Fashion Week Mailand:Der Monroe-Sexappeal ist zurück

Modern im eigentlichen Sinn ist die Mode bei der Mailänder Fashion Week nicht. Die Top-Designer bedienen sich fast ausnahmslos in vergangenen Jahrzehnten. Überraschend sind die Anleihen bei Art-déco, den Hells Angels und aus dem Gemüsebeet aber trotzdem.

Peter Bäldle

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Egal wie sehr das internationale Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit Italiens noch sinken mag, Gucci jedenfalls steht glänzend da - mit Verkaufszahlen in Höhe 3,6 Milliarden Dollar im abgelaufenen Geschäftsjahr.

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(Foto: Getty Images for Gucci)

Kein Wunder also, dass Frida Giannini, die Designerin des Hauses, zum Auftakt der Mailänder Schauen für Frühjahr/Sommer 2012 goldene Einladungen zum Defilee verschickt.

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Für dieses ließ sie sich ausgerechnet von den gleichfalls krisengeschüttelten zwanziger Jahren inspirieren, die bekanntlich am Schwarzen Freitag von 1929 mit einem Börsencrash endeten. Aber die Epoche hat eben auch die hinreißende Art-déco-Architektur des Chrysler-Buildings zu bieten, den Charleston und F. Scott Fitzgeralds "Großen Gatsby", den Hollywood mit Leonardo DiCaprio neu verfilmt.

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Alles zusammen übersetzt die Designerin mit dem Midas-Touch in goldglänzende, schwingende Fransenkleider und jazzige Schwarz-Weiß-Dessins mit Smaragdgrün als Kontrast. Das bringt die gerade verlaufende "Jumper-Linie" in die Mode zurück mit breiter Hüftblende über kniefreiem Faltenrock. Die Alternative dazu: weich fallende Hosen mit seitlichen Kontraststreifen zu kurzen, kastigen Spenzerjacken.

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Art déco mit seinen spektakulären graphischen Dessins und der klaren Linienführung bei den Schnitten zeigen einige Kollektionen in Mailand. Diskret überträgt sie Alberta Ferretti mit durchsichtigen Linien auf wadenlange Unikleider in satten Gewürzfarben.

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Die am schönsten kolorierten Art-déco-Drucke aber bietet Etro auf geraden Tuniken über feinplissierten Miniröcken.

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Auch Giorgio Armani konnte sich dem Gatsby-Flair nicht entziehen, das er in seiner Emporio-Kollektion mit kühler Ostküsten-Eleganz für lässige Jacken, Pyjamahosen und lose Hängerkleidchen interpretiert. Dafür lässt er nur Schwarz oder Weiß gelten, kontrastgepaspelt an den Kanten.

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Auch an Mänteln überraschen Plisseefronten oder Beläge aus Guipure-Spitze, die wie Topflappenstrick aussehen. "Ich wollte eine Mode entwerfen, die 'sweet' ist. Denn 'süß' ist als Wort ein Tabu", sinniert Miuccia Prada nach der Schau und fragt "warum müssen Frauen heute so aggressiv aussehen?"

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Auch Miuccia Prada hat den "American Way of Life" für sich entdeckt - in Zuckerpastells im Stil der fünfziger Jahre. "Frauen und Autos" nennt sie ihre Kollektion und lässt Cadillacs in Spielzeuggröße auf Stoffe drucken oder auf Plisseeröcke sprühen.

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(Foto: REUTERS)

Prompt schneidert sie volumige Rockerblousons aus schimmerndem Seidenduchesse, ersetzt Nieten durch farbige Glitzersteine und lässt Hells-Angels-Flammen an braven Faltenrocksäumen zügeln.

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Zeigt Pradas Umgang mit den Fifties spielerische, fast kindliche Züge, so wird das Jahrzehnt von Raf Simons bei Jil Sander mit dem gebührenden Ernst behandelt. Er besinnt sich auf Kim Novaks lianenschlankes Kostüm in Wadenlänge aus dem Hitchcock-Klassiker "Vertigo" und bringt es mit weißen Hemden zusammen als Quintessenz der Sander-Mode.

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Das Ergebnis sind makellose Ärztekittelkleider und auf den Körper modellierte Kostümfutterale mit naiven Paisley-Zeichnungen in Buntstiftfarben. Strassclipse lenken zusätzlich den Blick auf die Taille. Simons, der noch in der letzten Saison mit unförmigen Volumen experimentierte, betont wieder die weiblichen Formen.

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Für Donatella Versace und Anna Molinari (siehe Bild) dürfte das nicht neu sein. Denn Kurven inszeniert auch letztere in ihrer Blumarine-Kollektion mit schenkelkurzen, tief dekolletierten Stretchkleidern, auf denen diesmal riesige Margeriten in Fluo-Farben blühen.

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Perfekte Schnitte jedoch mit graphisch gesetzten Plisseepartien verhindern, dass Versaces Mode ins Kitschige abgleitet, was angesichts von Donatellas Barbiepuppenriege, mit Heidi Klum als Stargast, gar nicht so einfach ist.

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Bei Donatella Versace indes stand Bruder Gianni Pate für flächendeckenden Goldnietenbefall und pastellige Miami-Drucke mit Nixen, Muscheln und Seesternen.

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Keine Angst vor Kitsch haben hingegen Domenico Dolce & Stefano Gabbana: Sie schwelgen mit üppigen Corsagekleidern und wadenlangen Etuiröcken zu kurzen Trapezjacken im Mambo-Rhythmus der fünfziger Jahre.

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Und sie zeigen Humor, wenn riesige Tomaten, Auberginen und Zwiebeln auf ihren Stoffen dominieren. Knoblauchzehen und Peperoni baumeln neben Goldmünzen an Ohrringen, und Juwelen, so viele wie die Lichter ihres Kirmes-Himmels über dem Defilee, funkeln auf hautfarbenen Spitzenkleidern.

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(Foto: Getty Images)

In der ersten Reihe sitzt völlig verzückt Hollywood-Star Scarlett Johansson mit tizianfarbenen Locken und goldenen Glitzerpumps zum kurvigen Spitzenkleid. Sexappeal, ein Begriff, den man einst mit Marilyn Monroe verband, ist in die Mode zurückgekehrt.

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Modern im eigentlichen Sinne des Wortes ist das natürlich nicht. Und doch gibt es Mode in Mailand, die ohne einen Blick zurück auf vergangene Jahrzehnte auskommt, bei Bottega Veneta etwa. Dort behandelt der Schwarzwälder Tomas Maier mit schwäbischer Gründlichkeit jedes Modell wie ein Unikat und lässt es collagenähnlich aus ungewöhnlichen Materialkombinationen entstehen.

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"Ich möchte Kleider entwerfen, die Freiheit vermitteln und den Geist fliegen lassen", sagt der Designer, "Kleider, die ihre Kraft entwickeln aus ihrer handwerklichen Schönheit. Und vor allem, die sich nicht so leicht einordnen lassen!"

© SZ vom 27.9.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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