Spielfilmtipps zum Wochenende:Raubtiere

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Der Beweis: Liebe ist ein schwarzes Loch. Gräfin Olenska (Michelle Pfeiffer) trauert mit (und um) Newland Archer (Daniel-Day Lewis). Die "Zeit der Unschuld" ist für beide vorbei, er steckt fest im Gefängnis der Upper Class. (Foto: Ronald Grant/imago images/Everett Collection)

"Zeit der Unschuld", "Drei Tage des Condor", "Ein Gauner und Gentleman, "Die Hexen von Eastwick" und "Casino": die Fernsehtipps zum Wochenende.

Von Milan Pavlovic

Zeit der Unschuld

Melodrama, 3sat, Sonntag, 16.15 Uhr

Der Blick von Michael Ballhaus' Kamera ist zugleich jener von Newland Archer (Daniel Day-Lewis), einem Mitglied der elitären Upper Class im New York des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Er liebt die Gräfin Olenska (ein Traum: Michelle Pfeiffer), doch die ist wegen ihrer entschieden eigenständigen Art stets Außenseiterin geblieben. Außerdem ist Newland einer Frau seines Standes versprochen. Die junge Fay (brillant: Winona Ryder) kommt einem lange wie ein Opferlamm vor. Bis zu jenem Moment, an dem man realisiert, dass sie ein Raubtier ist, das genau weiß, wann es seine Krallen zeigen muss. Was sonst bei Martin Scorsese körperlich ausgetragen wird ( Taxi Driver, Raging Bull), spielt sich diesmal innerlich ab. Die gemeinen, toxischen Tuschler der Upper Class sind zumeist Schakale. Wenn auch höchst elegante Schakale.

Die drei Tage des Condor

Thriller, NDR, Nacht zu Sonntag, 0.15 Uhr

Zweimal Robert Redford, aber nicht nach-, sondern gegeneinander. Dabei ist es höchst vergnüglich, ihn in verschiedenen Phasen seines Schaffens zu beobachten. Wobei "schaffen" natürlich genau das falsche Wort dafür ist, was er scheinbar mühelos tut. In Die drei Tage des Condor wird er als kleiner CIA-Mitarbeiter gejagt, ohne ansatzweise zu verstehen, warum. Der Urinstinkt, der ihm mehrmals das Leben rettet, treibt ihn gleichzeitig in die Einsamkeit, als wäre er der Großonkel von Jason Bourne. Fast 50 Jahre später spielt Redford in dem kleinen Gaunerfilm Ein Gauner und Gentleman (RBB, Samstag, 23.30 Uhr) einen höflichen Bankräuber. Sein Gesicht ist gezeichnet vom Alter (er war bei den Dreharbeiten fast 81), aber er besitzt mehr Charisma und Großzügigkeit als irgendwer in seiner Nähe. Mit der Ausnahme von Sissy Spacek, 73, die jede ihrer Szenen mit Sanftmut dominiert.

Die Hexen von Eastwick

Horrorkomödie, Tele 5, Sonntag, 20.15 Uhr

Die Dreharbeiten dieser Horrorkomödie über den Besuch des Bocksfüßigen in einem Kaff in Rhode Island litten unter den Intrigen auf dem Set: Produzent Jon Peters fand es angebracht, die drei fabelhaften Hauptdarstellerinnen gegeneinander auszuspielen. (Warum? Weil er es konnte.) Das raubte Cher, Susan Sarandon und Michelle Pfeiffer den Spaß. Aber wie es sich für echte Schauspieler gehört, merkt man das dem Film nicht an. Die drei realisieren, dass sie Hexen sind. In früheren Zeiten wären sie verbrannt worden, 1987 laden sie mit ihren nicht ganz züchtigen Gedanken Jack Nicholson ein, der unter dem Pseudonym Daryl Van Horne in einer Limousine anreist. Der genervte Regisseur George ( Mad Max) Miller legte danach eine fünfjährige Kinopause ein. Und Jon Peters wurde 2021 in der Komödie Licorice Pizza von Bradley Cooper vernichtend karikiert.

Casino

Gangsterfilm, 3sat, Sonntag, 22 Uhr

Die oft abstoßend brutale Geschichte der Übernahme von Las Vegas durch das organisierte Verbrechen. Der Chicagoer Mob schickt den begnadeten Sportwetten-Handicapper Sam Rothstein (Robert De Niro) als Vorhut in die Wüste. Es gelingt ihm tatsächlich, die Geschäfte zu legalisieren oder legal aussehen zu lassen. Wen er nicht in den Griff bekommt, sind die zwei Menschen, die ihm am nächsten stehen und sich als Psychos entpuppen: den Vollstrecker Nicky (Joe Pesci) und die Luxusbraut Ginger - eine Rolle, die es Sharon Stone erlaubte, bei jeder ihrer Szenen mit dem Film durchzubrennen. Ansonsten fasziniert der fast dokumentarische Blick von Regisseur Martin Scorsese auf den Fluss des Geldes (mehr noch als in seinen anderen Filmen, zum Beispiel The Color of Money) - und auf Materielles in jeder Form, ob nun Bargeld, Chips, Jetons, Seife oder Frotteehandtücher.

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