Civis-Medienpreis:Mehr ist mehr

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Gewinnerinnen des Hauptpreises: Vanessa Vu (links) und Minh Thu Tran für "Rice and Shine". (Foto: Andreas Rentz/Getty Images)

Bei der Preisvergabe der Civis-Medienstiftung fallen exzellente Produktionen von Autoren mit migrantischem Hintergrund auf. Hier sind die besonders lohnenswerten Podcasts.

Von Stefan Fischer

Relevante Programme, die sich mit den Themen Migration, Integration und kulturelle Vielfalt in Europa auseinandersetzen, zeichnet die Civis-Medienstiftung aus - seit 1988. Wer zu diesen Themen recherchiert und diese Geschichten erzählt, das verändert sich gerade. Besonders spiegelt sich diese Entwicklung in den Nominierungen für den Civis-Medienpreis in der Kategorie Podcast.

141 Podcasts sind in diesem Jahr eingereicht worden, deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Viele davon, und das ist das Besondere, stammen von Autorinnen und Autoren, die eine Einwanderungsgeschichte haben. Das gilt speziell auch für jene fünf Produktionen, die die Jury dem Publikum zur Abstimmung vorgeschlagen hat.

Nominiert war Chai Society von Refiye Ellek und Soraya Jamal mit einer Folge, in der die beiden beratschlagen, ob Moscheen angesichts der männlich dominierten Atmosphäre ein geschützter Ort für muslimische Frauen sind. Auch Acca Pillai stand auf der Shortlist, ein Podcast von Abby Baheerathan und Makileny Vijayakumar über die deutsch-tamilische Diaspora, mit einer Episode über arrangierte Ehen. Ausgezeichnet mit dem Civis-Medienpreis - in der Kategorie Podcast und auch mit dem Hauptpreis, dem mit 10 000 Euro dotierten Civis Top Award - werden Minh Thu Tran und Vanessa Vu für Rice and Shine und die Folge Hamburg 1980: Als der Terror wieder aufflammte.

Es ist die Geschichte der beiden Vietnamesen Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân, die als sogenannte Boat People in Hamburg Zuflucht gefunden haben und dort von Neonazis getötet worden sind. Die Tat gilt als der erste rassistisch motivierte Mord in der Bundesrepublik. Es ist auch die Geschichte der Mutter eines der Jungen, die hochbetagt unter prekären Verhältnissen in der Hansestadt lebt.

Relevant ist das eben nicht bloß für eine Minderheit

Podcasts entstehen häufig außerhalb etablierter Medienhäuser, so auch Rice and Shine, und der persönliche Zugang der Autoren ist genretypisch. Dass sich bei den Podcasts eine immense Vielfalt der Themen und Perspektiven entwickelt, ist mittlerweile eine wesentliche Stärke der Gattung.

Wobei sich die migrantisch geprägten oder anderweitig diversen Autoren nicht in eine Nische drängen lassen. Auch das lässt sich an den nominierten Podcasts für den Civis-Medienpreis ablesen: So ist Sham Jaff beteiligt an Wir schaffen das!, in dem es darum geht, was das Versprechen der Kanzlerin in der oberbayerischen Provinz in Gang gesetzt hat. Und Mariam Noori ist eine der Hosts bei Heimkehr über eine deutsche Kampfeinheit beim IS.

Etliche dieser Podcasts sind eben nicht bloß für eine migrantische Minderheit relevant. Indem deren Autorinnen und Autoren ihre Recherchen über Rassismus und Extremismus, über Integration und Vielfalt mit Erfahrungen bereichern, die die eigene Community gemacht hat, gewähren sie relevante Einsichten und Erkenntnisse.

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