Tiere - Weinbergen:Vogelzug: Erste Kraniche über Thüringen zu beobachten

Deutschland
Kraniche fliegen über ein Feld. Foto: Sina Schuldt/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Jena (dpa/th) - Die Rufe der Kraniche sind wieder zu hören. Die ersten Trupps der großen Vögel, die auf dem Weg in wärmere Gefilde sind, seien seit einigen Tagen über Thüringen zu beobachten, sagte der Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte Seebach, Stefan Jaehne, auf Anfrage. "Die ersten Nachtfröste haben den Vogelzug in Schwung gebracht." Die Kraniche gehörten zu den auffälligsten Arten, die jetzt durchziehen.

Einige, wie die Schwalben, seien bereits weg, andere würden ihre Reise antreten. Dazu gehörten die Störche, deren Zahl sich nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) in diesem Jahr um 18 auf 110 Brutpaare in Thüringen erhöht hat.

Vogelschützer würden beobachten, dass einige Art nicht mehr so weit ziehen wie früher, sagte Jaehne. Grund seien die veränderten klimatischen Verhältnisse und die Verfügbarkeit von Futter. "Manche Vögel werden fauler", so Jaehne scherzhaft. Der Trend, kürzere Strecken zu ziehen, sei unter anderem bei Störchen erkennbar. "Manche fliegen gar nicht mehr weg."

Auch beim Rotmilan, von dem etwa fünf Prozent der gesamten deutschen Population in Thüringen vorkomme, hätten sich die Flugstrecken verkürzt. Sie gehörten zu den Teilziehern - ein Teil der Population nehme am Zug in den Süden teil, andere blieben im Brutgebiet. Wenn das Futterangebot durch Schnee eingeschränkt sei, würden sie aber wegziehen.

Inzwischen gebe es bei Kranichen sogar etwa zehn Brutpaare in Thüringen. "Das gab es früher nicht", so der Leiter der Vogelschutzwarte. Für die vom Norden nach Süden durchziehenden Kraniche würden derzeit Möglichkeiten zur Rast geschaffen. Das Wasser im Rückhaltebecken Straußfurt (Kreis Sömmerda) würde im Herbst größtenteils abgelassen, damit die Vögel eine Art halboffenen See vorfänden, der ihnen auch nachts Sicherheit biete. Der Hauptzug der Kraniche in Thüringen zeige sich ab Ende Oktober.

Als Thüringer Besonderheiten in der Vogelwelt nannte Jaehne neben dem Rotmilan den Schwarzstorch mit einer verhältnismäßig großen Population von etwa 50 Paaren, der in den Mittelgebirgsregionen mit Fließgewässern vorkomme. Dazu gehöre außerdem der Mittelspecht mit mehr als 1000 Brutpaaren.

Die Staatliche Vogelschutzwarte Seebach ist mehr als Hundert Jahre alt. Sie ist damit nach eigenen Angaben die älteste Vogelschutzwarte in Deutschland.

© dpa-infocom, dpa:211014-99-589433/2

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