Australien:Gericht verurteilt zwölf Medienunternehmen zu hohen Geldstrafen

Das Urteil im Missbrauchsprozess gegen Kardinal George Pell wurde im April 2020 aufgehoben. (Foto: Gregorio Borgia/dpa)

Sie hatten gegen eine Nachrichtensperre verstoßen und über den Missbrauchsprozess gegen den australischen Kardinal Pell berichtet.

Ein australisches Gericht hat zwölf Medienunternehmen des Landes zu Geldstrafen von insgesamt 1,1 Millionen australischen Dollar (etwa 700 000 Euro) verurteilt. Die Medien hatten sich nicht an eine Nachrichtensperre zur Verurteilung des ehemaligen Vatikan-Schatzmeisters George Pell im Jahr 2018 wegen sexualisierter Gewalt an Kindern gehalten. Journalisten durften damals zwar das Verfahren im Gerichtssaal verfolgen, aber bis lange nach Prozessende nichts darüber berichten.

Der Richter des Obersten Gerichtshofs im australischen Bundesstaat Victoria, John Dixon, verhängte die höchste Gesamtstrafe gegen Nine Entertainments The Age mit 450 000 AUD (etwa 285 000 Euro) für zwei Artikel und einen Leitartikel, während er die höchste Einzelstrafe gegen die Nachrichtenwebsite von News Corp mit 400 000 AUD (etwa 250 000 Euro) für einen Online-Artikel verhängte.

Die Unternehmen, die größtenteils Nine Entertainment und Rupert Murdochs News Corp. gehören, hatten bereits im Februar eingeräumt, gegen die Unterdrückungsanordnung bezüglich der Berichterstattung über den Prozess und die Verurteilung des Kardinals verstoßen zu haben. Daraufhin hatte der Staat zugestimmt, alle Anklagen gegen einzelne Journalisten und Redakteure fallen zu lassen.

Der australische Kardinal Pell war zunächst wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Pell, früher Finanzchef des Vatikans und Berater von Papst Franziskus, war der bisher ranghöchste katholische Geistliche, der wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde. Nach Überzeugung des Gerichts soll er 1996 und 1997 zwei 13-jährige Chorknaben missbraucht haben. Pell bestritt die Vorwürfe und ging gegen das Urteil vor. Nachdem er ein Jahr in Haft verbrachte, wurde das Urteil im April vergangenen Jahres aufgehoben.

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