Seit Mitte Februar ist Klubrádió, das wegen seines epischen Ringens um eine Sendelizenz weit über die ungarischen Landesgrenzen hinaus bekannt ist, nur noch via Internet zu hören. Der unabhängige Sender, der seit Langem unter politischem Druck der rechtsnationalen Regierung steht, war mit dem Antrag auf Verlängerung seiner Lizenz vor dem Orbán-nahen Medienrat gescheitert. Zwei Mitbewerber, einer davon der kleine religiöse Sender Spirit FM, waren während des Verfahrens wegen formaler Mängel bei der Bewerbung gar nicht erst zum Zug gekommen.
Die Entscheidung des Medienrats gegen Klubrádió hatte zu einem politischen Aufschrei bis nach Brüssel geführt. Der Sender wollte sich nicht geschlagen geben; Zehntausende Hörer spendeten Geld, auch um den Überlebenskampf zu sichern. Intendant András Arató und seine Mitarbeiter zogen vor das Höchstgericht, während die Vergabe einer neuen, vorläufigen Lizenz auf Eis lag.
Nicht nur bei Klubrádió ist man empört
Aber Wunder über Wunder: Anfang April wurde bekannt, dass Spirit FM die Frequenz ganz überraschend doch zugeschlagen bekam - offiziell erst einmal nur bis Herbst. Das Radio mit dem geistlichen Touch gehört zur ATV-Gruppe, einem Medienimperium des Kirchenführers Sándor Németh.
Nicht nur bei Klubrádió ist man empört. Intendant Arató spricht von einer politischen und fragwürdigen Entscheidung. Die Wahl des Medienrats sei illegal, solange das Verfahren vor Gericht noch laufe. Vieles weise darauf hin, das Némeths Loyalität zur Regierung von Viktor Orbán belohnt worden sei.