Leserin Saskia K. aus Traunstein fragt:
Wenn ich meinen Ex-Mann nicht an seine Töchter (zwei und sechs Jahre alt) erinnern würde, käme er nie zu Besuch. Die Große ist sehr enttäuscht und sagt, dass sie ihren Papa zwar lieb hat, meinen neuen Freund aber viel mehr. Der kümmert sich sehr um sie. Muss ich den Kindern ihren Vater bewusst "besser" verkaufen, oder ist er selbst schuld, wenn sie sich von ihm entfernen?
Drei Experten antworten:
Kirsten Boie: Jeder Mensch hat ein Bedürfnis, seine Wurzeln zu kennen
Großartig, dass Ihr neuer Freund sich so um die Kinder kümmert. Und genauso großartig, dass Sie sich darum bemühen, dass der Vater Ihrer Kinder den Kontakt hält. Denn egal, wie er sich konkret verhält: Der leibliche Vater wird für die Mädchen immer wichtig sein. Jeder Mensch hat ein Bedürfnis, seine Wurzeln zu kennen und eine Verbindung zu ihnen zu haben - in manchen Phasen des Lebens mehr, in anderen weniger.
Und darum ist es für Ihre Kinder unter Umständen schmerzhafter, wenn der Vater keinen Kontakt zu ihnen hält oder sie mit einem negativen Bild von ihm leben müssen. Natürlich sollten Sie nicht lügen, aber werben Sie - jeweils altersgemäß - um Verständnis für sein Verhalten, wie schwer es Ihnen auch fallen mag.
Kirsten Boie ist Schriftstellerin und Autorin von mehr als hundert Kinder- und Jugendbüchern, darunter die allseits bekannten und geliebten Geschichten "aus dem Möwenweg" oder die Abenteuer des kleinen "Ritter Trenk".
(Foto: Christian Charisius/dpa)Übrigens muss die Liebe zum leiblichen Vater natürlich überhaupt keine Konkurrenz zu Ihrem jetzigen Partner bedeuten. Kinder können problemlos zwei Väter lieben. Auch Eltern lieben ja umgekehrt mehrere Kinder auf unterschiedliche Weise. Darum ist Ihre Unterstützung hier so wichtig