Luxusvillen zu verkaufen:Bei Hefners auf dem Sofa

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Das Anwesen mit Hugh Hefners Herrenzimmer wird derzeit für 200 Millionen Dollar angeboten. (Foto: Screenshot/soldbygold.net)

21 Bäder, Kino, Liebesgrotte: Wenn Prominente ihre Luxusvillen verkaufen, überschlagen sich die Immobilienanzeigen vor Exzentrik und Überfluss. Sieben Objekte, die noch zu haben sind.

Von Christoph Dorner

Die neue Zeitrechnung beginnt an einem Sonntag im November 1984: Die Journalistin Ruth Ryon veröffentlicht eine Notiz im Immobilienteil der L. A. Times, aus der hervorgeht, dass sich der Late-Night-Moderator Johnny Carson für 9,5 Millionen Dollar ein Haus in Malibu gekauft hat. Ryon nennt die Kolumne "Hot Property" und wird damit selbst zu einer kleinen Berühmtheit. Mehr als 1300 Kolumnen über das rege Umzugsverhalten der Stars im Großraum Los Angeles folgen - und immer mehr Leser sehen beim Monopoly-Spiel neugierig zu.

Noch etwas passiert im Jahr 1984: Die Fernsehserie "The Lifestyles of the Rich and Famous" startet. Homestorys für den Boulevard hat es in Hollywood schon vorher gegeben. Doch erst die Serie etabliert zu Beginn der Ära der großen Finanzjongleure den Blick durchs Schlüsselloch: auf die Tennisplätze, Pools, Schlafzimmer und Wohnzimmergarnituren. Seither hat die Welt eine Vorstellung davon, wie sie leben, die Reichen und Berühmten. Und jeder kann sich hineinträumen in die holzvertäfelten Salons, die begehbaren Kleiderschränke, auf die weitläufigen Terrassen mit Blick aufs Meer.

Der Rapper 50 Cent präsentierte drei Ferraris, die ihm gar nicht gehörten

Dass bei den Hausbesuchen der Fernsehsender geprotzt oder geflunkert wurde, bürgerte sich in Hollywood schnell ein. Der Rapper 50 Cent etwa stellte für eine Folge der Reality-Show "MTV Cribs" drei Ferraris vor die Tür, die ihm gar nicht gehörten. In einer anderen Folge irrte Robbie Williams durch sein angebliches Zuhause, das in Wahrheit der britischen Schauspielerin Jane Seymour gehörte. Als ihm der Butler dann noch eine Zigarre auf dem Silbertablett servierte, grinste Williams in die Kamera und erklärte: "Ich bitte euch, das ist lächerlich. Ich wohne hier nicht."

Der Promi-Immobilienmarkt ist über all die Jahre ein eigentümliches amerikanisches Phänomen geblieben. Einerseits ein wunderbares Klatschthema, weil das Kaufen und Verkaufen millionenschwerer Villen ein Schlaglicht wirft auf den Marktwert der Stars und nicht zuletzt dazu einlädt, über Privates zu spekulieren: Schau an, Brad und Angelina ziehen schon wieder um, langweilen die sich in ihrer Ehe? Die Klatsch-Portale im Netz seien optimal, um über die Namen der Stars auch Immobilienanzeigen zu platzieren, sagt Gary Gold - ein Name übrigens wie ausgedacht für einen Makler. Golds Firma Hilton & Hyland hat im vergangenen Jahr mit dem Verkauf von Luxusimmobilien einen Umsatz von 2,7 Milliarden Dollar gemacht.

Zurzeit sucht Gold einen Käufer für eines der sagenhaftesten Anwesen der Welt: die Playboy Mansion von Hugh Hefner. Eine Führung bekommen zwar nur "Milliardäre mit nachweisbarem Kaufinteresse", wie der Makler in seinem Büro in Beverly Hills versichert. Aber einen virtuellen Rundgang durch die Playboy Mansion oder die zum Verkauf stehenden Villen von Britney Spears oder Alicia Keys können auch Bausparer machen. Wer im Internet nach den Begriffen "Celebrity Homes" oder "Celebrity Real Estate" sucht, klickt sich rasch durch einen durchgestylten Immobilienkatalog halb Hollywoods.

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Diese Offenherzigkeit hat auch etwas mit der amerikanischen Häusermarktkrise zu tun: Nicht nur Normalverdiener verloren vor zehn Jahren nach einem Leben auf Pump ihre Häuser und damit ihre gesamte Existenz, auch einige Prominente mussten aus Geldnot Immobilien abstoßen. Seither stellen Makler Fotos der Villen und Luxusapartments großzügig ins Netz: Sie bedienen den Voyeurismus - und locken damit auch reiche Kundschaft an.

