Sicherheitslücke im Weißen Haus:Medienrummel mit Folgen

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Ein Ehepaar hat ein Bankett im Weißen Haus besucht - und war gar nicht eingeladen. Drei Mitarbeiter des Secret Service mussten jetzt deswegen gehen.

Ulrike Bretz und Christina Maria Berr

Zugegeben: Wer öfter auf Promi-Veranstaltungen und High-Society-Events unterwegs ist und es darauf anlegt, der weiß irgendwann, wie man vor der Sicherheitskontrolle auftritt, um mit ein bisschen Geschick und ein bisschen Glück Einlass gewährt zu bekommen - Einladungskarte hin oder her. Auch Hintereingänge oder die Kantinentür sind Wege zu einer Veranstaltung mit einer heißumkämpften Gästeliste. Doch begehrte Gesellschaftsevents sind eine Sache, Veranstaltungen mit dem mächtigsten Mann der Welt eine andere. Das müsste man zumindest meinen.

Tareq und Michaele Talahi, die ungeladen zu einem Bankett ins Weiße Haus kamen, erzählen im Fernsehen ihre Version der Geschichte. (Foto: Foto: AP)

Doch dem war nicht so. Ein Glamourpaar aus der Washingtoner Bussi-Bussi-Gesellschaft hatte es auf das erste Staatsbankett des Präsidenten Barack Obama geschafft. Der hatte am Dienstag voriger Woche ein Essen zu Ehren des indischen Regierungschefs Manmohan Singh gegeben. Eingeladen zu dieser illustren Veranstaltung waren 300 Gäste und es versteht sich von selbst, dass unzählige Prominente oder solche, die es gerne wären, gerne gekommen wären.

Fotos bei Facebook

Zweien allerdings ist das tatsächlich gelungen: Den in Washington stadtbekannten Partygängern Michaele und Tareq Salahi, er im Frack, sie mit offenem blonden Haar im roten Sari. Sie schüttelten Obama die Hand, umarmten den US-Vize Joe Biden und schlenderten entspannt zum Festsaal. Die Fotos dieses Ereignisses stellten sie noch in der Nacht bei Facebook ein. Doch was zunächst für die beiden als gelungener Coup erschien und ihnen zahlreiche Interviewanfragen bescherte, - sie verlangten zwischendurch sogar ein paar hunderttausend Dollar für einen TV-Auftritt - wächst den beiden nun offensichtlich ein wenig über den Kopf.

Mittlerweile jammern sie, ebenfalls öffentlichwirksam bei einem Besuch im Frühstücksfernsehen von NBC, ihr Leben sei durch den Medienrummel aus den Fugen geraten. Das hätten sie doch alles nicht gewollt. Und überhaupt, sie seien eingeladen gewesen. Die beiden haben angekündigt, Beweise für ihre Version zu bringen. Doch diese, so orakelten die plötzlichen Superpromis, müssten sie noch ein wenig zurückhalten.

Die Version, die das Weiße Haus über den Auftritt der Überraschungsgäste zu Protokoll gibt, hört sich da ein wenig anders an: "Sie waren nicht auf der Gästeliste," erklärt Obambas Sprecher Robert Gibbs entschieden. Dass es sich um ein Missverständnis handle und das Paar aus Versehen bis zum Präsidenten durchkam, sei unwahrscheinlich. Ein Besuch im Weißen Haus könne man wohl kaum als Missverständnis abtun.

Wirklich dramatisch ist der Vorfall allerdings für die Angestellten des Secret Service, also für die Männer, die das Paar auf das präsidentiale Parkett vorgelassen hatten - drei von ihnen mussten jetzt ihren Posten räumen. Sie waren offenbar für das Einlassen der Salahis verantwortlich.

Keine Gefahr für den Präsidenten?

Der Fauxpas war am Donnerstag Thema im US-Kongress. Dort ist die Behörde heftig kritisiert worden. Denn die beiden, die in friedlicher Absicht kamen, hätten ja durchaus auch anderes im Schilde führen können: Der Abend hätte als "Nacht des Schreckens" enden können, sagte Bennie Thompson, der Vorsitzende des Ausschusses für innere Sicherheit im Repräsentantenhaus. Und weiter: "Es gab nicht zu leugnende Planungs- und Ausführungsfehler des gesamten Apparats des Secret Service." Er forderte eine lückenlose Aufklärung.

Was hätte der Direktor des Secret Service, Mark Sullivan, da schon tun können? Er räumte Versäumnisse seines Dienstes ein. "Bei unserer Arbeit können wir uns nicht mal einen Fehler leisten", sagte er reumütig. Im Anschluss bestätigte er die Suspendierung der Beamten. Seine Beschwichtigung blieb vage: Es habe jedoch zu keiner Zeit eine Gefahr für die Gäste oder den Präsidenten bestanden, versicherte er. Keine wirkliche Beruhigung angesichts des gefährdeten Gastgebers.

Aussage vor dem Kongressausschuss

Zu dem Vorfall soll nun auch die verantwortliche Dame für die gesellschaftlichen Veranstaltungen im Weißen Haus, Desiree Rogers, vernommen werden. Und dann wird natürlich auch das uneingeladene Paar selbst um Auskunft gebeten. Die beiden, die auf Facebook und in den Medien zunächst so auskunftsfreudig waren, geben sich auf einmal zugeknöpft: Tareq und Michaele Salahi wollen sich vor dem Ausschuss nicht äußern, heißt es. Die Agentin des Paares - in diesen Tagen eine vielbeschäftigte Frau - erklärte, ihre Mandanten hätten gegenüber den beiden Ausschussvorsitzenden und dem Secret Service schon alles gesagt. Nun droht eine zwangsweise Vorladung.

Das schrille Paar, das einen Limousinen-Verleih betreibt, ist in der Washingtoner High-Society zu Hause, liebt guten Wein und Polo, so beschreibt es die New York Times. Außerdem soll er mit seiner Familie in einem Rechtstreit um ein Weingut liegen, sie war früher Cheerleaderin. Zudem sollen die beiden durchaus schon früher stolz Fotos von sich und Prominenten veröfentlicht haben.

Außerdem ist es nicht das erste Mal, dass das Paar versuchte, ohne Einladung, aber mit Kamera in die Nähe von Obama zu kommen: Die New York Times berichtet, die beiden seien bereits Ende September in Begleitung eines Kamerateams bei einem Dinner erschienen, bei dem auch Präsident Obama anwesend war. Als die dortigen Sicherheitsleute feststellten, dass das Paar keine Einladung vorweisen konnte, wurde es von dem Gelände geführt - ohne Medienrummel. Zutritt ohne Einladungskarte, das wird in Zukunft für die beiden noch schwieriger werden.

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