Gesellschaft:Lagerung von Leichen in Halle: Keine Hinweise auf Straftat

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Acht Leichen, die in Särgen zwischen zahlreichen Schrottautos und Bauschutt in einer Kfz-Werkstatt in Biegen (Oder-Spree) lagerten, haben die Behörden auf den...

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Biegen (dpa/bb) - Acht Leichen, die in Särgen zwischen zahlreichen Schrottautos und Bauschutt in einer Kfz-Werkstatt in Biegen (Oder-Spree) lagerten, haben die Behörden auf den Plan gerufen. Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) auf Anfrage mitteilte, soll es sich um einen Bestatter aus dem Landkreis Oder-Spree handeln, der die Särge in Kühlboxen in der alten Auto-Halle abgestellt hatte. Der Bestatter soll als Subunternehmer gearbeitet haben. Weitere Details teilte die Sprecherin nicht mit.

Die Behörde geht zunächst nicht von einer Straftat aus. „Nach derzeitigem Stand der Erkenntnisse sehen wir noch nicht den Straftatbestand der Störung der Totenruhe“, sagte die Sprecherin. Eine etwaige Ordnungswidrigkeit müsse vom Landkreis verfolgt werden. Inzwischen seien alle Kühlboxen mit den Leichen abtransportiert worden. Zuvor hatte die „Märkische Oderzeitung“ über den Fall berichtet.

Der Fall wurde bereits in der vergangenen Woche bekannt. Nach Hinweisen unter anderem des Ortsvorstehers von Biegen schritten die Behörden am vergangenen Mittwoch ein. Das Gesundheitsamt untersagte nach Abgaben des Landkreises die Nutzung der Werkstatt. Derzeit sichte der Landkreis Unterlagen zu diesem Vorgang, sagte ein Sprecher am Freitag. Gegen den Betreiber der Lagerhalle werde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.

Die Bestattungsinnung Berlin-Brandenburg sprach von einem „Unding“. „Wir haben von so einen Fall überhaupt noch nicht gehört“, sagte Rüdiger Kußerow, Bestatter und Obermeister der Innung der Deutschen Presse-Agentur. „Das Ganze ist unwürdig“. Der Verstorbene müsse vom Sterbeort in eine amtlich anerkannte Kühlhalle überführt werden oder zum Friedhof oder ins Krematorium. „Alles andere ist nicht statthaft“, so Kußerow.

Eine Lagerung auf diese Art und Weise sei zudem nicht ungefährlich, erklärte der Bestatter. Es gebe auch Leichen, die infiziert sein könnten. Bestatter, die keine eigenen Kühlräume haben, hätten Gelegenheit, sich in Krankenhäuser einzumieten. Diese stellten speziellen Platz für die Aufbewahrung der Leichen zur Verfügung.

Nach einem Bericht der „Märkischen Oderzeitung“ sollen Anwohner die Kfz-Werkstatt schon länger beobachtet haben. Einige hätten bereits eine Unterschriftensammlung gestartet, um die Vorfälle um die Halle aufzuklären, doch das Amt habe erst vergangene Woche reagiert.

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