Reinhold Messner:Er ist doch einer von uns

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Eine erdrückende Beweislast spricht dafür, dass es sich hier nicht um einen Menschen handelt: Reinhold Messner. (Foto: Alessandra Schellnegger/SZ Photo)

Reinhold Messner gilt als größter Bergsteiger aller Zeiten, für den der Tod am Berg immer eine Möglichkeit ist. Doch in einem Interview offenbart er eine ganz gewöhnliche Schwäche. So eine Erleichterung!

Eine Kolumne von Tanja Rest

Der größte Bergsteiger aller Zeiten (GröBaZ) hat dem Magazin Outdoor ein Interview gegeben. Er äußert darin GröBaZhaftes, zum Beispiel dass Bergsteigen mit Bergführer kein Bergsteigen sei, sondern Tourismus. Der GröBaZ schlägt die folgende Methode vor, um das Bergsteigen vom touristischen Gehampel definitorisch zu trennen: "Bergsteigen ist ein Tun, bei dem der Tod eine Möglichkeit ist." Aus redaktioneller Sicht sagen wir: Tschakka! Das ist doch mal eine schöne, steile These, geeignet, die Legende des GröBaZ zu mehren und all jene ein bisserl persönlich zu beleidigen, die der Gasser Andi oder der Kofler Schorsch vergangenen Sommer auf den Gipfel des Ortler mehr am kurzen Seil hinauf gekurbelt als geguidet haben und die sich seither wahrhaftig für Bergsteiger halten.

Also wenn Sie uns fragen: Die Möglichkeit des Todes wäre unser Kandidat für die Überschrift gewesen. Die Kollegen haben sich jedoch anders entschieden und ihre Pressemitteilung folgendermaßen übertitelt: "Reinhold Messner im Gespräch mit Outdoor: ,An einer Kuchentheke komme ich nicht vorbei.'"

An dieser Stelle ein kurzer Exkurs aus dem privaten Leben. Man selbst wohnt in München in einem normal schönen Haus, neben dem jedoch das SchöHaZ steht, das wahrscheinlich schönste Haus aller Zeiten. Jetzt, wo der Glutfrühling die Menschen in rauen Mengen auf die Straße treibt, sind die Ausrufe gelben Neides und der persönlichen Beleidigung wieder bis in den Garten hinein zu hören: "Hast du das Haus gesehen!" - "Wer wohnt denn da?!?" - "Woah krass." Einmal, als ein Spaziergänger im Angesicht des SchöHaZ wieder lauthals die Fassung verlor, sagte die dazugehörige Spaziergängerin den folgenden letztgültigen Satz: "Die haben sicher auch ganz normale Probleme." Dann war Ruhe. Noch auf der Nachbarterrasse konnte man spüren, wie sich auf der Straße Erleichterung breit machte.

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So ist der Mensch. Präziser formuliert: So ist der Deutsche. Der Amerikaner ist stolz darauf, dass sich Elon Musk gerade eine Villa in Miami gekauft hat, deren Preis dem Jahresetat eines afrikanischen Staates entspricht, er findet das Genie eines Bill Gates noch unbegreiflicher als die Relativitätstheorie und glaubt fest daran, dass LeBron James Gott ist. Auch beim GröBaZ spricht eine erdrückende Beweislast dafür, dass es sich nicht um einen Menschen handelt. Er hat doppelt so viele Achttausender bestiegen, wie ihm Zehen dabei abgefroren sind. Er hat mit einem Schluck Wasser so lange die Wüste Gobi durchquert, dass er dort immer noch als Luftspiegelung anzutreffen ist. Er stand Auge in Auge dem Yeti gegenüber. Der kuchenfressende Deutsche aber, der in den Westalpen lediglich Tourismus betreibt, ruht so lange nicht, bis er auch diesen Superhelden auf die Maße eines disziplinlosen Kuchenthekenopfers zurechtgestutzt hat.

Apfelstrudel übrigens, 563 Kalorien das Stück. Und wenn die Sahne erst dazukommt ...!

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