Zum Tod von Jan Fedder:Auf Streife in der Wohnstube

Lesezeit: 2 min

Jan Fedder ist gestorben, er wurde 64 Jahre alt. (Foto: dpa)

Jan Fedder war der Norddeutsche schlechthin im Fernsehen; wo er war, waren der Wind und der Regen und der Kiez von St. Pauli nicht weit. Das Großstadtrevier hat ihn berühmt gemacht.

Nachruf von Ralf Wiegand, Hamburg

Es ist wie eine Fügung, glücklich und traurig zugleich. Im Fernsehen des NDR feiern sie gerade die Büttenwarder Festspiele, mit 19 alten und neuen Folgen der Kultserie und obendrauf noch einer Dokumentation. Das Special läuft schon seit Heiligabend und noch bis Neujahr. Wer Neues aus Büttenwarder nicht kennt, sollte jetzt einsteigen, denn einen besseren Moment wird es nicht mehr geben. Einer der Hauptdarsteller, Jan Fedder, lebt nicht mehr. Er starb mit 64 Jahren, und das Sonderprogramm wirkt nun wie ein Nachruf.

Neues aus Büttenwarder feiert die Kunst des norddeutschen Schauspiels, Handlung zu erzeugen, ohne viel zu schnacken. Fedder war der Norddeutsche schlechthin im Fernsehen; wo er war, waren der Wind und der Regen und der Kiez von St. Pauli nicht weit. Das Großstadtrevier hat ihn berühmt gemacht und er das Revier. Dort lief er als Polizist Dirk Matthies Streife in deutschen Wohnstuben, fast 30 Jahre lang.

Er hat damit mehr für das Image der deutschen Streifenpolizisten getan als jede teuer bezahlte Imagekampagne, Respekt und Trauer sind groß unter den echten Polizisten. "Um 18.47 ist der Hamburger Ehrenkommissar Jan Fedder tot in seiner Wohnung gefunden worden": Mit diesen Worten bestätigte ein Polizeisprecher der Deutschen Presseagentur am Montag den Tod des Schauspielers. Normalerweise rümpfen echte Polizisten die Nase über ihre Schauspieler-Pendants. Fedder aber, dieser raue und sanfte Charakter, bekam den Ehrentitel sogar von der Hamburger Polizei und der aus Schleswig-Holstein. Er war mal "Hamburger des Jahres" und beliebtester Schauspieler Norddeutschlands. Wenn Norddeutsche jemanden ins Herz geschlossen haben, bleibt er dort für immer.

Ob er ein guter oder ein schlechter Schauspieler war? Er war erfolgreich, und er hat sich über das Vorabendprogramm hinaus ausprobiert, etwa in vier Verfilmungen von Siegfried-Lenz-Romanen. Für seine Rolle in Der Mann im Strom erhielt er 2006 den Deutschen Fernsehpreis. Und in einem der besten deutschen Filme überhaupt, Das Boot, war er 1981 auch schon dabei.

"Unverbogen, bodenständig, ein norddeutsches Original", so lobt ihn NDR-Intendant Lutz Marmor. Der Hamburger Jung selbst freute sich, Volksschauspieler genannt zu werden, das dürfe man "mit Fug und Recht" sagen. Nachdem er 2012 an Krebs erkrankt war, drehte er, mit Pausen, weiter, auch Neues aus Büttenwarder. Dort würde sich Bauer Kurt Brakelmann jetzt wohl mit einer Buddel Bier aufs Sofa legen und sinnieren, was für ein Typ das doch war, dieser Fedder.

© SZ vom 31.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: