Familie:Wenn das Kind zu Hause auszieht

Junge

Das Verrückte ist ja: In den ersten Jahren, da erschien die Zeit oft so unendlich langsam. Und jetzt rast sie so, und man fragt sich: Wo ist die Stopptaste?

(Foto: Matese Fields / Unspalsh)

Viele Eltern leiden, wenn ihre Kinder sich in die Freiheit verabschieden. Dabei liegt darin auch eine große Chance. Über das "Empty-Nest-Syndrom", das bei manchen lange vor dem Auszug beginnt. Zum Beispiel bei unserer Autorin.

Von Mareen Linnartz

Leiser ist es schon geworden. Als hätte jemand beiläufig den Lautstärkeregler runtergedreht, mit jedem Jahr ein wenig mehr. Geräusche, so vertraut, dass ich sie manchmal gar nicht mehr bewusst wahrgenommen hatte, sind einfach verschwunden, unwiederbringlich: Das selbstvergessene Brummen, wenn sie mit Kniepoltern über den Holzboden rutschten, unter der Hand ein Spielzeugauto. Das Gewühle in irgendwelchen Lego-Kisten auf der Suche nach der EINEN Figur mit Spezial-Vorrichtung für Minipistolen und Sternen am Revers, unbedingt wichtig, wenn man eine Polizeistation baut und "Räubers" fangen will. Die hellen Stimmen beim Singen von Kindergartenliedern, "Pitsch, patsch, Pinguin", "Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb". Ich höre sie auch kaum noch wütend aufheulen, sich die Köpfe einschlagen, "Mama!!!!!" rufen, und klar, das vermisse ich nicht. Alles andere aber schon.

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