Günther Jauch und die ARD:Die Gremlins sind skeptisch

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Heute stimmt der WDR-Rundfunkrat über den ARD-Vertrag mit Günther Jauch ab. Weil RTL jüngst eine neue Sendung mit dem Moderator ankündigte, wachsen die Vorbehalte.

Hans Hoff

Wenn an diesem Dienstag der WDR-Rundfunkrat zusammentritt, um unter anderem auch über den ARD-Vertrag mit Günther Jauch zu beraten, wird die Vorsitzende Ruth Hieronymi in ungewohnte Gesichter und auf leere Stühle blicken.

Günther Jauch übernimmt Anne Wills ARD-Polittalk im Herbst 2011 - doch vorher muss der WDR-Rundfunkrat zustimmen. (Foto: dpa)

Weil die meisten vom Landtag entsandten Mitglieder zur selben Zeit in Düsseldorf mit den Vorbereitungen der Wahl Hannelore Krafts zur Ministerpräsidentin beschäftigt sind oder eben diese verhindern wollen, müssen entweder ihre Stellvertreter ran oder die Plätze bleiben leer. Etlichen Ratsmitgliedern bleibt so die Chance verwehrt, sich mit der offenbar immer noch heiklen Personalie Jauch auseinanderzusetzen.

Schon im Vorfeld hat Hieronymi deutlich gemacht, dass sie die Freude, die den ARD-Intendanten nach der Jauch-Verpflichtung deutlich anzumerken war, gerne teilen würde. Allerdings müsse man ihr dann auch deutlich machen, worüber sie sich nun genau freuen solle. "Mir geht es darum, dass eine ausreichende Debatte und Information stattfindet", sagt sie.

Subtile RTL-Taktik

Diskussionsthema wird nach wie vor die Vielseitigkeit Jauchs als Infotainer und Entertainer sein. Unterhaltung und Show will er weiterhin bei RTL abhandeln, das politische Fernsehen soll im Rahmen der sonntäglichen ARD-Talkshow statt finden. Von Herbst 2011 an wird Jauch anstelle der Kollegin Anne Will in den blauen Salon des Ersten laden.

Nicht gerade fröhlich gestimmt hat die Delegierten in dem Zusammenhang die Pressekonferenz, die RTL am Donnerstag vergangener Woche gegeben hat. Da kündigte der Kommerzkanal an, er werde Jauch (Wer wird Millionär?) eine ganz neue Show moderieren lassen (Alt gegen Jung - Das Duell der Generationen) und von der eingeführten Sendung Fünf gegen Jauch, in der Zuschauer gegen das Wissen des Moderators antreten, wird es neue Ausgaben geben.

"Die Gremlins sind immer noch skeptisch, ob das ein guter Deal ist", sagt Oliver Keymis, der für die Grünen im Rundfunkrat sitzt. Als "Gremlins" hatte Jauch die Vertreter der Rundfunkgremien bezeichnet, als 2007 der erste Versuch scheiterte, ihn in die ARD zurückzuholen.

Kann Jauch die Erwartungen erfüllen?

Nun fragt sich Keymis, welche Wundertaten Jauch vollbringen muss, um die in ihn gesetzten Erwartungen nicht zu enttäuschen: "Begeistert Hurra schreien kann man da nicht."

Das von den Intendanten geschnürte Gesamtpaket, so Keymis, weise noch Ungereimtheiten auf. So stößt WDR-Funktionären die eher barsche Art auf, mit der Anne Will abserviert wurde. Auch die Verlagerung von Frank Plasbergs Hart aber fair - einer WDR-Produktion - auf die Nachtschiene, löst keineswegs Jubel aus.

Trotzdem ist damit zu rechnen, dass nach den Gremien beim NDR und SWR auch der WDR-Rundfunkrat seine Zustimmung zum Jauch-Deal nicht verweigern wird. "Es wird eine breite Mehrheit geben", prophezeit Keymis.

Ins gleiche Horn stößt auch Marc Jan Eumann. Der SPD-Abgesandte wird zwar ebenso wie Keymis an der Sitzung nicht teilnehmen, weil er im Landtag abstimmen muss, sieht aber deren Ausgang als weitgehend geklärt an. "Es gibt voraussichtlich eine Mehrheit", sagt er, macht aber deutlich, dass man den Jauch-Spagat für zukünftige Verpflichtungen von Moderatoren nicht als Maßstab nehmen darf: "Das muss die Ausnahme bleiben."

Lesen Sie hierzu Berichte in der Süddeutschen Zeitung.

© SZ vom 13.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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