Berlin:CSD feiert „Ehe für alle“: Hunderttausende erwartet

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Berlin (dpa/bb) - "Mehr von uns - jede Stimme gegen Rechts" - mit diesem Motto wollen am Samstag Schwule, Lesben und Transexuelle in Berlin den Christopher Street Day (CSD) feiern. "Die Öffnung der Ehe für alle wird für noch mehr positive Stimmung sorgen", sagte Tatjana Meyer, Sprecherin des CSD Berlin. Zur 39. Parade werden einige hunderttausend Teilnehmer erwartet.

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Berlin (dpa/bb) - „Mehr von uns - jede Stimme gegen Rechts“ - mit diesem Motto wollen am Samstag Schwule, Lesben und Transexuelle in Berlin den Christopher Street Day (CSD) feiern. „Die Öffnung der Ehe für alle wird für noch mehr positive Stimmung sorgen“, sagte Tatjana Meyer, Sprecherin des CSD Berlin. Zur 39. Parade werden einige hunderttausend Teilnehmer erwartet. 

Auch wenn mit der „Ehe für alle“ eine wichtige Forderung von Lesben, Schwulen und Transsexuellen erfüllt wurde, am Samstag will die Community für weitere Forderungen demonstrieren. Ziel sei die völlige Gleichberechtigung und Akzeptanz bei allen Gesetzen und in allen Regelungen. So sollten schwule und lesbische Lebenswelten - also Modelle, die nicht der typischen Vater-Mutter-Kind-Familie entsprechen - etwa in Schulbüchern abgebildet werden.  

Anerkennung und Toleranz durch Bildung und Aufklärung fordert auch der Berliner CSD. Eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage der jüdischen Organisation American Jewish Committee (AJC) und Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) zu Antisemitismus an Berliner Schulen zeigte: Homophobie sei besonders bei Schülern mit türkischen und arabischen Wurzeln weit verbreitet. 27 Lehrer an 21 Berliner Schulen wurden befragt.

Ein großer Teil der Lehrer berichtete von einer teils sehr aggressiven Intoleranz gegenüber Homosexuellen. Ein Coming-out sei heute undenkbar, meinte eine Lehrkraft an einer Brennpunktschule. Die Umfrage wäre nicht zwar repräsentativ und nicht auf alle Schulen übertragbar, sei aber ein Stimmungsbild, das der Senat sehr ernst nehme, sagte Scheeres.

Bei der Berliner Polizei ist die Debatte um mehr Schwulenfeindlichkeit von muslimischen Migranten bekannt. Belege gebe es jedoch keine. Die Religion oder ein eventueller Migrationshintergrund würden nicht erfasst, sagte ein Polizeisprecher. 

80 bis 130 homophobe und transphobe Übergriffe (Übergriffe auf Menschen, die transsexuell sind) werden im Jahr bei der Berliner Polizei angezeigt. Das Beratungsprojekt Maneo registrierte im vergangenen Jahr 291 Fälle - im Vorjahr waren es noch 259. Die Dunkelziffer wird weit höher eingeschätzt. Die Polizei ermutigt, Übergriffe und Beleidigungen anzuzeigen. 

Für neuen Zündstoff in der Debatte sorgte am Montag ein Kommentar der Berliner Dragqueen Nina Queer. Sie hatte im Internet nach einem Angriff auf ein schwules Paar in Berlin-Neukölln mit Blick auf die Täter gefordert: „Sofort abschieben! Ob in Deutschland geboren oder nicht. Wer Stress haben will, für den lässt sich doch bestimmt ein tolles Kriegsgebiet finden.“ Laut dem Polizeibericht sprachen die Angreifer Türkisch.

Die homosexuelle Community reagierte auf Queers Beitrag mit Rassismusvorwürfen. Die Berliner SPD, die beim Abgeordnetenhauswahlkampf auf Plakaten mit Queer als sogenannte Toleranzbotschafterin warb, distanzierte sich von den „menschenverachtenden Kommentaren“ der Dragqueen. Später entschuldigte sich Queer für die Äußerung. Ich meinte, dass Menschen, denen es hier nicht passt, woanders hingehen sollen. Es sei egal, woher die Täter stammten. 

Zu der Parade am Samstag haben sich 30 Fußgruppen und 48 Vereinen mit 58 Wagen angemeldet. Um 12.00 Uhr soll der Zug vom Kurfürstendamm Richtung Brandenburger Tor starten. Dort will Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) die Abschlusskundgebung mit buntem Bühnenprogramm und anschließender Party eröffnen. 

Für Freitagabend rief der Schwulen- und Lesbenverband Berlin zum christlich-jüdisch-muslimischen Gottesdienst in die St. Marienkirche am Alexanderplatz (18.00 Uhr). Am Samstag vor dem Umzug soll es eine Kranzniederlegung am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Tiergarten geben (11.00 Uhr). 

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