Die Landtagsfraktion der SPD in Nordrhein-Westfalen verlangt von der regierenden schwarz-grünen Koalition Auskunft zur Zukunft des Grimme-Instituts. Das angesehene Institut in Marl ist in der Krise, weil der Etat von rund drei Millionen Euro im vergangenen Jahr um 323 000 Euro und im laufenden um voraussichtlich 430 000 Euro überzogen ist. Zu den Gesellschaftern des Instituts gehört mit zehn Prozent auch das Land NRW, das 80 Prozent der Kosten trägt, größter Anteilseigner ist mit 40 Prozent der Deutsche Volkshochschulverband. NRW hat das Defizit bei Grimme für 2023 ausgeglichen, will das aber 2024 nicht noch einmal tun. Stattdessen soll die finanzielle Schieflage behoben werden, aber wie, das ist noch nicht ausgemacht. Die Beschäftigten wollen 2024 auf ihre Tariferhöhung verzichten, verlangen aber auch von den Gesellschaftern einen Beitrag zur Grimme-Zukunft. Hundert prominente Filmemacherinnen und Filmemacher hatten in einem offenen Brief eine adäquate Ausstattung des wichtigen Instituts gefordert. Zudem ist die künftige Führung ungeklärt: Die Amtszeit von Grimme-Direktorin Frauke Gerlach, die das Institut seit 2014 leitet, endet bereits am 30. April - wenige Tage zuvor werden am 26. April zum 60. Mal die renommierten Grimme-Preise verliehen. Gerlachs Nachfolge ist anscheinend noch völlig offen. Der für junge Produktionen wichtige Grimme Online Award kann dieses Jahr möglicherweise überhaupt nicht stattfinden.
Seit wann wusste die Regierung von der Schieflage?
In einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung will die SPD unter anderem erfahren, seit wann die Finanznot bei Grimme bekannt war und ob das Land zusätzliche Förderzusagen zum Erhalt der Institution gegeben hat. Die SPD will auch wissen, wie die Landesregierung die Arbeit des Grimme-Forschungskollegs beurteilt und wie viele Mittel aus dem Etat des Grimme-Instituts seit 2015 in die gemeinsame Forschungseinrichtung an der Universität zu Köln geflossen sind, von der das Institut wenig profitiert habe. "Wir wollen Klarheit darüber, wie wichtig dem Land die Zukunftssicherung des Grimme-Instituts über den reinen Bereich der Medienpreise hinaus ist", so der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Vogt. Schließlich bezeichne die Landesregierung das Institut selbst als wichtigen Bestandteil der Medien- und Kulturlandschaft in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus. "Eine reine Konzentration auf die Medienpreise und die Preisverleihungen ist zu wenig", so Vogt. Es gebe viele mediale Themen, wo das Institut wertvolle Orientierung bieten oder Debatten initiieren könne. Dazu gehörten die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks oder die Qualitätsdiskussion angesichts sich ändernder Nutzungsgewohnheiten sowie die Herausforderungen der Digitalisierung. "Hier wird die Stimme des Grimme-Instituts dringend gebraucht", sagte Vogt.