Deutscher Auslandssender:Deutsche Welle vor weiteren Problemen in Russland und Afghanistan

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Die Deutsche Welle (DW) ist der Auslandsrundfunk der Bundesrepublik und sendet journalistische Programme in zahlreichen Sprachen. (Foto: Carsten Koall/dpa)

Moskau erklärt den Sender zum "ausländischen Agenten". In Kabul gehen die Taliban gegen die Verbreitung von DW-Inhalten in afghanischen Medien vor.

Das russische Justizministerium stuft die Deutsche Welle als "ausländischen Agenten" ein. Der deutsche Auslandssender steht damit nun auf einer Liste von Medienorganisationen, die in Russland so bezeichnet werden und all ihre Veröffentlichungen mit einer gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnung versehen müssen. Die Website der Deutschen Welle war in Russland bereits Anfang März von der staatlichen Medienaufsicht Roskomnadsor blockiert worden, wegen des Vorwurfs der Verbreitung von Falschnachrichten über die russische Invasion der Ukraine.

Derweil hat die Deutsche Welle auch im Nahen Osten neue Probleme: Dort gehen die Taliban gegen die Verbreitung ausländischer Medieninhalte vor. Afghanische Programme dürfen die Inhalte der Deutschen Welle nicht mehr für ihr TV-Programm nutzen. Die Taliban begründet den Schritt so: Weil ausländische Medien aus dem Ausland senden, habe man keinen Zugriff, ihre Inhalte zu kontrollieren - etwa die Kleidung der Reporter. Außerdem hätten sie gelegentlich Inhalte ausgestrahlt, die religiösen Werten und der afghanischen Kultur widersprächen.

Die Taliban haben hart gegen Medien durchgegriffen, weil die Seifenopern aus dem Ausland ausstrahlten

Betroffen sind auch andere Auslandsmedien, die britische BBC und der US-Auslandssender Voice of America (VOA). "Die zunehmende Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit in Afghanistan ist sehr beunruhigend", sagte DW-Intendant Peter Limbourg. "Dass die Taliban jetzt die Verbreitung der Programme der DW durch unsere Medienpartner unter Strafe stellen, behindert eine positive Entwicklung in Afghanistan." Dafür seien freie Medien unerlässlich, und man werde alles unternehmen, um die Menschen in Afghanistan über das Internet und soziale Medien auch weiterhin mit unabhängigen Informationen zu versorgen, erklärte Limbourg weiter.

Die Deutsche Welle hatte bislang eine Polit-Talkshow in den Sprachen Dari und Paschtu auf einem afghanischen Nachrichtensender gezeigt sowie ein Wissenschaftsmagazin auf einem anderen. Über eigene Kanäle kann die Deutsche Welle ihre Inhalte in Afghanistan weiterhin verbreiten: über Kurzwelle im Radio, die eigene Webseite und soziale Medien.

Die Taliban haben seit ihrer Machtübernahme hart gegen afghanische Medien durchgegriffen, unter anderem weil sie Seifenopern aus dem Ausland ausstrahlten. Viele afghanische Journalisten flohen, zahlreiche Medien wurden aufgrund wirtschaftlicher Probleme geschlossen. Journalisten, die noch in Afghanistan sind, fühlen sich nicht mehr in der Lage, offen zu berichten und befürchten Repressalien. Das afghanische Journalistenzentrum teilte am Montag mit, dass ein lokaler Radiosender in Kandahar überfallen worden sei und mindestens drei Mitarbeiter festgenommen worden seien.

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