"Mittlerweile hat sich der Markt wieder erholt", sagt Gary Gold, "das liegt auch daran, dass die Nachbarschaftsverhältnisse in Los Angeles gerade gehörig umgekrempelt werden." Neben der alten Garde aus Popstars, Schauspielern und Tycoons drängen Milliardäre aus dem Ausland nach, die 10-Millionen-Dollar-Villen dem Erdboden gleichmachen und sie durch 100-Millionen-Dollar-Paläste ersetzen. Die Gründer aus der digitalen Wirtschaft dagegen legen mehr Wert auf smarte Haustechnik, schlankes Design und Diskretion: Sie wollen zwar auch nach L. A., aber für die Paläste haben sie nichts übrig.

Längst ist der überhitzte Immobilienmarkt selbst Teil der Entertainment-Industrie. In Reality-Formaten wie "Million Dollar Listing" machen junge aggressive Makler, was viele Amerikaner lieben: günstig kaufen, teuer verkaufen, nur eben auf Luxusniveau. Seit Februar läuft beim Streamingdienst Seeso nun auch das Gegenprogramm, die Satire "Bajillion Dollar Propertie$", die sich über das Aufschneidertum der Makler und die Promi-Geilheit ihrer neureichen Klientel lustig macht.

Zum Totlachen geschmacklos sind oft auch die Häuser selbst, aber sei's drum: Hier acht brandheiße VIP-Villen, die für ein paar Milliönchen zu haben wären.

Hugh Hefner

Es ist das berühmteste und teuerste Spekulationsobjekt, das derzeit auf dem Markt ist: die Playboy Mansion. Hugh Hefner hatte das 2000 Quadratmeter große Anwesen mit seiner neogotischen Villa und privater Zoo-Lizenz 1970 für eine Million Dollar gekauft - schon damals der höchste Preis, der je in Los Angeles gezahlt wurde.

200 Millionen Dollar hat Hefner nun für sein altes Lustspielgemäuer mit 21 Bädern, Kino, Weinkeller, Sportplätzen und Pool mit Liebesgrotte aufgerufen.Bei einer Schätzung der Immobilie war 2011 ein erheblicher geringerer Wert herausgekommen, aber der Mythos kostet extra.

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Michael Jackson

Nimmerland will sich einfach nicht verkaufen. Seit einem Jahr steht die Neverland-Ranch von Michael Jackson in Santa Barbara County, Kalifornien, zum Verkauf. 1988 hatte der King of Pop das Anwesen für 20 Millionen Dollar einem Golfplatzunternehmer abgekauft. Jackson ließ auf dem Gelände unter anderem einen Freizeitpark und einen Wildtierzoo errichten. Nach zwei Razzien und einer Anklage wegen Kindesmissbrauchs floh er 2005 aus Neverland und wirkte bis zu seinem Tod 2009 wie ein gebrochener Mann.

Die Ranch hat ihm da schon nicht mehr allein gehört: Weil der Sänger die Hypothek nicht mehr bedienen konnte, stand das Anwesen kurz vor der Zwangsversteigerung - bis eine Investmentfirma ihm Anteile für 35 Millionen Dollar abkaufte.

Heute trägt die Ranch, in der sich laut Projektentwickler "britischer Landhausstil und die Savannenlandschaft Kenias" vereinen, einen seriösen Namen: "Sycamore Valley Ranch". Und sie hat einen nicht minder seriösen Preis: 100 Millionen Dollar.

Britney Spears

1998 wurde Britney Spears mit "Baby One More Time" zum Superstar, seither spiegelt sich das Auf und Ab dieser irrwitzigen Karriere auch in ihrem Umzugsverhalten. Die Häuser wurden erst größer und noch viel größer, dann kleiner, dann wieder etwas größer.

Als sich Spears von ihrem zweiten Ehemann scheiden ließ, verkaufte sie ihre Villa in Malibu - sechs Schlafzimmer brauchte sie ja nun nicht mehr. Dann rasierte sie sich öffentlich eine Glatze und erwarb ein möbliertes Haus auf dem Mulholland Drive, das sie später nicht mehr loswurde. Ihr öffentlicher Absturz ging so weit, dass sie etwas tat, was unter Stars ihrer Preisklasse verpönt ist: Sie wohnte zur Miete.

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Mittlerweile hat sich Britney, 34, Mutter zweier Söhne, wieder gefangen. Sie singt im dritten Jahr ihre Revue "Piece of Me" in Las Vegas und ist in Thousand Oaks, einer Stadt in Kalifornien, ein paar Hundert Meter weitergezogen. Das zurückgelassene Heim, eine spanische Villa mit viel Kronleuchter-Kitsch, bietet ein Makler für neun Millionen Dollar an.

Keith Richards

"Wir verachteten Geld, wir verachteten Sauberkeit, wir wollten nur eins sein, black motherfuckers", schreibt der Gitarrist der Rolling Stones in seiner Autobiografie "Life". Die Exzesse hat Keith Richards, 72, mittlerweile deutlich zurückgeschraubt. Dass er mit seiner Frau, dem Model Patti Hansen, aber in einem derart posh eingerichteten Penthouse in New York gewohnt hat, hätte man dem Rocker dann doch nicht zugetraut.

