Game of Thrones Episode "Sturmtochter" im Recap:Wrestlemania in Westeros

Game of Thrones Season 7 im Recap

Im "Game of Thrones" sind in der siebten Staffel nicht mehr viele Spieler übrig.

(Foto: Jessy Asmus)

Außerdem: Fake News im Wahlkampf, eine Rolle für Romanautor George R. R. Martin und die schönste Liebeserklärung der "Game of Thrones"-Geschichte. Episode 2 der neuen Staffel im Recap.

Von Matthias Huber

Die Wartezeit war dieses Mal besonders lang: Mit Verspätung startete am 17. Juli die siebte und vorletzte Staffel der HBO-Serie Game of Thrones. Die Episoden sind immer in der Nacht von Sonntag auf Montag auf Sky erstmals zu sehen, später auch auf Amazon Prime und iTunes. Auf SZ.de besprechen wir die einzelnen Folgen jeden Montag für Fans nach. Aber Achtung: Spoilergefahr!

Episode 2: Sturmtochter

Was wir erwartet haben:

Genug mit dem Vorgeplänkel. Wenn Staffel acht die Staffel sein soll, in der es in den Krieg gegen die Weißen Wanderer geht, dann muss Staffel sieben ja die Staffel sein, in der Westeros gegen den Feind im Norden irgendwie vereint wird. Damit all das nicht zu einfach wird aber mit derart großen Verlusten, dass es richtig schön hoffnungslos aussieht. Stand jetzt ist aber, dass Cersei auf ziemlich verlorenem Posten gegen Daenerys und ihre Drachen dastehen dürfte - Eisenthron für Dany also eher nur noch Formsache. Es sollte folglich dringend etwas passieren, das die Kräfteverhältnisse ordentlich einebnet. Zeit beispielsweise, dass mal wieder irgendein Guter stirbt, oder?

Was passiert ist:

Wie sich herausstellt, ist das noch gar nicht nötig. Beziehungsweise: Es sterben schon eine ganze Menge Figuren auf der augenscheinlich guten Seite. Aber die Trauer über die weithin ungeliebten Sandschlangen Obara und Nymeria dürfte sich bei Game-of-Thrones-Anhängern in Grenzen halten. Immerhin darf sich Nymeria Sand vor ihrem Ableben noch ein letztes Mal mit einem bizarren Dialog blamieren - dieses Mal geht es um ihre den Mountain betreffenden Fantasien. Dann aber brennt alles lichterloh, sie fuchtelt einigermaßen beeindruckend mit einer Peitsche herum und hängt wenig später trost- und leblos an selbiger. Gute Reise, Colleen Wing, wir sehen uns im August auf Netflix bei den Defenders wieder, dort hoffentlich mit weniger Fremdscham!

Die paar toten Hauptfiguren dieser Episode sind also selbst für Daenerys kein großer Verlust. Gewichtiger ist da schon, dass mit den Sandschlangen auch die Flotte von Yara und Theon Greyjoy untergegangen ist. Euron Greyjoy hat sein Rockstar-Outfit von vergangener Woche gegen Rüstung, Axt und Jack-Nicholson-Grinsen getauscht und trotz Schiffeversenken nicht versäumt, seine Nichte Yara und Sandschlangenmama Ellaria gefangen zu nehmen. Theon macht deshalb das einzig Richtige: Während sich all die Frauen in den Kampf stürzen, stürzt er sich ins Wasser.

Damit nicht genug der Rückschläge für Drachenmutter Daenerys: In King's Landing entdeckt Hof-Frankenstein Qyburn seine Liebe für Predator-Zitate ("Wenn man sie verwunden kann, kann man sie auch töten") und Cersei ihre Liebe zu Armbrüsten, die sie mit dem verstorbenen Vorzeigesöhnchen Joffrey teilt. Eine solche in Übergröße soll nämlich dazu geeignet sein, die Drachen aus dem Himmel zu holen, wie ein spontanes Gruft-Experiment mit einem Drachenschädel zeigt. Indes: Drogon und seine Geschwister dürften etwas schwerer zu treffen sein als hundert Jahre alte Knochen.

Cerseis eigentlicher Triumph in dieser Episode ist dagegen Bruder-Schrägstrich-Ex-Liebhaber Jaime zu verdanken. Während die Königin nämlich nur Fake News über ihre drachenreitende Kontrahentin verbreitet, gibt sich Jaime redlich Mühe, Lord Tarly davon zu überzeugen, dass Cersei im Westeros-Wahljahr 2017 bestimmt das geringere von zwei Übeln sei - verglichen zumindest mit einer Berufspolitikerin, die schon seit ihrer Geburt auf den Thron schielt. Und auch wenn Jaime selbst davon nicht mehr komplett überzeugt scheint, reicht es offenbar doch für den erzkonservativen Randyll Tarly, der vergangene Staffel seinen Sohn Samwell ja noch mit rassistischen Überzeugungen aus dem Haus jagte.

Der wird bei seiner Maester-Ausbildung währenddessen immer mehr zum George-R.-R.-Martin-Lookalike. Gleicher Bart, gleiche Figur, und dann findet er auch noch, dass der Titel des Buches seines Lehrmaesters nicht poetisch genug sei. Lieber Sam, wenn du endlich mal in die Pötte kommen und weiter- beziehungsweise losschreiben würdest, dann darfst du dein Gesamtwerk gern "Ein Lied von Eis und Feuer" nennen! Bis dahin geht es weiter mit der weniger poetisch getitelten Serie "Die ekelhaften Abenteuer von Samwell Tarly", in der du dich als Krankenschwester um die eitrigen Schuppen von Daenerys' Dackelblickträger Jorah Mormont kümmern musst.

In einem der widerwärtigsten Szenenwechsel der Serie landen wir direkt von der Eiter- bei der Pastetenkruste, zubereitet von keinem geringeren als dem größten Kochtalent von Westeros, dem schon in jungen Jahren bierbäuchigen Hot Pie. Er hat seine Spezialität für Arya zubereitet, die reinhaut wie einst ihr Beschützer-Schrägstrich-Kidnapper Sandor "Hound" Clegane bei gebratenem Hühnchen. Hot Pie erzählt Arya, dass ihr Halbbruder Jon inzwischen als König in Winterfell haust, woraufhin sie prompt ihre Königinnenmordpläne umschmeißt und lieber nach Norden als nach Süden weiterzieht.

Jon Snow wird sie dort allerdings schon wieder knapp verpassen, denn der ist inzwischen in Richtung Daenerys abgereist. Erstens, weil er ja Drachenglas für den Kampf gegen die Weißen Wanderer braucht. Zweitens weil sowieso die ganze Welt seit mindestens vier Staffeln darauf wartet, dass sich die beiden kennenlernen. Und drittens, weil endlich auch jemand in Westeros auf die Idee gekommen ist, dass ein leibhaftiger Drache im Kampf gegen Eiszombies schon eine bemerkenswert nützliche Sache sein könnte. Arya wird in Winterfell also nur ihre Schwester Sansa treffen. Angesichts des drohenden Verrats von Littlefinger Baelish ist das aber vielleicht ganz gut so. Denn wie sagte Sansa mal zu Jon? "Du kannst mich nicht beschützen, niemand kann mich beschützen." Und das Niemandsein hat Arya ja quasi studiert.

Für Pokémon ist in Game of Thrones kein Platz

Was der Episodentitel bedeutet:

Daenerys trägt den Beinamen "Stormborn", sturmgeboren, weil während ihrer Geburt über Drachenstein ein legendäres Sauwetter herrschte. Der Targaryen-Kriegsrat in Drachenstein darf sich zu Beginn der Episode "Sturmtochter" also nochmals an dieses Wetterereignis erinnern, ehe dann etwa 45 Serienminuten später ihre Flotte versenkt wird - genau wie damals die verbleibende Flotte der Targaryens. Noch mehr Zufälle: Die rote Priesterin Melisandre taucht auf, um ihr von der Prophezeiung um den Weltretter Azor Ahai zu erzählen: der Prinz, der inmitten von Rauch und Salz geboren werden soll. Rauch und Drachen, Salz und das Drachenstein umgebende Meer, und dann ist "Prinz" wohl auch noch ein Übersetzungsfehler und könnte genausogut Prinzessin heißen ... Kurz: Daenerys wird sich bald mit Jon Snow, dem anderen heißesten Anwärter auf den Azor-Ahai-Titel, ernsthaft unterhalten müssen.

