Hörspiel "Fallada. Ein Leben im Rausch":Ein wildes Leben

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(Foto: Illustration: Max Kuwertz / Rbb Kultur)

Rainald Grebe und Tilla Kratochwil machen den Schriftsteller Hans Fallada in ihrem Hörspiel zu einer literarischen Figur. Und kommen ihm damit auf spannende Weise nahe.

Von Stefan Fischer

Die Frau, die den Schriftsteller Hans Fallada so geliebt hat, wie es keinem anderen Menschen gegeben war, und die lange Zeit treu bis zur Selbstverleugnung zu ihm gestanden hatte, wusste natürlich genau, wie es zeitlebens um ihn stand: "Er war ein süchtiger Mensch", schreibt sie. "Beim Schreiben süchtig, tablettensüchtig, morphiumsüchtig, alkoholsüchtig und süchtig nach Frauen." Vor allem, dass Fallada nicht von anderen Frauen lassen konnte, hat schließlich doch zur Scheidung von seiner Anna geführt, die alle nur Suse nannten.

Danach ist es erst recht bergab mit ihm gegangen, mit einer jungen, ebenfalls vom Morphium abhängigen Frau in der verführerischen Stadt Berlin. "Es ist schlimm, mit 53 Jahren nicht mehr geworden zu sein als ein schwacher Mann", schreibt Fallada kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bedauernd und auch ein wenig selbstmitleidig. Bald darauf, im Februar 1947, war er ein toter Mann, der Drogenkonsum hatte ihn umgebracht.

Auch in den drei Jahren nach der Scheidung, die Fallada noch verblieben, haben er und Suse sich regelmäßig Briefe geschrieben, wie zuvor schon ihr ganzes gemeinsames Leben über. Sie sind eine wichtige Quelle für das dreiteilige Hörspiel Fallada. Ein Leben im Rausch von Rainald Grebe und Tilla Kratochwil. Die beiden Autoren sprechen zugleich die Hauptrollen, inszeniert hat es Ulrich Lampen.

Der Autor wird selbst zu einer literarischen Figur

Das Hörspiel ist ein akustisches Biopic, hart an der Realität entlang erzählt und sich doch die Freiheiten der Fiktion zunutze machend. Fallada selbst hat im Grunde einen Freibrief ausgestellt für dieses Verfahren: Er schildert, wie er als Jugendlicher aufgrund einer Erkrankung eine Weile ans Haus gefesselt und deshalb die ersehnten Tanzstunden versäumend, viel gelesen habe. "So ist es gekommen, dass ich erst die Welt der Bücher kennengelernt habe vor der wirklichen Welt." Er also erst mit den erdichteten Leben erdichteter Figuren in Kontakt kam und diese für die Wirklichkeit genommen hat.

Und so wird der Autor des Weltbestsellers Kleiner Mann - was nun? in Fallada. Ein Leben im Rausch selbst zu einer literarischen Figur. Die ist er im Grunde sogar für seinen jüngsten Sohn, Achim Ditzen. Der kennt den Vater kaum und erzählt in dem Hörspiel unter anderem, dass er vieles über Fallada erst erfahren habe, als er eine Biografie über ihn gelesen habe.

Fallada. Ein Leben im Rausch , RBB Kultur, drei Teile, jeweils freitags, 19 Uhr.

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