Kinder und Ehe:Lieber Kegel als Kind

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Die neuen Bundesländer liegen auf einem Spitzenplatz in Europa - und zwar bei nichtehelichen Kindern. Babys mit verheirateten Eltern sind dort inzwischen in der Minderheit.

Die alte Redewendung "mit Kind und Kegel" deutet auf eine gesellschaftliche Hierarchie hin, die über Jahrhunderte en vogue war: "Kegel" hatte im Mittelalter die zusätzliche Bedeutung "uneheliches oder lediges Kind". Ein weiteres Synonym: "Bastard". Wer von einer unverheirateten Mutter geboren wurde, hatte es deutlich schwerer im Leben als die Nachbarskinder - und war zeitlebens von diesem Makel gebrandmarkt.

Verkleidete Kinder spielen Hochzeit: Lange Zeit waren Ehe und Kinder miteinander verbunden, alles andere wurde als anstößig empfunden. Im Osten Deutschlands ist inzwischen weniger als die Hälfte der frischgebackenen Eltern verheiratet. (Foto: ag.ddp)

Im zeitgenössischen Ostdeutschland liegt es hingegen im Trend, Kinder ledig auf die Welt zu bringen. Weit mehr als die Hälfte aller Kinder in Ostdeutschland haben eine nichtverheiratete Mutter. Mit einem Anteil von 57,8 Prozent nichtehelicher Kinder liegen die neuen Bundesländer auf einem Spitzenplatz in Europa, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsentwicklung (BIB) mitteilte.

Nur in Island (64,1 Prozent) und Estland (59,1 Prozent) war der Anteil höher, errechneten die Statistiker anhand der Geburtenzahlen von 2008. In Westdeutschland wurden 25,8 Prozent der Kinder unehelich geboren, der Anteil lag noch unter dem europäischen Durchschnitt von 31,2 Prozent - allerdings mit steigender Tendenz.

Den Grund für die hohe Anzahl an Paaren, die sich unverheiratet für Kinder entscheiden, sieht BIB-Experte Jürgen Dorbritz in der gesellschaftlichen Akzeptanz: "Die nichteheliche Elternschaft ist in den neuen Bundesländern zur sozialen Normalität geworden". Weil das Zusammenleben ohne Trauschein als Lebensform anerkannt sei, hätten sich Eheschließung und Geburt entkoppelt.

Mit der Häufigkeit nichtehelicher Geburten habe sich auch deren Charakter verändert, hob Dorbritz weiter hervor: Seien Schwangerschaften bei nichtverheirateten Frauen früher meist ungeplant gewesen, so würden sich heute viele ganz bewusst für den Nachwuchs außerhalb der Ehe entscheiden.

In Südeuropa gab es der Statistik zufolge die wenigsten nichtehelichen Kinder. In Griechenland lag ihr Anteil bei 6,5 Prozent.

© sueddeutsche.de/dpa/ap/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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