I-Pad-Zeitung verschiebt sich:Warten auf Murdoch

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Der Start der iPad-Zeitung "The Daily" verzögert sich erneut - auif ungewisse Zeit. An der Auszeit von Steve Jobs liegt es offenbar nicht.

Jörg Häntzschel

Rupert Murdoch sollte auf der Bühne stehen, und neben ihm Steve Jobs: Dem Gipfeltreffen dieser ideologisch Lichtjahre voneinander entfernten Visionäre hatte die Medienbranche seit Wochen entgegengefiebert. Doch nun wird nichts daraus. Das Debüt von Murdochs The Daily, der ersten Tageszeitung fürs iPad, das an diesem Mittwoch im Museum of Modern Art in San Francisco gefeiert werden sollte, wurde auf ungewisse Zeit verschoben.

Zwei Mediengiganten, ein Projekt: Die iPad-Zeitung von Rupert Murdoch (links) und Apple-Chef Steve Jobs verzögert sich. (Foto: AFP)

Mit der gesundheitsbedingten Auszeit, die Jobs nehmen will, scheint die Verzögerung nichts zu tun zu haben. Der Grund liegt wohl bei Software-Tücken: "Beide Partner arbeiten noch an einigen Problemen mit der Abonnement-Plattform", meldete das Wall Street Journal, das wie The Daily zu Murdochs News Corporation gehört. Eine offizielle Erklärung gab es nicht. Ursprünglich sollte The Daily schon im Dezember starten.

Zeitungs-Apps, etwa fürs iPhone, gibt es viele. Die meisten, so auch die der Süddeutschen Zeitung, bereiten die eigenen Inhalte aus dem Netz so auf, dass sie sich auf dem Smartphone gut lesen lassen. The Daily jedoch soll eigens fürs iPad produziert werden - ohne ein Pendant auf Papier oder im Netz. 30 Millionen Dollar soll Murdoch das Experiment wert sein.

Die Gratiskultur im Online-Nachrichtengeschäft hasst Murdoch schon lange. Mit dem Wall Street Journal war er der erste amerikanische Verleger, der es wagte, eine sogenannte Paywall einzuführen. Wenn die Ankündigungen für The Daily zutreffen, wäre damit die Revision dessen, was im Online-Nachrichtengeschäft in den vergangenen 20 Jahren passierte, abgeschlossen. Es soll den zahlenden Lesern zugestellt werden wie die gedruckte Zeitung: als fertiges Produkt, nicht als endloser Fluss von Informationen, und auf direktem Wege.

Genau darin liegt offenbar aber das Problem: Bisher hat Apple in seinem iTunes Store Lied für Lied und App für App verkauft: Für The Daily muss das Modell erweitert werden: 99 Cent kostet ein Wochenabo. Die tägliche Ausgabe soll dann automatisch auf dem iPad erscheinen.

Die große Frage bleibt, ob The Daily als brauchbares Modell für Zeitungen und Magazine auf dem iPad dienen könnte. Lange hofften die Verleger, ihre Kunden mit den Apps vom Gratislesen zu entwöhnen. Das scheiterte bisher an Apples weitgehender Weigerung, Abo-Modelle zuzulassen und den Verlegern selbst die Kontrolle über die Abrechnung in die Hände zu geben. Zuletzt gingen deshalb die Verkaufszahlen der unflexiblen und teuren Magazin-Apps zurück.

© SZ vom 20.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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