Moderne Schlitten:Rodel gut

Schluss mit schmerzhaften Bruchlandungen wegen gefrorenen Maulwurfshügeln: Die neuen Schlitten schonen den Allerwertesten und sind außerdem chic. Eine Auswahl in Bildern.

Titus Arnu

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Schluss mit schmerzhaften Bruchlandungen wegen gefrorenen Maulwurfshügeln: Die neuen Schlitten schonen den Allerwertesten und sind außerdem chic. Eine Auswahl in Bildern. Es ist schwierig, als Erwachsener auf einem Schlitten nicht völlig beknackt auszusehen. Meistens wirkt ein rodelnder Mann wie ein Sack auf Kufen. Kinder haben damit weniger Probleme, denn sie sind leichter, rundlicher und irgendwie besser gefedert. Das ist wichtig, denn beim Rodeln kommt es auf das perfekte Verhältnis von Muskeln, Knautschzone, Luftwiderstand und auf ein Fahrzeug mit möglichst geringem Gleitwiderstand an. "50 Prozent des Erfolgs", hat der Rennrodler Georg Hackl mal gesagt, "macht das Gerät aus - die anderen 50 Prozent der Hintern." Einen Rodel fahre man im Wesentlichen mit dem Allerwertesten, erklärt der mehrfache Weltmeister und Olympiasieger. Das Problem: Nicht jeder hat einen Hackl-Hintern, und die allerwenigsten Wintersportler gehen mit einem Profi-Gerät an den Start, denn sie wollen schließlich nicht Weltmeister werden, sondern nur ein bisschen Spaß am Schlittenhang haben. Der Spaß am Schlittenfahren endet aber sehr oft ebenso schnell wie schmerzhaft. Es muss nur ein gefrorener Maulwurfshügel im Weg sein, ein Stein oder eine Bodenwelle, und das Gefährt hüpft in die Höhe. Den Sack darauf lüpft es vom Sitz - und Sekundenbruchteile später kracht der Hintern des Piloten hart aufs Holz. Da herkömmliche Holzschlitten meist keine Bremse und auch keine Federung haben, ist der anschließende Sturz auf den knüppelharten Hang kaum zu vermeiden. Angenehm ist das nicht, aber wenigstens spektakulär. Foto: dpa

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Warum sind die meisten Schlitten so rustikal unterwegs - ohne Sitzkomfort und Sicherheitsausrüstung? Das haben sich auch die Frankfurter Tüftler Hans Deiseroth und Thomas Breen gedacht - und anschließend den Alurunner konstruiert, einen schnellen, sicheren und dazu noch schönen Schlitten. Der Rahmen des Runners ist aus Aluminiumrohr gebaut, die Sitzfläche aus dem neuartigen Kunststoff Makrolon gilt als unzerstörbar. Die breiten Alukufen sind mit Gleitprofilen bestückt, die den Schlitten in der Spur halten sollen. Eine Alukralle am Heck greift im Notfall kraftvoll ins Eis. Der Clou ist die Vollfederung unter dem Sitz. Das Stoßdämpfersystem, inspiriert von Mountainbike-Gabelfederungen, sorgt für eine weiche und bandscheibenschonende Fahrt. Der Federweg der Sitzfläche hinten beträgt zwölf Zentimeter, der Stoßdämpfer ist nach Gewicht des Fahrers einstellbar. Der Schlitten wird durch die Federung nicht nur komfortabler, sondern auch schneller und stabiler. Die Dämpfung schluckt Unebenheiten der Bahn. Das ist gut für den Rücken. Lenkbar ist der Renner per Gewichtsverlagerung. Der Alurunner ist ein gutes Beispiel dafür, wie das Schlittenfahren in den vergangenen Jahren quasi neu erfunden wurde. Aus dem klassischen Holzschlitten ist ein trendiges Sportgerät geworden, das durch kluges Design und hochwertige Technik einiges dazugewonnen hat - nicht nur an Sicherheit und Komfort, sondern auch ein neues Image. Foto: RG Images

