Wertheim:Jagdhorn und Oscar-Regisseur: Hunderte bei Adelshochzeit

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Wertheim (dpa/lsw) - Hunderte Gäste und Schaulustige haben bei einer großen Adelshochzeit in Wertheim (Main-Tauber-Kreis) das Brautpaar in der historischen Altstadt hochleben lassen. Sophie Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (28) und Constantin Graf Fugger von Babenhausen (30) waren mit einem 75 Jahre alten Oldtimer zur Trauung in der spätgotischen Stiftskirche gefahren.

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Wertheim (dpa/lsw) - Hunderte Gäste und Schaulustige haben bei einer großen Adelshochzeit in Wertheim (Main-Tauber-Kreis) das Brautpaar in der historischen Altstadt hochleben lassen. Sophie Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (28) und Constantin Graf Fugger von Babenhausen (30) waren mit einem 75 Jahre alten Oldtimer zur Trauung in der spätgotischen Stiftskirche gefahren.

Unter den Gästen war auch ein Oscar-Preisträger: Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck (44, „Das Leben der Anderen“). „Der Adel ist volksnaher denn je, weil er selbst Teil des Volkes ist“, sagte der aus Los Angeles angereiste Donnersmarck am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. In Deutschland sind Adelsprivilegien seit 1919 abgeschafft, seitdem gelten Adelsbezeichnungen als Teil des Namens.

Auch fast 100 Jahre später faszinieren „Adels-Berichte“ nach Einschätzung des Soziologen Michael Hartmann zahlreiche Menschen. „Die Faszination resultiert aus einer Mischung von zwei Faktoren: einer Sehnsucht nach der guten alten, scheinbar geordneten Zeit - was angesichts einer zunehmend ungeordneter wirkenden Welt für manche sehr attraktiv ist. Und dem Glamour-Faktor, der auch gegenüber sogenannten Celebrities zu beobachten ist“, sagte der Wissenschaftler der TU Darmstadt. Der sogenannte Hochadel sichere seine Position vor allem durch Heiraten untereinander ab. „Da heiratet im Prinzip großer Grundbesitz anderen großen Grundbesitz“, meinte der 64-Jährige.

Bei strahlendem Wetter in Wertheim trug die Braut einen Schleier aus Brüsseler Spitzen aus dem Jahr 1860, den bereits andere Frauen aus dem Haus Löwenstein bei ihrer Hochzeit getragen hatten. Das Brautkleid stammt aus München, wo das Paar lebt. „Die beiden haben sich vor acht Jahren selbst bei einer Hochzeit kennengelernt“, sagte eine Sprecherin des Hauses Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Standesamtlich ist das Paar bereits seit Dezember 2016 verheiratet.

Zahlreiche Zuschauer verfolgten im Stadtzentrum, wie sich die illustre Hochzeitsgesellschaft an der Kirche versammelte. Zur Trauung waren neben Vertretern aus Kultur und Wirtschaft auch Mitglieder etwa der Häuser Schaumburg-Lippe und Sayn-Wittgenstein sowie Hohenzollern eingeladen. Für Musik sorgten die Wertheimer Jagdhornbläser unter Leitung von Hofkapellmeister Helmuth Fritz-Guischard.

Nach einem gemeinsamen Gang durch die Altstadt stand für die Gäste am Main-Ufer das Schiff „Mozart“ zur kurzen Fahrt ins benachbarte Kreuzwertheim (Kreis Main-Spessart) bereit. Im dortigen Schlosspark hatten die Gastgeber für die zentrale Feier Festzelte aufschlagen lassen. 20 Köche bereiteten ein Mehr-Gänge-Menü mit Zutaten aus der Region zu - außer Erbsen und Pilze. „Das hat die Braut so gewünscht“, sagte die Sprecherin. Gereicht wurden lokale Rot- und Weinweine.

Begonnen hatte das Fest mit einem Polterabend auf der Burg in Wertheim. Gewünscht als Kleiderordnung waren Lederhose oder Dirndl. Oberbürgermeister Stefan Mikulicz (CDU) erschien im Trachtenjanker.

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