Dabei ist genau das eine der großen Illusionen des Celebrity Real Estate: dass auf den Fotos zu sehen ist, wie die Stars wirklich wohnen. In Wahrheit rückt nach dem Auszug der Promis eine Home-Staging-Agentur an, die aufräumt und die Wohnung mit luxuriösem Plunder und Blumenkübeln vollstellt, damit einer wie Richards die 12,2 Millionen Dollar für ein 250 Quadratmeter großes Penthouse möglichst rasch überwiesen bekommt. Er selbst dürfte gegen solche kleinen Schummeleien nichts einzuwenden haben, in "Life" schreibt er schließlich auch: "Ich höre Mozart und lese viel." Mhm.

Alicia Keys

Viele Immobiliengeschäfte der Stars werden diskret abgewickelt, sagt der Luxusmakler Gary Gold. Umgekehrt gibt es aber auch Prominente, die den Verkauf ihres Hauses ganz offensiv bewerben. Soul-Sängerin Alicia Keys etwa schwärmte gegenüber einer Lokalzeitung von ihrem protzigen Feriendomizil in Phoenix, das sie derzeit knapp unter dem Kaufpreis von 3,9 Millionen Dollar anbietet: "Es ist ein magischer Ort. Das Haus ist offen, lichtdurchflutet und modern ausgestattet." Ganz klarer Maklersprech.

Leider gilt jedoch auch für Stars die Immobilienregel Nummer eins: Lage, Lage, Lage. Und Phoenix liegt nun einmal in der Wüste von Arizona, fernab von Hollywood. Überhaupt scheint die Sängerin eher kein Händchen für Immobilien zu haben. Ein Penthouse in New York wollte sie 2012 erst mit einem Gewinn von fünf Millionen Dollar verkaufen, am Ende machte sie auch hier Verlust. In Anbetracht von mehr als 30 Millionen verkaufter Alben darf sie da allerdings nicht auf Mitleid hoffen.

Jennifer Lopez

In "Jenny from the Block" sang sie davon, dass sie trotz ihres Reichtums nicht vergessen habe, wo sie herkommt. Wie schön, aber machen wir uns nichts vor: In die Bronx würde J. Lo freiwillig keine Fußmatte mehr legen. Ihre jüngsten Einkäufe haben schniekere Adressen: Nach der Scheidung von Sänger Marc Anthony erwarb sie für rund 30 Millionen Dollar ein Penthouse in Manhattan sowie ein Strandhaus in den Hamptons.

Ein Überbleibsel aus ihrer kurzen Ehe wird Lopez dagegen zur Zeit nicht los: Die gemeinsame Villa in der Gated Community "Hidden Hills" bei Los Angeles wollte sie vor einem Jahr für 17 Millionen Dollar verkaufen. Weil sich trotz der exklusiven Nachbarschaft - unter anderem Kanye West, Miley Cyrus, Justin Bieber - bislang kein Abnehmer für das Anwesen fand, hat Lopez den Kaufpreis zuletzt auf 12,5 Millionen Dollar gesenkt.

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Dafür gibt es immerhin schlappe neun Schlafzimmer, elf Bäder und acht Garagenplätze. Andererseits: Will man sein Glück wirklich in einem Haus suchen, in dem ein Traumpaar so spektakulär gescheitert ist?

Uma Thurman

Es gibt Stars, die mittlerweile zu regelrechten Immobilienmogulen aufgestiegen sind. Oprah Winfrey, Cher oder Ellen DeGeneres investieren strategisch in ein Portfolio an Häusern und arbeiten mit angesehenen Architekten und Innenraumgestaltern zusammen, um beim Weiterverkauf unter ihrem Namen hübsche Gewinne einzustreichen. Und dann gibt es noch Uma Thurman.

Die Schauspielerin interpretierte eines ihrer Apartments in Manhattan weniger als Wohnung denn als Baumarktprojekt: Es gibt immer was zu tun. Mit einem Wanddurchbruch verleibte sie sich erst die freie Nachbarwohnung ein. Dann investierte sie mehr als vier Millionen Dollar in die Renovierung und die Einrichtung.

Und nun: Tollt sie mit den drei Kindern durch das neoklassische Wohnzimmer? Sitzt sie mit einem guten Buch im Gramercy Park, zu dem nur Anwohner Zutritt haben? Nicht doch. Sie ist schwuppdiwupp ein paar Blocks weitergezogen. "Es war so eine gemütliche Wohnung, unser Zuhause", lässt Thurman von ihrem Makler ausrichten. Der gleichzeitig ihr Bruder ist. Na so was!

© SZ vom 23.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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