Kolumne: Moment mal:Keep cool and carry on

(Foto: Henry Nicholls/Reuters)

Unser Bild der Woche: Frauen beim Baden im Serpentine-See, London, 12. Dezember 2022

Von Verena Mayer

In der Psychologie gibt es den Begriff der paradoxen Intervention. Das bedeutet, dass man ein Problem behandelt, indem man genau das tut, was dieses Problem verursacht. Das Problem, das wir fast alle gerade haben, ist die Kälte. Kälte, weil es draußen unter null Grad hat. Kälte, weil sich die Gasspeicher leeren und es sich viele nicht mehr leisten können, über 18 Grad zu heizen. Kälte auch im übertragenen Sinn, weil das gesellschaftliche Klima gerade nicht sehr toll ist. Bei so viel Kälte überall wundert es einen daher nicht, dass manche auf die Idee kommen, sich noch einmal extra der Kälte aussetzen zu wollen. So wie diese Frauen mit ihren fröhlichen Bade-Outfits am schneebedeckten Ufer des Serpentine-Sees in London, die gerade im Wasser waren. Und die drei sind keineswegs die Einzigen. Zwar wird Winterschwimmen in Großbritannien schon länger in Vereinen praktiziert, seit einigen Jahren ist Eisbaden aber auch hierzulande zu einem größeren Phänomen geworden. Wer es selbst ausprobiert hat, weiß: Es hilft tatsächlich, bei frostigen Temperaturen in einen eiskalten See oder Fluss zu steigen, also dem einen Irrsinn einen anderen entgegenzusetzen. Wenn man es nämlich richtig macht (dafür bitte unbedingt eine der vielen Anleitungen im Internet lesen!), wird so viel Adrenalin durch den Körper gepumpt, dass man in eine Art Euphorie verfällt. Und man irgendwann das Gefühl hat, alles wird warm und gut.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kolumne "Moment Mal"
:Schmerzhafter Protest

Unser Bild der Woche: Hand eines unbekannten Aktivisten der "Letzten Generation", Berlin, 5. Dezember 2022

Von Christian Mayer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: