Familientrio:Mein Sohn schläft ständig bei meiner Exfrau im Bett - das stört mich

Lesezeit: 3 min

Viele Kinder haben Angst allein im eigenen Bett - und kuscheln sich lieber zu den Eltern unter die Decke. (Foto: dpa)

Darauf angesprochen reagiert die Exfrau aufbrausend. Geht das den Vater nach der Trennung wirklich nichts an? Drei Experten geben Rat.

Leser Thomas H. Aus Freiburg fragt:

Mein Sohn (7) wohnt nach der Trennung von meiner Frau drei Tage pro Woche bei mir und schläft dann ohne Komplikationen in seinem Bett. Durch Zufall habe ich erfahren, dass er - wenn er bei seiner Mutter ist - immer bei ihr im Bett schläft. Ich habe meine Exfrau darauf angesprochen, doch da reagierte sie aufbrausend. Geht mich das wirklich nichts an?

Drei Experten antworten:

Kirsten Boie: Es gibt nicht nur ein Richtig oder Falsch

Vielleicht wären Sie überrascht, wenn Sie wüssten, wie viele Kinder in diesem Alter noch bei ihren Eltern im Bett schlafen! Kinder lieben in der Regel das elterliche Bett, noch bis an die Grenze zur Pubertät. Und nächtliche Ängste treiben oft auch diejenigen Kinder, die längst oder schon immer allein schlafen, wenigstens für einen Teil der Nacht ins Elternschlafzimmer.

In Ihrem Fall gilt vermutlich, was für getrennte Eltern immer gilt: Das Kind lernt, dass der eine Elternteil sich so, der andere aber ganz anders verhält. Und auf den Partner einwirken zu wollen, führt meistens - Sie sagen, Ihre Exfrau reagierte aufbrausend - nur zu Zorn, Vorwürfen und Rechtfertigungen. Gerade, wo es um die Erziehung unserer Kinder geht, sind wir ja besonders sensibel und leicht verletzbar. Es gibt nicht nur ein Richtig oder Falsch. Und dass Ihr Sohn durchaus in der Lage ist, allein in seinem Bett zu schlafen, beweist er schließlich immer wieder bei Ihnen!

Kirsten Boie ist Schriftstellerin und Autorin von mehr als hundert Kinder- und Jugend- büchern, darunter die allseits bekannten und geliebten Geschichten "aus dem Möwenweg" oder die Abenteuer des kleinen "Ritter Trenk". (Foto: Christian Charisius/dpa)

Kirsten Boie ist Schriftstellerin und Autorin von mehr als hundert Kinder- und Jugendbüchern, darunter die allseits bekannten und geliebten Geschichten "aus dem Möwenweg" oder die Abenteuer des kleinen "Ritter Trenk".

Nein, es geht Sie überhaupt nichts an, wie Ihre Exfrau Ihr Kind erzieht. Ihnen steht natürlich frei, ihre Methoden zu kommentieren und Vorschläge dazu zu machen. Aber ihr steht es ebenso frei, das zu tun, was sie eben für richtig hält. Sie haben am Tag Ihrer Scheidung Ihr "Ticket" verloren, das Ihnen bis dahin erlaubt hat, im Leben des anderen Partners mitzumischen. Dennoch würde ich gerne versuchen, Sie zu beruhigen: Dass Ihr Sohn noch im Bett seiner Mutter schläft, wird ihm nicht schaden - ganz egal, wie einfallsreich die Erklärungen Ihrer Ex für diesen Umstand auch sein mögen. Sie müssen als Beispiel vorangehen, damit Ihr Sohn von Ihnen lernen kann, wie man erwachsen und zu einem verantwortungsvollen, unabhängigen und reifen Mann wird.

Jesper Juul ist Familientherapeut in Dänemark und Autor zahlreicher internationaler Bestseller zum Thema Erziehung

Ich finde, dass Ihr Nachhaken keinen gravierenden Verstoß gegen die ungeschriebenen Regeln einer Patchwork-Familie bedeutet. Sie können durchaus fragen, ob Ihre Exfrau zumindest plant, dem Siebenjährigen, der bereits zur Schule geht und bald eine Menge Dinge allein erledigen muss, demnächst sein eigenes Bett zuzuweisen. An sich denke ich, dass das in dem Alter gerade noch in Ordnung geht, wenn das Bett groß genug ist und sie Ihren Sohn sonst behandelt wie ein Kind in seinem Alter.

Falls Ihre Exfrau gedanklich jedoch noch einen Kinderwagen schiebt, wird es kritisch. Vielleicht besprechen Sie mit ihr mal ganz grundsätzlich, wo für Sie beide die Altersgrenze liegt und ab wann der Sohn in das Abenteuer "eigenes Bett" starten darf. Bleiben Sie während des Gesprächs aber unbedingt so Zen-mäßig entspannt wie möglich, damit sich Ihre Exfrau dem Thema nicht mehr entziehen kann. Für mich hatte das eigene Bett als Kind übrigens viele Vorteile: Platz zum Rumrollen, Geheimfach unter dem Bett, mit der Taschenlampe abends heimlich Comics lesen, sich vorstellen, das Bett sei ein eigenes Schiff . . . Da wollte ich gar keinen Erwachsenen mit dabei haben. Vielleicht können Sie damit ja Ihren Sohn überzeugen.

(Foto: Anatol Kotte)

Collien Ulmen-Fernandes ist Schauspielerin, Model und Moderatorin. Die Mutter einer kleinen Tochter hat bereits mehrfach Texte zum Thema Elternsein veröffentlicht, 2014 erschien von ihr das Buch "Ich bin dann mal Mama".

Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie eine E-Mail an: familientrio@sueddeutsche.de

© SZ vom 01.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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