Gensingen:Herbstzeit ist Wildwechselzeit: Warnung vor Wildunfällen

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Plötzlich reflektieren im Dunklen zwei Rehaugen das Scheinwerferlicht: Viele Autofahrer kennen diesen Schreckmoment. Wenn Wildtiere eine Straße queren, kann es...

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Gensingen/Koblenz (dpa/lrs) - Plötzlich reflektieren im Dunklen zwei Rehaugen das Scheinwerferlicht: Viele Autofahrer kennen diesen Schreckmoment. Wenn Wildtiere eine Straße queren, kann es gefährlich werden. Besonders im Herbst mit Dämmerung, Nebel, Nässe und rutschigem Laub auf der Fahrbahn. Rund 23 400 Wildunfälle sind 2018 in Rheinland-Pfalz registriert worden, wie der Sprecher des Landesjagdverbandes im rheinhessischen Gensingen, Günther Klein, mitteilt. Meist erwische es Rehe, die in der Dämmerung besonders aktiv seien: Die gehen dann vom Schlafzimmer ins Esszimmer rüber.

Am häufigsten krache es mit Beteiligung von Wild im waldreichen Norden und Westen des Landes, also im Taunus, Westerwald, Hunsrück und in der Eifel. Im Süden bilde der Pfälzerwald einen Schwerpunkt. 2017 waren laut Klein sogar rund 25 100 Wildunfälle im Land gezählt worden. Ungünstigeres Wetter, mehr Verkehr, höherer sichtraubender Straßenrandbewuchs, natürliche Bestandsschwankungen beim Wild? Da können viele Faktoren mitspielen, sagt der Verbandssprecher. Die genauen Ursachen für den leichten Rückgang der Zahl der Wildunfälle im Jahresvergleich 2017 und 2018 seien unklar.  

Laut dem Polizeipräsidium Koblenz ist die Zeit zwischen 5 und 8 Uhr sowie 17 bis 22 Uhr besonders kritisch: „Es wird geraten, vorausschauend, bremsbereit und langsamer durch Wälder und auf Landstraßen zu fahren.“ Stehe ein Tier auf der Straße, sollten Autofahrer bremsen, hupen und das blendende Fern- auf Abblendlicht umschalten. Oft folgten der vierbeinigen Gefahr noch Artgenossen: Besonders Wildschweine sind häufig in Rotten von fünf, zehn oder mehr Tieren unterwegs.

Ausweichen ist laut dem Polizeipräsidium Koblenz nur angeraten, wenn es gefahrlos möglich sei: „Kollisionen mit Wildtieren verlaufen für den Autofahrer fast immer glimpflicher als ein Ausweichmanöver, das im Gegenverkehr, im Straßengraben oder einem Baum endet.“ Nach einem Wildunfall sollte die Warnblinkanlage angeschaltet, das Warndreieck aufgestellt und die Polizei verständigt werden. Verendetes Wild mitzunehmen kann nach den Angaben als Jagdwilderei geahndet werden. Die Polizei kümmere sich um eine Wildunfallbescheinigung für die Versicherung. 

Um Wildunfälle zu vermeiden, setzen viele Jäger in Rheinland-Pfalz auf spezielle warnende Reflektoren an Leitpfosten, die das Scheinwerferlicht blau zurückwerfen. Das nähmen Wildtiere besonders gut wahr, sagt Jagdverbandssprecher Klein. 2016 habe es landesweit fast 50 000 solcher Wildwarnreflektoren auf 1800 Straßenkilometern gegeben. Neuere Zahlen habe sein Verband nicht.

Umstritten sind die Ergebnisse einer 2018 vorgelegten Untersuchung zu solchen Reflektoren. Göttinger und Züricher Forscher hatten 150 Teststrecken unter die Lupe genommen: Demnach erwiesen sich die Reflektoren als wirkungslos. Der rheinland-pfälzische Jagdverbandssprecher Klein sagt, die Studie habe nicht alle relevanten Faktoren durchgehend berücksichtigt. Mit Blick auf immer wieder unterschiedlich hohen, sichtraubenden Straßenrandbewuchs auf Feldern erklärt er: In einem Jahr funktionieren die Reflektoren hier gut, in einem anderen Jahr wieder nicht.

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