König Carl XVI. Gustaf von Schweden:Herrenabend im Rotlicht

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Schwedens Monarchie in der Krise: Ein Skandal-Buch bringt Carl XVI. Gustaf in Bedrängnis. Es berichtet von Affären des Königs mit einer Sängerin, Besuchen in Stripclubs und Kontakten zur Unterwelt.

Gunnar Herrmann

Die königliche Elchjagd in Trollhättan ist für Carl XVI. Gustaf stets ein Fest. Stolz pflegt er alljährlich nach der Hatz vor die Presse zu treten und seine Beute zu präsentieren. In diesem Jahr dürfte ihm der Auftritt wenig Freude bereitet haben. Niemand interessierte sich für Elche - der Gejagte war der schwedische König selbst, denn ein neues Buch enthüllt unangenehme Details aus seinem Privatleben. Seit Tagen berichten die Medien schon von Besuchen in Stripclubs, Herrenabenden und Affären.

Eben war die schwedische Monarchie noch im Hochzeitsglück, jetzt steckt sie in der Krise: Ein Buch enthüllt unangenehme Details aus dem Privatleben des Königs Carl XVI. Gustaf. (Foto: AP)

Schwedens Monarchie, eben noch im Hochzeitsglück, befindet sich plötzlich in der Krise. Die Biographie Der widerwillige Monarch, die an diesem Freitag in den Handel kommt, ist bereits vor ihrem Erscheinen zum Skandal geworden. Die drei Autoren Thomas Sjöberg, Deanne Rauscher und Tove Meyer erheben darin herbe Anschuldigungen.

Unter anderem soll Carl XVI. Gustaf eine mehrjährige Affäre mit einer Sängerin gehabt haben - Königin Silvia wusste angeblich Bescheid. Zudem feierte er dem Buch zufolge mit seinen Freunden ausschweifende Feste mit leichtbekleideten Frauen. Anfang der 1990er Jahre sollen diese Herrenabende sogar im illegalen Stockholmer "Club Power" stattgefunden habe, dessen Betreiber Mille Markovic ein bekannter Gangster war. Markovic tritt in dem Buch jetzt als Kronzeuge auf. Nun fragt sich ganz Schweden: Stimmt das alles? Und wenn ja: Muss man es wirklich drucken?

Autor Sjöberg sieht vor allem in den mutmaßlichen Verbindungen zur Unterwelt eine Rechtfertigung für sein Buch. Ein Staatsoberhaupt mache sich dadurch erpressbar und werde zum Sicherheitsproblem, argumentiert er - und rührt an einem Tabu. Von wenigen Ausnahmen abgesehen berichteten Schwedens Medien bisher kaum über Affären der Royals, auch wenn es Gerüchte über Seitensprünge des Königs gab.

"In dem Buch steht nichts Neues", sagte Daniel Nyhlén, ein früherer Hofberichterstatter des Klatschblattes Svensk Damtidning. "Diese Dinge haben wir schon seit Jahren in den Kaffeepausen diskutiert." Nur geschrieben habe man sie eben nicht. Voyeurismus wollen sich Sjöberg, Rauscher und Meyer aber nicht vorwerfen lassen. Man habe durchaus Rücksicht genommen und nicht alle schmutzigen Details veröffentlicht, so Rauscher. "Ich finde, das Buch ist nett. Es hätte viel schlimmer werden können."

Die Autoren untermauern ihre Geschichte mit einer Vielzahl von Quellen, darunter Gesprächen mit mehr als einem Dutzend Frauen, die bei den Partynächten dabei gewesen sein wollen. Doch bleiben die meisten von ihnen anonym, was Kritiker als unseriös bemängeln.

Und die Männer, die die königlichen Orgien organisiert haben sollen, dementieren bislang alles. "Nichts als Spekulationen, Fälschungen, Verleumdungen", erklärte Anders Lettström, einer der engsten Freunde des Monarchen. Der König selbst sagte am Donnerstag, er habe das Buch noch nicht zuende gelesen, aber: "So wie ich es verstanden habe, geht es um alte Geschichten. Deswegen haben meine Familie und ich uns entschieden, umzublättern und nach vorne zu sehen."

© SZ vom 05.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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