Sie stehen da, vereint in ihrer Trauer und ihrer Angst. Der Regen prasselt auf die aufgespannten Schirme, unaufhörlich, unerbittlich. Kleine Rinnsale fließen entlang der Bordsteinkante die Brücke hinunter, in der Ferne ist das Rauschen der aufgewühlten Isar zu hören, und dann, plötzlich und erst nur leise, fangen die Glocken der Kirche St. Maximilian an zu läuten, klong, klong, klong, tief und schwer hinein in diese Düsternis, es ist eine Reverenz: Ein Junge ist hier einen Tag zuvor gestorben, elf Jahre alt. Er kam mit dem Fahrrad von der Schule, fuhr über die Brücke, wollte weiter geradeaus, als ein Lastwagenfahrer rechts abbog und ihn übersah. Ein Kind, das morgens aus dem Haus geht und nie mehr wiederkommt, das ist der Horror. Mütter und Väter stehen fassungslos an der Unfallstelle, Schulfreunde sind gekommen, Nachbarn, Großeltern, Mitgenommene und Aufgebrachte, die von dem Unglück gelesen oder gehört haben. Sie legen Blumen ab und Kerzen und weinen und bringen dann den Feierabendverkehr für eine Schweigeminute auf die Kreuzung gehend zum Stillstand.
Radfahr-Unfälle:Der Wert eines Lebens
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Gerade erst kam ein Junge in München durch einen abbiegenden Lkw ums Leben. Dabei kämpft ein Vater seit Jahren darum, die Straßen mit sehr einfachen Mitteln sicherer zu machen.
Von Mareen Linnartz
SZ Magazin Lebensgefahr für Radfahrer:Im toten Winkel
33 Menschen sind 2018 durch rechtsabbiegende Lastwagen gestorben. Ihr Tod stürzt Familien in Trauer, den Fahrern lädt er eine lebenslange Schuld auf. Die meisten Unfälle ließen sich durch eine einfache Lösung verhindern - doch die Politik lässt sich Zeit.
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