Bad Sooden-Allendorf:Corona-Pandemie gefährdet Hessens Heilbäder und Kurorte

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Ein großes Ortsschild weist auf das Heilbad von Bad Sooden-Allendorf hin. (Foto: Uwe Zucchi/dpa)

Nach zwei Jahren Pandemie sieht der Hessische Heilbäderverband die Heilbäder und Kurorte im Land in ihrer Existenz bedroht. "Rund 891 Millionen Euro Umsatz...

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Bad Sooden-Allendorf (dpa/lhe) - Nach zwei Jahren Pandemie sieht der Hessische Heilbäderverband die Heilbäder und Kurorte im Land in ihrer Existenz bedroht. „Rund 891 Millionen Euro Umsatz fehlen den Heilbädern und Kurorten in Hessen allein 2020“, teilte der Verbandsvorsitzende Michael Köhler anlässlich des 18. Hessischen Kurtages am Donnerstag in Bad Sooden-Allendorf mit. Für 2021 seien ähnliche Zahlen zu erwarten, sagte die Geschäftsführerin des Verbandes, Almut Boller. Von Januar bis Juli 2021 hatten die Heilbäder und Kurorte in Hessen rund drei Millionen Übernachtungen gezählt - knapp die Hälfte der Übernachtungen 2020, wie der Verband im September vergangenen Jahres mitgeteilt hatte.

„Diese beträchtliche Summe lässt die Entwicklungen und Investitionen deutlich schrumpfen und bringt den Wirtschaftskreislauf zum Knirschen“, sagte Köhler. Das gefährde auch weitere Branchen. Allein 40.000 Menschen arbeiten dem Verband zufolge in der Gesundheitswirtschaft der 30 Heilbäder und Kurorte in Hessen, mehrere 10.000 Menschen in tourismusnahen Bereichen.

Auch in Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel sowie im Dienstleistungssektor knarze es. Die Übernachtungen seien 2020 von rund 10,25 Millionen 2019 auf 6,6 Millionen gesunken. Den größten Teil der Übernachtungen habe es in Kliniken und Reha-Zentren gegeben - jedoch ohne dabei die üblichen Umsätze durch die Patientinnen und Patienten auszulösen. „In welches Geschäft, Café oder Restaurant hätten die Gäste auch gehen sollen, wenn die Öffnungszeiten heruntergefahren oder die Betriebe sogar ganz geschlossen sind?“

„Die wirtschaftlichen Effekte des Kur- und Bäderwesens sind facettenreich und wirken sich auf eine Vielzahl von Branchen aus. Darum ist es so wichtig ist, dass Politik und Gesellschaft in die Kurzentren investieren“, sagte Boller laut Mitteilung. Das gelte umso mehr, da das Thema Corona noch längst nicht ausgestanden sei. „Die Folgen der Erkrankung sind vollkommen unerforscht und auch das Krankheitsbild vage.“ Der hessischen Landesregierung sei bewusst, dass die Heilbäder und Kurorte für Arbeitsplätze und Wertschöpfung abseits der Ballungsräume stehen, sagte Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Das Land unterstütze sie daher mit einer jährlichen Zuweisung von 13 Millionen Euro sowie weiteren Landes-, Bundes- und EU-Mitteln. In den vergangenen sechs Jahren habe Hessen für die Unterstützung der kurspezifischen und touristischen Infrastruktur in den Gesundheitsstandorten mit Prädikat fast 25 Millionen Euro eingesetzt und damit Investitionen von rund 60 Millionen Euro ausgelöst.

© dpa-infocom, dpa:220407-99-831192/5

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