Die Nonne ist aus dem deutschen Fernsehen ja kaum mehr wegzudenken. Im ständigen Widerstand gegen fiese, meist weltliche Obrigkeiten gehört sie zum öffentlich-rechtlichen TV-Personal, ähnlich dem Klinikarzt oder dem Kriminalkommissar - mit dem einzigen Unterschied natürlich, dass das Drehbuch ihr nur ganz selten eine Liebesgeschichte gönnt. Die ARD-Serie Um Himmels Willen jedenfalls ist trotz (oder womöglich eher wegen) des weitgehenden Verzichts auf die Darstellung körperlicher Liebe eine der meistgesehenen Fernsehserien des Landes.
Um Himmels Willen geht im kommenden Jahr in die 15. Staffel. Beim ZDF hat man nun das Erfolgsrezept prompt erkannt und sich für einen Fernsehfilm ebenfalls ein paar renitente Ordensschwestern ausgedacht. Suzanne von Borsody und Alina Levshin spielen zwei von vier Nonnen, die sich heftig wehren müssen, in diesem Fall sogar gegen ihre eigene Kirche.
Der geldgierige und gewissenlose Bischof (Lambert Hamel) plant, die wenigen verbliebenen Schwestern aus ihrem Frauenkloster in der Eifel zu vertreiben, um eben dieses dann gewinnbringend zu verkaufen. Priorin Johanne (Borsody) will sich zunächst, gottergeben, wie sie nun mal ist, dem vermeintlichen Willen des Herren beugen. Aber dann besinnen sich die Damen natürlich doch noch des Widerstandes. Die prominente Besetzung des Films kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Idee keine 90 Minuten trägt.
Das humoristische Leitthema ist eine Küchenmaschine
Das Kloster bleibt im Dorf (Buch: Thomas Oliver Walendy, Regie: Walter Weber) versucht wohl, anhand des Kampfes der vier Nonnen um ihr Kloster die große Glaubensfrage zu verhandeln, die Rechtfertigung Gottes trotz des Übels in der Welt. Das aber geht schon deshalb schief, weil man den Figuren niemals nahe genug kommt, als dass deren Glauben und Zweifel berühren könnten; von keiner dieser Nonnen wird so erzählt, dass man am Ende etwas über sie verstanden hätte.
Das ZDF deklariert den Film als Komödie, und es ist ja nicht so, dass Frauen in Ordenstracht grundsätzlich kein humoristisches Potenzial hätten. Man muss sich nur an Whoopi Goldberg erinnern, die 1992 auf der Flucht vor ihrem Verbrecher-Lover im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms in einem Kloster versteckt wurde und den dortigen Nonnenchor aufmischte.
Sister Act ließ sehr lustig zwei sehr fremde Welten aufeinanderprallen. Im ZDF ist das tragende humoristische Leitthema eine Küchenmaschine, die nur unter Einsatz von Stoßgebeten ächzend ihre Arbeit zu tun bereit ist. Lachen, öffentlich-rechtlich.
Eine blonde Hexe als weltliche Gegenspielerin
Eine böse weltliche Gegenspielerin haben die braven Gottesfrauen auch, sie heißt Dr. Ulrike Purscheck (Ann-Kathrin Kramer) und ist eine blonde Hexe, gesandt vom Bischof persönlich. Sie soll die Damen zum Aufgeben bewegen und schreckt weder vor dem Diebstahl eines Zahnrads aus der Hostienmaschine zurück noch vor der Erpressung eines Dorfpfarrers: Er verweigert den Nonnen die heilige Kommunion, oder Mops Goliath muss aus dem Pfarrhaus ausziehen. So kann man einen einsamen Hirten schon ins Grübeln bringen.
Am Ende gibt es noch ein Feuer im Altarraum, bedrohlich schwankende Kreuze, düster umwaberte Kirchtürme und einen Insektenschwarm, der möglicherweise die Anwesenheit des Herren symbolisieren soll. Aber wo ist der liebe Gott eigentlich, wenn hierzulande Drehbücher geschrieben werden?
Das Kloster bleibt im Dorf , ZDF, 20.15 Uhr.