Die Vergangenheit der Eltern ist nicht immer das, was man als Kind so genau wissen will. Das zeigt die US-Serie How I Met Your Mother: Wir befinden uns im New York des Jahres 2030: Vater Ted Mosby, um den sich die ganze Geschichte dreht, erzählt seinen beiden gelangweilten Teenie-Kindern, wie er einst ihre Mutter traf - in aller Ausführlichkeit. Soweit die Rahmenhandlung, die eigentliche Geschichte spielt 25 Jahre früher, im Jahr 2005.
Ted ist mit dem Studium fertig, zieht mit seinem besten Freund Marshall zusammen nach New York, bekommt irgendwann einen Job als Architekt und entwickelt sich so langsam zu einem Spießer, manche sagen Langweiler, andere nennen ihn einen hoffnungslosen Romantiker. Er ist tollpatschig und ständig auf der Suche nach der großen Liebe - doch die Richtige mag und mag einfach nicht kommen. Oder ist vielleicht eine der Damen, über die der Vater so berichtet, doch die Mutter seiner jetzigen Kinder? Wer seine Traumfrau ist und wie er sie letzlich kennengelernt hat, bleibt nach wie vor offen. Vielleicht wird das Geheimnis in der sechsten Staffel gelüftet, die demnächst ausgestrahlt wird.
How I Met Your Mother ist eines der Highlights, die das amerikanische Fernsehen derzeit zu bieten hat. Die Macher dieser Serie haben ein kleines, perfekt komponiertes Kunstwerk geschaffen.
Denn Vater Mosby und seine vier Freunde sind fünf liebenswerte, prototypische Charaktere. Das Quintett bewegt sich in bester Sitcom-Manier in einem verhältnismäßig kleinen Radius und zwar meistens nur zwischen der Bar, dem MacLaren's, und der Wohnung, die sich im selben Haus befindet. Es ist ein Mikrokosmos, in dem doch alles Wesentliche vorkommt: Alltagsneurosen, Beziehungsterror, Frauengeschichten. Zwischen Bier und Liebe wird ihnen nie langweilig - und dem Zuschauer erst recht nicht. Und obwohl die fünf alle sehr unterschiedlich sind - oder vielleicht auch gerade deswegen -, ergänzen sie einander perfekt.
Die vier unterstützen schließlich auch Ted (Josh Radnor) - eine Art netter Typ von nebenan - auf der Suche nach der perfekten Frau: Marshall (Jason Segel), den er bereits auf dem College kennengelernt hat, dessen große Liebe Lily (Alyson Hannigan), Macho und Anzugträger Barney (Neil Patrick Harris), der all das verkörpert, was Ted nicht ist. Und schließlich die Fernsehreporterin Robin (Cobie Smulders), eine hübsche Kanadierin mit Waffenfetisch und auch eine von Teds vielen großen Lieben, mit der er es sich aber schon mit einer Liebeserklärung nach dem ersten Date vermasselt hat.
Doch am interessantesten ist wohl die Figur Barney. Ohne den durchaus mal fiesen Womanizer wäre How I Met Your Mother nur halb so schön. Er ist ein arroganter Macho, aber durch seine Sprüche ("Das hier wird legendär!") besonders witzig - und zeigt, obwohl man ihn als emanzipierter Mensch eigentlich verachten müsste, manchmal eine durchaus liebenswerte Ader. Das alles macht ihn zum Sympathieträger bei den Zuschauern.
Barneys wichtigste Eigenschaft aber ist sein Vernarrtheit in Frauen. Dabei ist er ziemlich wahllos, Hauptsache, die Damen sind jünger als 30 Jahre. Und dann sollten sie auch nach einer Nacht wieder verschwinden, denn Barney liebt One-Night-Stands. Die einzig längere Beziehung, die der Aufreißer jemals hatte, führte er ausgerechnet mit Robin - zu diesem Zeitpunkt schon Teds Verflossene. Auch wenn die beiden anfangs so unterschiedlich scheinen - sie sind es nicht wirklich. Und Barney hat, wann immer sein Freund Ted es sich mit einer Frau verscherzt hat, einen neuen Gag auf Lager.
Die Dialoge in How I Met Your Mother sorgen dabei nicht einfach nur für dumme, plumpe Lacher, sondern auch für intelligente Pointen. Die Dialoge sind durchaus doppeldeutig und komplex. Dazu kommen die sympathischen Charaktere, die sich von Staffel zu Staffel weiterentwickeln. Und gerade weil die Sitcom besonders durch die gut gewählten Charaktere heraussticht, ist es besonders schade, dass man im deutschen Fernsehen nicht merkt, welchen Rohdiamanten man hier ausgraben könnte. How I Met Your Mother wird seit 2005 für den amerikanischen Sender CBS produziert und die Wiederholungen laufen momentan auf Pro Sieben.