Brad Pitt und Angelina Jolie trennen sich? Also bitte, das geht doch nicht! Das ist ja so, als würde der Dalai Lama seine tibetische Mönchskutte an die Garderobe hängen und sich mit den Worten verabschieden: "Sorry, Leute, ich bin dann mal raus. Das mit dem Weltfrieden kriegt ihr sicher auch ohne mich hin!"
Wenn ein Idol abtritt - in diesem Fall das perfekte Paar -, bleibt ein Vakuum. Die Nachfolge ist ungeklärt, ja nicht einmal vorstellbar. Nervosität macht sich breit. Erster Impuls: Oh nein, was tun wir denn jetzt? Wenn selbst die beiden es nicht packen, wer dann?
Das Konzept dieser Verbindung war ein Familienunternehmen. Markenname: Brangelina. Image: "Zu schön um wahr zu sein". Schwachstelle: zwei erfolgsverwöhnte Manager mit denselben Kernkompetenzen. Andererseits gab es zu dieser Partnerschaft keine Alternative, mit wem hätten sie sich sonst zusammentun sollen? Auf diesem Level ist die Luft dünn.
Und so entwickelte Brangelina sich zu einer Vorzeigefirma, deren Nachwuchsteam - teils Eigenproduktion, teils Import - nicht nur kontinuierlich wuchs, sondern zweifellos auch das ansehnlichste der Branche darstellte. Jeder Auftritt, jede Story, jedes Bild war reines Geld wert. Ehrfürchtig verfolgten die Normalos, mit welch anmutiger Lässigkeit diese Superfamilie in unterschiedlichen Kontinenten einschwebte, ihren cosmopoliten Lifestyle versprühte und dabei politisch korrekte Dinge tat.
Und nun das: Scheidung, Sorgerechtsstreitigkeiten, Schuldzuweisungen, schmutzige Wäsche.
Angeblich will Jolie für Pitt lediglich ein Besuchsrecht durchsetzen mit der Begründung, er habe ein Drogen- und Alkoholproblem und darüber hinaus seine Aggressionen nicht unter Kontrolle. Das Wohl der Kinder sei gefährdet. Das klingt nach Rache. Was aber steckt dahinter?
Prominente Personen erklären ihre Beweggründe gern mit "unüberbrückbaren Differenzen", ein Synonym für "Geht euch einen Dreck an". Abgesehen davon ist ihnen klar, dass Erklärungen überflüssig sind, da Reporter, Hobbypsychologen, selbsternannte Experten und Personen aus dem Umfeld (Expartner und sogenannte Freunde der Familie) sämtliche Hintergründe (Drogen! Aggressionen! Affären!) ohnehin ungefragt liefern.
Trennung von Brad Pitt und Angelina Jolie:Brad Pitts Reaktion und Jennifer Anistons Schweigen
Patchwork-Papa und Noch-Ehemann Brad Pitt wehrt sich gegen Vorwürfe. Hobbypsychologen fabulieren vor allem darüber, was die Frau denkt, die seit zwölf Jahren von Pitt getrennt ist.
Was bleibt, ist die Einsicht, dass auch Brad Pitt und Angelina Jolie nur Menschen sind. Und wir wieder einmal dazugelernt haben - sieben Erkenntnisse:
- Der Altersunterschied ist durchaus von Bedeutung (jedenfalls der geistige). "Ich mag der größere Clown von uns beiden sein, doch Angelina ist diejenige, die sich um die Bühne kümmert", gesteht Pitt in einem Interview. Will sagen: Angelina, obwohl gute zehn Jahre jünger als Brad, ist eindeutig die erwachsenere. Während sie sich als UN-Sonderbotschafterin humanitär engagiert, nebenbei Filme dreht und die Kinder managt, spielt er lieber weiter "Ocean's Eleven", lässt sich ulkige Bärte und Frisuren wachsen und dröhnt sich zu.
- Eine Heirat macht noch keine gute Ehe, vor allem kann sie keine Beziehung retten. Zehn Jahre lang lief alles wunderbar mit den beiden. Warum mussten sie unbedingt vor den Altar treten? Im Nachhinein erscheint die überraschende Hochzeit wie das Pfeifen im Walde - war zu diesem Zeitpunkt womöglich schon etwas im Argen? Keine gute Voraussetzung. Was uns unmittelbar zum nächsten Punkt führt:
- Gebrochene Versprechen sind offenbar ein schlechtes Omen für eine Ehe. Jahrelang hatten Angelina und Brad öffentlichkeitswirksam verkündet, sie würden erst heiraten, wenn auch homosexuelle Menschen das Recht dazu hätten. Doch dann: Kein Wort mehr vom Kampf für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben, plötzlich konnten sie es nicht mehr erwarten. Nicht, dass wir schadenfroh wären, aber es könnte ja durchaus sein, dass sich jetzt nicht nur die verlassene Exfrau Jennifer Aniston ins Fäustchen lacht. Sondern auch die Lesben- und Schwulenbewegung.
- Affären sind selten ein Trennungsgrund, sondern ein Symptom für die eigentliche Ursache. So gesehen ist es zunächst egal, ob Brad Pitt etwas mit Marion Cotillard hat. Oder mit George Clooney. Fast egal: Für den Verlauf der Trennung sind Affären von immenser Bedeutung. Ihr zerstörerisches Potenzial entfaltet sich in den Rachegefühlen, die verhindern, dass die eigentlichen Probleme ans Tageslicht kommen. Schade, gerade die hätten uns doch interessiert!
- Es muss nichts heißen, wenn der Ehemann im Schlaf den Namen einer Exfreundin murmelt (z.B. wie kürzlich Brad Pitt: "Gwyn, lass mich noch ein paar Minuten schlafen"), außer, er meint damit Gwyneth Paltrow. Die Schauspielerin ist für zwei Dinge berühmt: gesunde Kochbücher und bewusstes Entlieben. Das heißt: Entweder träumte Brad von Gwyneths fettfreiem Linsensalat, was eher unwahrscheinlich ist. Oder er suchte zuvor auf ihrer Webseite nach Informationen zu dem von ihr und Chris Martin praktizierten Conscious Uncoupling: ein Lifestyletrend, der die Scheidung zu einem liebevollen, spirituellen Erlebnis erhebt.
- Die wahre Qualität einer Beziehung zeigt sich erst bei der Trennung: Genauso wenig wie Eifersucht ein Indikator für Liebe ist, lässt eine Schlammschlacht vor Gericht auf den Grad der Zuneigung schließen. Brangelina haben eine "erwachsene Trennung" angekündigt, durchgehalten haben sie nur ein paar Stunden. Wir dürfen gespannt sein.
- Ein perfektes Paar zu sein, ist kein Vergnügen. Es ist eine Bürde, der man womöglich irgendwann nicht mehr gewachsen ist. Fragen wir George und Amal Clooney mal in drei Jahren, wie es ihnen geht - die haben den Job jetzt ja wohl oder übel abgekriegt. Bis dahin tätscheln wir unserem Partner erleichtert den weichen Bauch und erfreuen uns an seiner wohltuenden Unzulänglichkeit.