Freizeit:Dem Auge ein Stück näher - Pflanzen als Hochstamm

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Herbolzheim (dpa/tmn) - Fuchsien, Strauchmargeriten, Wandelröschen und viele andere Kübelpflanzen lassen sich als Hochstämmchen ziehen. Damit sitzen ihre duftenden Blüten nicht nur eine Etage höher als üblich. Es ist auch Platz für weitere Pflanzen unter der Krone.

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Herbolzheim (dpa/tmn) - Fuchsien, Strauchmargeriten, Wandelröschen und viele andere Kübelpflanzen lassen sich als Hochstämmchen ziehen. Damit sitzen ihre duftenden Blüten nicht nur eine Etage höher als üblich. Es ist auch Platz für weitere Pflanzen unter der Krone.

In der Gärtnerei oder im Gartencenter überragen die Köpfe von Hochstämmchen die große Auswahl an Blühpflanzen. Die Klassiker in dieser Wuchsform sind Rose, Fuchsie und Buchs - sie haben einen Stamm, auf dem eine Krone thront, ähnlich wie bei einem Baum. Das Angebot wird aber immer größer: Margeriten, Wandelröschen und Enzianstrauch, Oleander, Zitrusfrüchte, Rosmarin, Zwergflieder, Lorbeer und Fächerahorn präsentieren ihre buschigen Kronen auf einem geraden Stamm. Sie rücken damit dem Auge, aber auch der Nase ein Stückchen näher.

Vor allem aus gestalterischer Sicht haben Hochstämmchen viele Vorteile: „Durch ihre Höhe betonen sie Hauseingänge und Einfahrten“, erklärt Hansjörg Haas, Gartenbauingenieur und Fachbuchautor aus Herbolzheim in Baden-Württemberg. „Gerade an solchen Standorten werden durch Formschnitt auch gerne schöne Symmetrien gebildet.“ Etwas höher gesetzt kommen die Blüten besser zur Geltung. Wer würde sich schon bücken, um das Farbenspiel der Wandelröschen auf Höhe des Knöchels zu bewundern? Duftende Hochstämmchen finden ihren Platz deshalb gerne in der Nähe des Sitzplatzes.

Auch Platzgründe sprechen für Hochstämmchen. Das liegt zum einen daran, dass die Krone durch den Schnitt in Schach gehalten wird und weniger ausladend wächst als in anderen Wuchsformen. Außerdem ist darunter Platz für weitere Pflanzen, wie Oliver Fink, Vorsitzender des Verbandes der Gartenbaumschulen in Haan (Nordrhein-Westfalen) erläutert. In kleinen Gärten oder auf dem Balkon können so auf mehreren Stufen Pflanzen auf geringer Grundfläche angeordnet sein.

Hobbygärtner sollten auf die Winterhärte der Hochstämmchen achten. Denn winterharte Gehölze wie Buchsbaum, Rosen, Ginster, Flieder oder Gingko sind ganz unproblematisch und gedeihen sowohl im Beet als auch im Kübel. „Mediterrane Gewächse wie Oleander, Oliven und Rosmarin vertragen zwar einige Minusgrade, können aber nicht draußen überwintern“, erläutert Fink. Sie sind daher im Kübel gut aufgehoben. Das gilt auch für alle nicht winterharten Pflanzen.

Ein gesundes Hochstämmchen erkennt der Hobbygärtner eigentlich an den Wurzeln. Doch sie sind selten für den Käufer sichtbar. Anzeichen liefern auch die sichtbaren Teile: „Der Stamm sollte gerade gewachsen sein“, zählt der Gartenbauingenieur Haas auf. „Die Rinde darf keine Verletzungen aufweisen.“ Bei veredelten Gehölzen sollte die Veredelungsstelle nicht eingetrocknet oder die Rinde eingefallen sein. Das wäre ein Zeichen dafür, dass die Stelle nicht gut verwachsen ist. Die Kronenform sollte rundum dicht und gleichmäßig sein.

„Oft werden Hochstämmchen in viel zu kleinen Töpfen verkauft“, erzählt Fink. Besonders bei kostengünstigen Margeriten sei das ein Problem, das die Lebensdauer der Pflanzen erheblich verkürze. Der Hobbygärtner muss sie umtopfen. „Nur in einem ausreichend großen Topf kann das Gewächs ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden. Gleichzeitig garantiert er die Standsicherheit.“

Hochstämmchen brauchen häufig eine Stütze. „Insbesondere junge Hochstämme haben oft große Kronen“, erläutert Peter Botz, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Garten-Center in Grafschaft-Ringen (Rheinland-Pfalz). „Der Stamm ist jedoch noch nicht ausreichend ausgereift und kann leicht brechen.“ Er rät daher, die Pflanze mit einem Stab zu sichern, einen windgeschützten Standort zu wählen und die Krone kleinzuhalten.

Die Pflegemaßnahmen während des Sommers beschränken sich auf ausreichendes Gießen und Düngen sowie das Entfernen von Verblühtem und unerwünschten Seitentrieben. Der Zeitpunkt des Rückschnitts hängt von der Pflanze ab: Frühjahrsblüher werden direkt nach der Blüte geschnitten. Bei allen anderen bietet es sich an, sie vor dem Neuaustrieb in Form zu bringen. Haas empfiehlt dafür bedeckte Tage. „Durch den Rückschnitt kommen bislang innen, im Schatten liegende Blätter nach außen.“ Intensive Sonne könne sie leicht verbrennen.

Pflanzen mit Hochstämmchen haben ihren Preis. Ambitionierte Hobbygärtner können sich aber an die eigene Anzucht zu wagen. „Mit Fuchsien erzielt man am einfachsten und schnellsten Erfolge“, sagt Fink. Aber auch der Enzianstrauch, Schönmalven, Flieder, Buchs oder Lorbeer seien gut für Anfänger geeignet.

„Für die Anzucht verwendet man am besten eine junge Pflanze mit einem kräftigen, möglichst aufrecht wachsenden Haupttrieb“, rät Botz. Weitere Haupttriebe sowie die Seitentriebe des künftigen Stammes entfernt der Hobbygärtner. Die Blätter müssen allerdings dranbleiben, damit die Pflanze weiterhin Sonnenlicht in Stärke verwandeln kann.

Der Stamm wird mit einem speziellen Schlauchband oder kleinen Baumbindern an einem Stützstab befestigt, die Triebspitze bis zur gewünschten Höhe aufgeleitet und der Neuaustrieb immer wieder am Stab fixiert. Drei bis fünf Augen oberhalb des gewünschten Kronenansatzes wird die Spitze gekappt.

Jetzt treiben aus den oberen Augen die Triebe für die künftige Krone aus. Sie werden wieder nach drei bis fünf Augen eingekürzt, um die Verzweigung zu fördern. So entsteht eine möglichst dichte, buschige und kugelrunde Krone. Alle unerwünschten Seitentriebe, die sich unterhalb der Krone am Stamm bilden, sowie alle Emporkömmlinge aus dem Erdreich müssen immer gekappt werden - je früher, desto besser.

Literatur:

Hansjörg Haas: Das große GU Praxishandbuch Pflanzenschnitt, Gräfe und Unzer Verlag, München, 312 Seiten, 29,99 Euro, ISBN-13: 978-3-8338-2536-1

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