Berichterstattung über Marc Wiese:Niederlage für "Die Zeit"

Lesezeit: 1 min

Filmemacher Marc Wiese. (Foto: privat)

Die Wochenzeitung hatte sich gegen eine einstweilige Verfügung gewehrt, die ihr Aussagen zu einer Dokumentation von Filmemacher Marc Wiese untersagte - und verloren.

Von Moritz Baumstieger

Im Rechtsstreit mit dem Dokumentarfilmer Marc Wiese muss Die Zeit einen weiteren juristischen Rückschlag hinnehmen. Am Dienstag wies das Landgericht Berlin nach SZ-Informationen einen Einspruch der Wochenzeitung gegen eine einstweilige Verfügung ab, die das Gericht auf Betreiben Wieses gegen das Blatt und eine seiner Autorinnen erlassen hatte.

Diese hatte Wiese im April in zwei Zeit-Artikeln vorgeworfen, bei einem Dokumentarfilm ethisch fragwürdig und irreführend gearbeitet zu haben. In "Die Unbeugsamen" ist ein Interview mit einem angeblichen Auftragskiller zu sehen, das zwei lokale Mitarbeiter von Wiese auf den Philippinen aufgenommen hatten. Im Bild ist kein Reporter zu sehen, die Fragen an den vermummten Mann sprach Wiese später in Deutschland ein. Die Zeit warf Wiese nun unter anderem vor, vorgegaukelt zu haben, das Interview selbst geführt zu haben. Um diese These zu untermauern, berief sich die Wochenzeitung zudem auf ein Videointerview von Wiese mit der Plattform Vice - das aber, so räumte es das Internetmagazin später ein, diesen Eindruck nur aufgrund eines Schnittfehlers erzeugt hatte.

Während das Gericht im Mai einige von Wiese bemängelte Aussagen des Zeit-Artikels als von der Meinungsfreiheit gedeckt ansah, hat es nun nochmals bekräftigt, dass die Behauptung unzulässig sei, Wiese habe durch seine im "Voice Over"-Verfahren eingesprochenen Fragen vorgaukeln wollen, das Interview auf den Philippinen selbst geführt zu haben. "Nach dem Eindruck der mündlichen Verhandlung akzeptieren wir die Entscheidung des Gerichts", sagte eine Verlagssprecherin der SZ. Die entsprechenden Änderungen werde man im Text vornehmen. Die Zeit hat die beiden fraglichen Artikel ohnehin vorerst aus dem Netz genommen. Dokumentarfilmer Marc Wiese zeigte sich im Gespräch mit der SZ über den Berliner Entscheid "sehr zufrieden" - ob er weiter juristisch gegen den Verlag vorgehen werde, möchte er sich "in Ruhe überlegen".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

"Schwerwiegender Fehler"
:"BamS" zeigt falschen Tatverdächtigen

Die "Bild am Sonntag" hat nach dem Messerangriff in Würzburg einen völlig Unbeteiligten gezeigt. Die Entschuldigung des Blatts gibt zu denken.

Von Carolin Gasteiger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: