Serie "White Wall" auf Arte:100 000 Jahre Gefahr

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Die Minenarbeiter wollten atomaren Abfall entsorgen, aber dann taucht da diese geheimnisvolle Wand auf: Aksel Hennie und Mattias Nordkvist in "White Wall". (Foto: Fire Monkey & All3Media International/arte)

Bei der Suche nach einem Endlager taucht plötzlich eine Wand auf: Die Serie "White Wall" ist eine gelungene Metapher auf das Problem der Entsorgung radioaktiven Abfalls.

Von Nicolas Freund

Manche, wie zum Beispiel der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, träumen noch immer von einem Comeback der Atomenergie, und vielleicht hängen die Fans dieser vermeintlich sauberen und verlässlichen Technologie so sehr an ihr, weil sie sich einfach nicht richtig vorstellen können, was es eigentlich bedeutet, dass der Abfall, der in Kernkraftwerken produziert wird, noch 100 000 Jahre lang tödliche Strahlung abgeben wird. Klar, 100 000 Jahre sind ja auch schwer zu begreifen. Dasselbe Problem haben die Menschen in der finnisch-schwedischen Serie "White Wall", die gerade in der Arte-Mediathek zu sehen ist. Die Betreiber eines Energiekonzerns glauben aber, in einer alten Mine im Norden Schwedens die Lösung für ihr strahlendes Problem gefunden zu haben: Tausende Behälter mit 650 Tonnen radioaktivem Müll sollen dort auf Nimmerwiedersehen versenkt werden.

Bei den Grabungen stoßen die Minenarbeiter aber auf etwas Seltsames: Aus dem Gestein schält sich nach und nach eine makellose weiße Wand. Was kann das sein? Ein riesiger Diamant? Dinosaurierknochen? Ein Ufo? Oder hat hier schon mal jemand anders die Idee gehabt, irgendetwas für immer verschwinden zu lassen? Während noch gerätselt wird, woher das weiße Ding kommt und ob es eine gute Idee sein könnte, ein Loch hineinzubohren, geraten nach und nach die Leben der Bewohner an diesem abgelegenen Ort im hohen Norden durcheinander: Eine Anti-Atomkraft-Aktivistin wird von einem übereifrigen Wachmann angeschossen, ein Vater muss die Affäre mit seiner Kollegin vor der Familie im fernen Stockholm geheim halten, und eine Teenagerin ist ein wenig unglücklich verliebt, ausgerechnet in den übereifrigen Wachmann.

All diese Probleme und Problemchen verblassen aber eins nach dem anderen vor dem Rätsel der weißen Wand, und als Zuschauer bekommt man zumindest eine Ahnung davon, was es eigentlich bedeutet, wenn sich eine Gesellschaft wie die unsere sich entschließt, so etwas absolut Tödliches und zugleich Rätselhaftes wie radioaktiven Abfall für 100 000 Jahre irgendwo zu deponieren. Denn je dicker die Wände sind und je sicherer das Endlager ist, desto dringender wird vielleicht irgendwann jemand herausfinden wollen, was an diesem Ort mit so großem Aufwand versteckt worden ist.

White Wall, 8 Folgen, in der Arte-Mediathek .

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