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Die Rodel-Revolution begann, als sich verschiedene Tüftler überlegten, wie man erfolgreiche Trends aus dem Ski- und Radsport auf die Schlitten übertragen könnte. Mit den Carvingski wurde der Wintersport nicht neu erfunden, es gelang der Industrie aber, einer 100 Jahre alten Sportart neuen Auftrieb zu geben. Das niederländische Unternehmen Mega Sports hat das Carving-Prinzip nun mit dem guten alten Rodel verschmolzen und ein neues Funsportgerät vorgestellt. Sit2Ski ist ein geschwungener Sitz mit Griffen, der sich in jede Skibindung einspannen lässt. Gesteuert wird mit Händen und Füßen. Mit ein bisschen Übung wird man auf dem Rennhobel so schnell wie beim Schussfahren auf zwei Skiern. Foto: RG Images

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Ähnlich nah an der Piste und somit an der Gefahr ist man mit dem Zipfelbob, einem relativ unkomfortablen Plastiksitz mit einem 20 Zentimeter langen Haltegriff daran, dem Zipfel. Der Zipfelbob liegt gut in der Kurve, ist aber ähnlich hart gefedert wie ein Mini Cooper. Jeder Kieselstein überträgt sich als Schlag auf jenen Körperteil, der laut Hackl-Schorsch ja zu den wichtigsten Grundlagen des Rodelrennsports gehört. Foto: RG Images

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Der Schweizer Erfinder Joe Steiner hat zehn Jahre lang getüftelt, um das Problem mit der Federung zu beheben. Seine Lösung heißt Airboard - eine Hightech-Matratze, die mit 200 Liter Luft gefüllt ist. Gesteuert wird das 1,20 Meter lange Sportgerät per Gewichtsverlagerung über ein Kufenprofil an den Seiten. Unebenheiten auf der Piste werden durch das Luftpolster abgefedert, dadurch erreicht das Luftkissen Geschwindigkeiten von bis zu 130Kilometer pro Stunde. Foto: RG Images

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Allein vom Namen her erwartet man vom BMW-Sauber-F1Team-Schlitten ein ähnliches Tempo. Der blaue, flache Rennrodel besteht komplett aus Kunststoff und wiegt nur vier Kilo. Foto: RG Images

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Der Sportwagenhersteller Porsche hat sich ebenfalls an einem Schlitten versucht, er ist aus Aluminium und sieht aus wie ein klassischer Holzrodel. Das wenig innovativ wirkende Modell hat allerdings den Vorteil, dass es sich ruckzuck mittels Schnellspanner in drei Teile zerlegen lässt, dann passt es sogar in einen Porsche-Kofferraum. Selbstverständlich ist der Schriftzug des Autobauers unübersehbar eingeprägt. So viel Angeberei muss sein. Foto: RG Images

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Traditionell: Das Modell "Gloco Davoser" So rasant die Hightech-Geräte wie der Pisten-Porsche oder der Alurunner auch am Berg wirken - ambitionierte Hobbyrodler sollten trotzdem nicht zu sehr dem Temporausch verfallen. "Es wird oft unterschätzt, wie schnell man mit dem Rodel unterwegs ist", warnt Andrea Händel vom Deutschen Alpenverein. Jeden Winter passieren tödliche Schlittenunfälle, auch weil die Leute oft ohne Licht und Helm unterwegs sind. Der Alurunner ist aber auch für Nachtfahrten etwa von der Hütte ins Tal gerüstet. Neben dem Standardtyp bietet die Frankfurter Schlittenschmiede noch ein Damenmodell in Pink an (mit Extrapolsterung) sowie eine Downhill-Renn-Version. Diese verfügt über einen digitalen Tachometer (Messung per GPS) und Scheinwerfer für die Abfahrt zu später Stunde. Aber eigentlich ist der Alurunner viel zu schick, um ihn unerkannt im Dunkeln zu fahren. (Süddeutsche Zeitung vom 28. Dezember 2009/pfau) (Foto: RG Images)

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