Aussage vor dem Untersuchungsausschuss:Murdoch will "mit Mythen aufräumen"

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"Ich habe niemals einen Premierminister um irgendetwas gebeten": Medienmogul Rupert Murdoch verteidigt sich vor einem Untersuchungsausschuss in London gegen neue Korruptionsvorwürfe. Tags zuvor hatte die Affäre neuen Zündstoff erhalten - es waren E-Mails aufgetaucht, aus denen eine sehr enge Verbindung der britischen Regierung mit Murdochs Imperium hervorging.

Im neu entfachten Streit um Verstrickungen der britischen Regierung mit dem Imperium von Rupert Murdoch hat der Medienmogul unter Eid vor einem Untersuchungsausschuss ausgesagt. Dabei spielte er seine Verbindungen zur britischen Machtelite herunter. "Ich begrüße die Möglichkeit, mit einigen Mythen aufzuräumen", sagte Murdoch vor dem Ausschuss in London.

Rupert Murdoch bei seiner Befragung in London am Mittwoch - am Vortag war bereits sein Sohn James Murdoch unter Eid vernommen worden. (Foto: AP)

Murdoch, dem immenser Einfluss auf die britische Politik nachgesagt wird, verteidigte sich zu Beginn der mehrstündigen Vernehmung. "Ich habe niemals einen Premierminister um irgendetwas gebeten."

Im vergangenen Jahr hatte Murdoch vor einem Parlamentsausschuss gesagt, dass er sich mit führenden britischen Politikern getroffen habe, darunter auch mit dem konservativen Premierminister David Cameron und dessen Labour-Vorgängern Gordon Brown und Tony Blair. Vor der richterlichen Presseethik-Kommission bezeichnete Murdoch jetzt Gerüchte als "unwahr", wonach er Cameron übelnehme, dass dieser die Untersuchungskommission im Zusammenhang mit dem Abhörskandal seiner Medien ins Leben gerufen habe. Ziel des richterlichen Ausschusses ist es, Lehren aus der Affäre zu ziehen und Empfehlungen für einen neuen Pressekodex auszuarbeiten.

Vor der Befragung von Murdoch war die britische Regierung in der Affäre am Dienstag erneut unter Druck geraten. Vor dem Ausschuss zur Neuordnung der Presseethik im Königreich wurden neue E-Mail-Kontakte zwischen dem Konzern und Regierungsmitgliedern bekannt.

Demnach sollen Murdoch-Mitarbeiter mit Kulturminister Jeremy Hunt Kontakt aufgenommen haben, noch ehe dieser für die Angelegenheit zuständig war. Es ging um die Übernahme der restlichen Anteile des Fernsehkonzerns BSkyB durch Murdoch - einen Milliardendeal. Wenig später entband Cameron den bisher für Medien zuständigen Wirtschaftsminister Vince Cable von der Aufgabe und übertrug sie Hunt. Tatsächlich befürwortete dieser dann die wettbewerbsrechtlich umstrittene Übernahme.

Am Dienstag hatte zunächst der Sohn des 81-Jährigen, James Murdoch, unter Eid vor dem Ausschuss aussagen müssen. Er bestritt, vom Ausmaß des Skandals um Bespitzelung und illegale Recherchemethoden gewusst zu haben. James Murdoch gab zwar zu, sich mehrfach mit wichtigen Politikern getroffen zu haben, unter anderem zwölfmal mit Cameron. Gespräche habe es außerdem mit dem heutigen Schatzkanzler George Osborne und Außenminister William Hague gegeben, während deren konservative Partei noch in der Opposition war. Diese Treffen seien aber nicht von großer Bedeutung gewesen. "Ich habe nicht sehr viel Zeit mit Politikern verbracht", sagte James Murdoch.

Im Laufe des Verhandlungstages wurden jedoch E-Mails bekannt, die einen engen und regelmäßigen Kontakt Murdochs und seiner Leute mit der Regierung nahelegen. Auch Premierminister Cameron selbst geriet wieder mehr in die Kritik. Ein Abendessen am 23. Dezember 2010 mit James Murdoch fand den vorgelegten Beweismitteln zufolge im Haus der inzwischen wegen der Abhöraffäre zurückgetretenen Verlagschefin Rebekah Brooks statt. Cameron hatte sich bis dato geweigert, den Ort des Dinners zu nennen.

Der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Ed Miliband, rief Hunt am Dienstag daraufhin zum Rücktritt auf. Premierminister David Cameron stellte sich dagegen hinter seinen Minister, der auch für Sport und damit die Ausrichtung der Olympischen Spiele in London zuständig ist. Hunt wandte sich am Abend gegen die Vorwürfe und wies die Rücktrittsforderungen zurück. Er habe den Vorsitzenden des Ausschusses gebeten, ihn als Zeugen zu laden, damit er erklären könne, dass alles fair abgelaufen sei. "Wir haben heute die eine Seite der Geschichte gehört", sagte Hunt. Einige der vorgebrachten Beweise aber seien schlichtweg falsch.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/fran/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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