Scheidung auf italienisch:Berlusconis Rosenkrieg

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Die Schlammschlacht zwischen Silvio Berlusconi und Veronica Lario geht in die nächste Runde. Er wehrt sich gegen ihre Millionenforderung - mit pikanten Vorwürfen.

Ulrike Bretz

Silvio Berlusconi hatte sich alles so bequem vorgestellt: Als seine Noch-Ehefrau Veronica Lario Anfang Mai 2009 in der linksliberalen Tageszeitung La Repubblica ankündigte, sich wegen der eifrigen Treffen Berlusconis mit jüngeren Frauen von ihrem Gatten trennen zu wollen, war der italienische Regierungschef noch guter Dinge. Man werde sich schon einigen können, hoffte der heute 73-Jährige.

Silvio Berlusconi dreht den Spieß um: Er hat seiner Frau nun Untreue ihm gegenüber vorgeworfen. (Foto: Foto: AFP)

Dossier mit pikanten Inhalten

Diese Hoffnung dürfte er längst begraben haben. Denn ganz so einfach, wie er sich das gewünscht hatte, wird die Scheidung von der Prima Signora doch nicht ablaufen. Wie die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera berichtet, haben sich Berlusconi und Veronica Lario vor dem Scheidungsrichter in Rom getroffen. Gerade einmal 20 Minuten habe das Treffen im Sitz der Präfektur gedauert - dann hätten die Anwälte übernommen.

Die ließen sich deutlich mehr Zeit: Mehrere Stunden lang sollen sie verhandelt haben. Grund für die Mammutsitzung war ein pikantes Dossier. Darin wirft Berlusconi seiner Frau vor, ihm untreu gewesen zu sein. Die Schweizer Tageszeitung Blick will sogar erfahren haben, mit wem die 53-Jährige den Regierungschef betrogen haben soll: Der eine soll ihr 47 Jahre alter Leibwächter Alberto Orlandi sein, der andere Massimo Cacciari, der 65-jährige Bürgermeister von Venedig.

Mit den Behauptungen will Berlusconi wohl die Forderungen seiner Frau abwenden. Sie hatte in ihrer Scheidungsklage ihrem Mann die Schuld am Scheitern der Ehe zugewiesen. Nun verlangt sie von ihm 43 Millionen Euro Unterhalt pro Jahr - das sind 3,5 Millionen Euro im Monat. Berlusconi habe ihr lediglich 200.000 Euro im Monat angeboten.

Die Forderungen der Ex-Schauspielerin dürften selbst einem Mann wie Berlusconi weh tun. Er besitzt nicht nur ein Medienmonopol samt TV-Sendern, Magazinen, Tageszeitungen und mehr, sondern nennt auch noch den Fußballklub AC Milan sein Eigen. Laut Forbes verfügt er über ein Vermögen von 6,5 Milliarden US-Dollar.

Kernfrage ist die Aufteilung des Medienimperiums

Die Aufteilung des Medienimperiums Berlusconis zwischen seinen fünf Kindern soll laut Medienberichten Kernpunkt des Scheidungsverfahrens werden. Lario fordert angeblich, dass das Vermögen gerecht unter den fünf Kinder Berlusconis aufgeteilt wird.

Die drei jüngsten Kinder, Barbara, Eleonora und Luigi, stammen aus Berlusconis Ehe mit Veronica Lario. Die anderen zwei, Marina und Piersilvio, kommen aus Berlusconis erster Ehe. Sie leiten bereits die TV-Holding ihres Vaters. Lario befüchtet, dass sie bevorzugt werden könnten.

Auslöser für den italienischen Rosenkrieg war die bis jetzt nicht eindeutig geklärte Beziehung des Regierungschefs zu der heute 18-jährigen Schülerin Noemi Letizia, deren Geburtstagsparty er besuchte. Der "Fall Noemi" beschäftigte über Monate die internationale Presse.

Zudem gab es immer wieder Berichte über angebliche Sex-Partys mit Callgirls. Ein Luxus-Callgirl hatte Berlusconi in Bedrängnis gebracht, weil sie öffentlich aussagte, sie habe nach einer Party eine Nacht mit ihm verbracht. Er hat das alles als "Müll und Lügen" zurückgewiesen.

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