Stuttgart:Schweinepest: Minister will mehr Wildschweine schießen

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Stuttgart (dpa/lsw) - Zur Vorbeugung gegen eine drohende Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest auch in Baden-Württemberg will Forstminister Peter Hauk (CDU) deutlich mehr Wildschweine schießen lassen. Um die 50 000 Wildschweine - mal mehr mal weniger - werden pro Jahr im Südwesten erlegt. Ziel müsse es sein, diese Strecke vorbeugend um 30 bis 40 Prozent zu erhöhen, sagte Hauk der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Zwar habe man schon jetzt Höchstwerte beim Abschuss von Wildschweinen. "Aber der Bestand nimmt nicht ab." Für Hauk ein Zeichen, dass er handeln muss. Und er weiß eine seltene Allianz hinter sich: nicht nur Jäger, sondern auch Naturschützer stimmen ihm zu.

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Stuttgart (dpa/lsw) - Zur Vorbeugung gegen eine drohende Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest auch in Baden-Württemberg will Forstminister Peter Hauk (CDU) deutlich mehr Wildschweine schießen lassen. Um die 50 000 Wildschweine - mal mehr mal weniger - werden pro Jahr im Südwesten erlegt. Ziel müsse es sein, diese Strecke vorbeugend um 30 bis 40 Prozent zu erhöhen, sagte Hauk der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Zwar habe man schon jetzt Höchstwerte beim Abschuss von Wildschweinen. „Aber der Bestand nimmt nicht ab.“ Für Hauk ein Zeichen, dass er handeln muss. Und er weiß eine seltene Allianz hinter sich: nicht nur Jäger, sondern auch Naturschützer stimmen ihm zu.

Die intensivere Bejagung im neuen Jahr wolle er zur Not behördlich anordnen lassen, sagte Hauk. Schließlich drohten noch viel drastischere Schritte, sollte die Seuche erst mal ausbrechen. Denn für den Fall empfehle das für Tierseuchen zuständige Friedrich-Löffler-Institut (FLI) die Wildschweindichte im Land um 90 Prozent abzusenken. „Dann herrscht in unseren Wäldern Krieg.“ Nach FLI-Angaben sind im Baltikum, Polen, Tschechien, Rumänien und der Ukraine aktuell gut 3600 Wildschweine und knapp 250 Hausschweine mit dem todbringenden Virus infiziert.

Unweigerlich komme die Schweinepest auch nach Baden-Württemberg, so Hauk. „Mit unabsehbaren Folgen - vor allem wirtschaftlich.“ Ein Ausbruch würde bedeuten, dass ganze Bestände von Hausschweinen getötet werden müssten. Ganze Betriebe würden lahmgelegt. Die meisten Hausschweine gibt es laut Hauk bei Schwäbisch Hall und im Hohenlohischen, aber auch auf der Alb im nördlichen Oberschwaben. „Die Afrikanische Schweinepest rückt immer näher“, warnte Hauk. Mit dem Ausbruch in Polen und Tschechien sei sie nur noch wenige hundert Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

Er werde den Bund bitten, dass die Jäger Nachtzielgeräte einsetzen dürfen. „Mir geht es nicht um ein wildes Bejagen, sondern darum, dass wir die Tiere tierschutzgerecht erlegen können, dass sie nicht unnötig leiden.“ Nachts lasse sich leichter jagen, zudem seien die Tiere mit der Zeit nachtaktiv geworden, weil sie da nicht in Gefahr waren. Auch Fallen wolle er aufstellen lassen, kündigte Hauk an. „Um sie dann tierschutzgerecht vom Diesseits ins Jenseits zu befördern.“

Auch für die Jäger sei das alles nicht sehr angenehm. „Aber es ist die einzige Möglichkeit, wie es uns gelinge kann, zahlenmäßig die Population in den Griff zu bekommen.“ Der Landesjagdverband steht schon Gewehr bei Fuß, wie Geschäftsführer Martin Bürner berichtete. Jedenfalls müsse man nicht zum Jagen getragen werden. Mehr Schwarzwild zu schießen, sei absolut sinnvoll, die Vorschläge von Hauk auch gut - es brauche aber noch mehr: die Aufhebung der Jagdruhezeiten im März und April etwa, Prämien für die Erlegung von Frischlingen, Jagd auch in Naturschutzgebieten und Gebührenbefreiung für die Untersuchung geschossener Frischlinge.

Die Bestände an Schwarzwild zu reduzieren, fordere der Naturschutzbund Nabu schon lange, sagte Landeschef Johannes Enssle. „Wir haben viel zu hohe Bestände.“ Die Tiere sorgten für Probleme in der Landwirtschaft, aber auch in Biotopen und Naturschutzgebieten. Ursache sei der Klimawandel mit einem satten Futterangebot. Die milden Winter überlebten zudem mehr Frischlinge. Drückjagden seien notwendig, das Jagen mit Nachtsichtgeräten ebenfalls. „Es ist sinnvoll, die beste Technik zu nutzen, die es gibt“, betonte Enssle.

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