sie gibt es von sich, wenn ihr Mann Homer mal wieder auf die Idee kommt, selbst den Hund operieren zu wollen, wenn Sohn Bart die Turnhalle der Schule mit einem Feuerwehrschlauch flutet, wenn Tochter Lisa das Abendessen verschmäht. Es hört sich ungefähr so an: "Hmmmmrrrrgh". Und zwar sowohl im US-amerikanischen Original, als auch in der deutschen Synchronisation der Serie.

Ungefähr diesen Laut muss Marge wohl von sich gegeben haben, als die Beraterin von US-Präsident Donald Trump, Jenna Ellis, die Stimme von Kamala Harris, der demokratischen Vize-Präsidentschaftskandidatin, mit ihrer Stimme verglichen hatte: "Kamala hört sich an wie Marge Simpson", hatte Ellis vergangene Woche getwittert.

Bill Clinton sagte einst einen denkwürdigen Satz

Nun mischen sich die Simpsons-Macher nur selten in aktuelle politische Debatten ein, und wenn, dann in Form von Auftritten der betreffenden Figuren direkt in der Serie. Bill Clinton sagte zum Beispiel in einer denkwürdigen Folge aus den Neunzigern von sich selbst - sehr überzeugt - den Satz: "Ich bin ja auch ein ziemlich dämlicher Präsident hihi".

Ein Extra-Clip zu Ellis' Kommentar ist also etwas Besonders, erst recht, wenn die harmoniebedürftige Marge spricht. Ihre Tochter Lisa habe ihr gesagt, Ellis habe den Stimmenvergleich nicht als Kompliment gemeint, sagt Marge in dem 30-sekündigen Beitrag, der auf dem Twitter-Account der Simpsons veröffentlicht wurde. Aber, belehrt sie Jenna Ellis: Andere Menschen soll man nicht hänseln, schon gar nicht mit Namen, nicht wahr. Sie macht eine Pause und sagt dann: "Jennaaa". Von Marge, der moralischen Instanz dieser einst als prototypisch-angelegten US-Zeichentrick-Familie, ist das schon ein starkes Stück.

Nicht erst mit der mittlerweile 31. Staffel haben die Simpsons im Fernsehen stark nachgelassen, man freut sich also über meinungsstarke Beiträge wie diesen. Und wünscht sich, Marge möge doch im Laufe des Präsidentschaftswahlkampfs noch ein bisschen öfter laut grummeln. So viel wäre gesagt, so viel Gefühl zur Causa Trump abgedeckt mit einem einzigen, vernehmlichen: "Hmmmmrrrrgh."

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