Podcast "Ausgecheckt":Dienst am Volk

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Illustration: Stefan Dimitrov (Foto: SZ)

Die Luca-App war während der Corona-Pandemie ein großes Versprechen, die Politik hat beinahe blind auf sie gesetzt. Zu Recht? Ein Podcast zieht Bilanz.

Von Stefan Fischer

Sie war ein großes Versprechen, mit ihr waren viele, auch existenzielle Hoffnungen verbunden: die Luca-App. Sie sollte während der Corona-Pandemie die Kontaktnachverfolgung erleichtern, die zuvor eine heillose Zettelwirtschaft war. Denn der Druck aus Gastronomie und Einzelhandel auf die Politik war groß im Winter 2020/21, als heftig über Lockdowns und Lockerungen gestritten wurde.

Luca stellte in Aussicht, dass Gesundheitsämter durch die App in die Lage versetzt würden, Betroffene schneller informieren zu können, wenn die in einem Restaurant oder Geschäft mit einer infizierten Person zusammengetroffen waren. Was geholfen hätte, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Und erlaubt hätte, Lockdowns womöglich doch wieder aufzuheben, um eine Pleitewelle im Einzelhandel und der Gastronomie abzuwenden. Damit die App für die Nutzer kostenfrei sein konnte, haben 13 Bundesländer die Lizenzen gekauft - für in Summe rund 21 Millionen Euro.

Hatte die App einen Prominentenbonus, weil der Sänger Smudo daran beteiligt war?

Aber hat Luca geliefert? Dieser Frage geht Ausgecheckt - das Luca-System nach, ein vierteiliger Podcast des Spiegel, der auf einem Projekt der Deutschen Journalistenschule fußt. Jelena Berner, Kiana Lensch und Vinzent Tschirpke tragen dafür im Wesentlichen die bekannten Fakten zusammen. Auffallend ist, dass die App nicht nur sehr viele Befürworter und Förderer hatte. Sondern von Beginn an auch stark umstritten war.

Die Probleme begannen bereits, bevor Luca verfügbar war. Denn auch wenn eine Krisensituation der Politik erlaubt, den gewöhnlichen Ausschreibungsprozess zu verkürzen: Die Art, in der die App trotz konkurrenzfähiger Mitbewerber bevorzugt wurde, hat in Mecklenburg-Vorpommern sogar ein Gericht bemängelt und deshalb den Vertrag zwischen den Entwicklern und der Landesregierung für nichtig erklärt. Hat Luca einen Prominentenbonus bekommen, weil Smudo, der Sänger der Fantastischen Vier, an der Entwicklung beteiligt war?

Schnell gab es auch Probleme mit dem Datenschutz, andererseits kamen die Gesundheitsämter teilweise nicht schnell genug oder gar nicht an Daten. Irgendwann brauchte niemand mehr die App für ihren ursprünglichen Zweck - inzwischen ist sie, einst groß gemacht durch viel öffentliches Geld, zu einem Zahlungsdienstleister umgebaut worden. Ob die Vorfälle rund um Luca nun skandalös sind oder doch eher nur zeigen, wie fehleranfällig und nicht ausreichend kompetent der politische Betrieb und die staatlichen Institutionen sind, wenn es um Digitalisierungsprojekte geht - dazu bleibt Ausgecheckt erstaunlich indifferent.

Ausgecheckt - das Luca-System, spiegel.de

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