So wird man sich an diese Episode erinnern:

Als die Episode, in der man für eine Katastrophe endlich einmal dankbar sein kann. Ja, die Sandschlangen mochte niemand so richtig und es ist kein Verlust, wenn sie weg sind. Viel wichtiger war aber das absolut großartige Timing von Euron Greyjoys Wrestlemania-reifem Auftritt. Er kracht genau dann mit seiner Enterbrücke auf ein paar Daenerys-treue Soldaten herab, als in der Kapitänskajüte gerade Yara Greyjoy und Ellaria Sand offenbar aus einem Porno-Drehbuch zitieren. Noch mehr schauderhaft peinliche Doppeldeutigkeiten um "feindliche Invasionen" hätte wohl kaum jemand ertragen.

Bester Auftritt:

Damit hätte Euron Greyjoy eigentlich auch gute Chancen auf diese Auszeichnung. Aber nicht in dieser Woche. Denn was ist schon ein größenwahnsinniger Piratenkönig gegen einen Arya-großen Wolf? Die jüngste Stark ist gerade im Wald unterwegs, als sie plötzlich von einem Wolfsrudel umzingelt und angeknurrt wird. Bis die Anführerin des Rudels auftaucht: Die riesenhafte Nymeria, einst von Arya als Welpe adoptiert und dann zum Schutz vor dem rachsüchtigen Joffrey davongejagt, hat sich inzwischen in Wolfskreisen offenbar einen Namen gemacht. Versteht sich von selbst, dass Arya ungebissen davonkommt. Nur anschließen will sich die Wölfin der Stark-Heimkehrerin nicht - das wäre dann wohl doch zu viel der Pokémon-Tierfreundschaft. Stattdessen ein rührender Abschied zwischen dem nicht mehr ganz so wilden Mädchen und dem jetzt so richtig wilden Tier. Für immer?

Grey Worm mochte sich selbst lieber, als er noch ...

... keine Angst vor irgendetwas hatte. So erzählt er jedenfalls von seiner Kindheit als kastrierter Sklavenkrieger. All die anderen hätten sich vor irgendwas gefürchtet und um sie abzuhärten, haben die Ausbilder sie mit ihrer Angst konfrontiert: "Wenn sie es überleben, gut, wenn nicht, auch gut." Jetzt steht er in seinen Gemächern auf Drachenstein und schaut betreten zu Boden, als ihm Missandei gegenübertritt. Sie sei seine Schwäche, fasst er die bislang schönste Liebeserklärung der ganzen Serie zusammen. "Ich hatte keine Angst. Bis ich Missandei traf. Jetzt habe ich Angst."

Wen wir vermisst haben:

Ser Bronn von Blackwater. Der Ex-Söldner-jetzt-Ritter mit der so lockeren Schnauze, dass selbst Tyrion Lannister bisweilen die Antworten ausgingen, wird bei Jaime dringend gebraucht. Nicht mehr so sehr als Schwertkampftrainer und Ersatz-Hand, sondern als Stimme der Vernunft. Irgendjemand muss ihm ja mal seine Cersei-Hörigkeit austreiben.

Wie es weitergeht:

Es ist eigentlich egal, was Cersei und Arya und Sansa und Sam für Großtaten geplant haben und wie triumphal Euron die gefangene Ellaria Sand in King's Landing als Hochzeitsgeschenk für Cersei präsentieren wird. Ganz Westeros wird sowieso nur über das kommende Traumpaar Jon und Daenerys reden, die sich endlich kennenlernen. Aber Game of Thrones wäre nicht Game of Thrones, wenn in Westeros so etwas wie Liebe auf den ersten Blick existieren würde (Grey Worm und Missandei zählen nicht, das war ein anderer Kontinent). Stattdessen dürfte Dany Jon erst einmal als Rivalen um ihren Thron begreifen und die Sache mit der Gefahr im Norden sowieso nicht ernst nehmen. Vielleicht hilft es, wenn sich Jon mal von einem von Daenerys' Schoßdrachen beschnuppern und als Targaryen-Verwandter identifizieren lässt?

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: